COVID-19: Wie ausgelastet sind die Intensivstationen? DIVI-Intensivregister gibt Antwort

22 März, 2020 - 17:16
Stefanie Hanke
Beatmungsgerät und Covid-Patient

Reichen die Beatmungsplätze der Kliniken aus, auch wenn immer mehr Menschen gleichzeitig an COVID-19 erkranken? Das ist derzeit die Sorge vieler Mediziner. Um den aktuellen Stand der Bettenbelegung in den Intensivstationen abzubilden, haben die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), das Robert Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ein spezielles Online-Register ins Leben gerufen.

Über die Webseite DIVI-Intensivregister können Ärzte, aber auch alle anderen Interessierten den aktuellen Stand der freien Beatmungsplätze in ganz Deutschland abrufen. Die Seite wird ständig aktualisiert und soll künftig die Lage in mehr als 1.000 Kliniken bundesweit erfassen.

„Die Möglichkeiten einer maschinellen Beatmung von COVID-19 Patienten hat sich in schwer betroffenen Ländern wie China und Italien als das Nadelöhr in der aktuellen Pandemiesituation gezeigt“, erklärt Professor Christian Karagiannidis, Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ und Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim. „So haben wir zur Vernetzung der Krankenhäuser und ihrer Intensivstationen jetzt ein System entwickelt, um deutschlandweit die Kapazitäten auf den Intensivstationen tagesaktuell darzustellen.“

Kliniken pflegen Daten täglich selbstständig ein

So lassen sich unkompliziert die intensivmedizinischen Kapazitäten aller Kliniken abfragen. Damit das System funktioniert, müssen die Krankenhäuser täglich ihre Daten in einem geschlossenen Bereich der Datenbank selbstständig einpflegen. So kann sichergestellt werden, dass die COVID-19 Patienten gleichmäßig auf die Intensivstationen einer Region verteilt und dadurch bestmöglich versorgt werden. 

Die DKG hat schon in der vergangenen Woche alle Klinikleiter angeschrieben, um sie zu einer Zusammenarbeit aufzurufen. Denn auch DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß zeigt sich überzeugt: „Durch die neue Plattform werden wir die Versorgungssituation sicherlich verbessern können und hoffen, mögliche Engpässe zu verhindern.“

Bessere Koordination der Intensivstationen

„Die weltweite Verbreitung des neuen Coronavirus stellt auch uns in Deutschland vor eine neue Herausforderung,“ erklärt Professor Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Institutes. „In den Krankenhäusern ist mit einem steigenden Bedarf an Intensiv- und Beatmungskapazitäten zur Behandlung von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen zu rechnen. Deshalb ist es wichtig, dass die DIVI und die DKG unterstützt durch das RKI die Kapazitäten der Intensivbetten digital erfassen und so eine bessere Koordinierung ermöglichen. Ich bitte dringend alle Krankenhäuser, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Sie wird helfen, Leben zu retten.“

Das Register wurde bereits 2009 im Zuge der H1N1-Pandemie aufgebaut. Bisher waren rund 85 Kliniken darin erfasst, die Zahl ist aber seit dem Start schon auf mehr als 650 (Stand: 30.03.2020) angestiegen. Denn für die Kliniken ist eine Registrierung in nur fünf Minuten möglich. „Auch die tagesaktuelle Eingabe der Daten dauert keine fünf Minuten“, erklärt PD Dr. Mario Menk, vom ARDS-ECMO Centrum an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 

Und diese Informationen finden Sie im DIVI-Register: 

Ein einfaches Ampelsystem zeigt die jeweiligen Kapazitäten der Kliniken an. Unterschieden wird zwischen freien Kapazitäten von low-care (geringer Betreuungsbedarf), high-care (schwer Kranke) und ECMO (für schwerstkranke Beatmungspatienten). Je nach Fragestellung stehen weitere Filterfunktionen zur Verfügung. „Ganz wichtig ist auch die Beratungsfunktion des Registers“, erklärt Menk. Kliniken mit viel Erfahrung in der Beatmung von Patienten sind zusätzlich gekennzeichnet. Die Idee dahinter: „Kollegen, die akute Fragestellungen haben, gerade aus den kleineren Kliniken, die seltener beatmungspflichtige Patienten behandeln, können jetzt mit wenigen Klicks sehen, an welche größere Klinik sie sich telefonisch wenden können.“ Telefonnummer und Ansprechpartner sind in einem zweiten Teil des Registers hinterlegt, für den sich die Kliniken aber erst einloggen müssen.

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