Deutsche Ärztinnen und Ärzte stehen in ihrem Job stark unter Druck. Fast jeder Zweite leidet unter Gefühlen körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung. Jedenfalls legt das eine Online-Umfrage des Gesundheitsportals Medscape nahe, das Ärzte in sechs Ländern befragte. Aus Deutschland nahmen 615 Ärztinnen und Ärzte daran teil.
Die Ergebnisse im Detail: 24 Prozent der deutschen Ärzte gaben an, unter Depressionen und depressiven Verstimmungen zu leiden; drei Viertel beschrieben ihre Symptome als „eher leicht“. Von einer Kombination aus Burn-out und Depression berichteten neun Prozent. Zwölf Prozent sprachen nur von Burn-out. Als Ursache sehen die Betroffenen vor allem ihren Job. Jeder Zweite mit einer Depression gibt an, sein Berufsalltag trage zu seinen Symptomen bei. Krankenhausärztinnen und -ärzte nannten diesen Grund etwas häufiger als Niedergelassene. Dagegen gaben insgesamt 56 Prozent der Befragten an, sie hätten keine dieser Erkrankungen und würden auch keine dieser Symptome wahrnehmen.
Die meisten Ärztinnen und Ärzte, die unter einem Burn-out leiden, hatten seit mehr als einem Jahr entsprechende Symptome (60 Prozent). Sie beschrieben sie als „mittlere Intensität“. Als große Belastung nehmen sie vor allem Verwaltungsaufgaben wahr (52 Prozent). Darüber hinaus belasteten sie zu viele Arbeitsstunden (50 Prozent), mangelnde Anerkennung im sozialen Umfeld (36 Prozent), eine zu starke Gewinnorientierung (32 Prozent), eine unzureichende Vergütung (26 Prozent), staatliche Regulierungen (18 Prozent) oder die zunehmende Computerisierung (18 Prozent).
Außer in Deutschland befragte Medscape Ärzte in Frankreich, Portugal, Spanien, USA und Großbritannien. Im internationalen Durchschnitt fühlt sich demnach mehr als jeder dritte Arzt (37 Prozent) ausgebrannt oder leidet unter Burn-out und Depression. „Viele Ärzte haben keine Unterstützung am Arbeitsplatz und manch einer denkt daran, die Medizin aufzugeben“, sagte Veronique Duqueroy von Medscape. Die Umfrage zeige daher deutlich, dass sich die Arbeitsbedingungen global deutlich verbessern müssten.
Dtsch Arztebl 2019; 116(20): [4]