
Künstliche Intelligenz (KI) findet immer mehr den Weg in unseren Alltag – es gibt inzwischen keinen Lebensbereich mehr, bei der sie keine Rolle spielt. Nicht zuletzt hatte das ChatGBT öffentlichkeitswirksam gezeigt. Auch in der Medizin spielen smarte Algorithmen eine immer größere Rolle. Sie helfen bei der Prävention, Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, vorausgesetzt, die Technik ist sicher. Dazu bedarf es jedoch guter Test, Validierungen und vertrauenswürdiger Zertifikate. Um das voranzutreiben, hat die Europäische Kommission (EU) das Projekt „EU TEF-Health Projekt“ ins Leben gerufen, dem sich u.a. auch der TÜV-Verband angeschlossen hat.
Offiziell gestartet ist TEF-Health („Testing and Experimentation Facility for Health AI and Robotics“) Anfang des Jahres mit dem Ziel, innovative Ansätze aus der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Robotik im Gesundheitswesen zu prüfen und schneller zur Marktreife zu bringen. Die Leitung liegt in deutscher Hand: Prof. Dr. Petra Ritter, Direktorin der Sektion Gehirnsimulation an der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) ist dafür verantwortlich. 51 Projektpartner aus neun europäischen Ländern erhalten eine Förderung der Europäischen Union von stolzen 60 Millionen Euro. Davon gehen zwei Millionen an das BIH.
Neue Technologien auf Herz und Nieren prüfen
Mit TEF Health sollen vor allem neuartige KI-Ansätze in realistischen Settings getestet werden. Hinter den genannten Ansätzen verbirgt sich etwa neue Software, die in Bereichen wie Patientenversorgung und Diagnostik zum Einsatz kommt. Doch auch von KI gesteuerte Geräte, die auch für den direkten Einsatz am Menschen entwickelt wurden,– z.B. OP- und Pflegeroboter – gehören zu den Lösungen, die getestet werden. Für die Projektbeteiligten sind dabei besonders Erkenntnisse, wie man den Marktzugang erleichtern und die Akzeptanz der Menschen für solche Anwendungen erhöhen kann, von Interesse.
„Es ist wichtig, neue Artificial Intelligence und Robotik Technologien a) vertrauenswürdig zu machen und b) auf den Markt zu bringen, damit sie Patientinnen und Patienten helfen können. Hierfür braucht es Regeln und Prozesse, um die Vertrauenswürdigkeit zu testen, zu validieren und zu zertifizieren. TEF-Health entwickelt Dienstleistungen, die diese Prozesse unterstützen“, erklärt Prof. Dr. Petra Ritter, Director, Brain Simulation Section, Berlin Institute of Health & Dept. of Neurology, Charité University Hospital Berlin, die Relevanz von TEF-HEALTH.
Ritter glaubt, dass der Einzug von KI in die Medizin Ärztinnen und Ärzten deutliche Vorteile bringen wird. „KI wird es ermöglichen, viele mehr Daten und Informationen als zuvor zu integrieren – und medizinische Entscheidungen nicht nur auf die Erfahrung von Ärztinnen, Ärzten, Expertinnen und Experten zu stützen, sondern auch auf komplexe statistische Ergebnisse. Für Ärztinnen und Ärzte bedeutet das, dass sie Unterstützung bei ihren Entscheidungen erhalten. Es bedeutet auch, dass alle Informationen über die Patientinnen und Patienten in digitaler Form vorliegen – um sie schließlich mit KI auszuwerten.“
Gemeinsames Handeln auf EU-Ebene
Dem Projekt haben sich verschiedene Akteure aus dem Gesundheitswesen angeschlossen. So sind etwa führende Krankenhäuser, Universitäten und klinische Forschungseinrichtungen wie das Karolinska Institutet in Schweden sowie staatlich benannte Prüforganisationen wie der deutsche TÜV und das französisches „Laboratoire national de métrologie et d'essais“ mit an Bord. Für Ritter ist es sinnvoll, das Ganze auf EU-Ebene zu koordinieren: „Es ist wichtig, dass nicht jeder EU-Mitgliedsstaat das Rad neue erfinden muss. In der EU verbinden uns gemeinsame Werte, Gesetze und Regeln, z.B. die EU-weite Datenschutzgrundverordnung. Daher können wir gemeinsam Lösungen entwickeln. Ökonomisch gesehen ist das viel effizienter. Auch können die Dienstleistungen z.B. für Validierung und Zertifizierung über die Ländergrenzen hinweg genutzt werden.“