Wissensmanagement: Im Miteinander von Jung und Alt

24 Januar, 2020 - 13:17
Dr. Sabine Glöser
Eine Gruppe von Ärtzinnen und Ärzten verschiedenen Alters schauen auf ein Tablet

Am Arbeitsplatz können Jüngere und Ältere nur gemeinsam den wachsenden Anforderungen einer immer schneller und komplexer werdenden Informationsgesellschaft gerecht werden. Dies erfordert eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung von Altersdiversität. Zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Ingo Aberle, Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden.

Studien zufolge können junge Menschen Informationen schnell aufnehmen und verarbeiten. Mit zunehmendem Alter nehme die Verarbeitungsgeschwindigkeit ab, erläutert Aberle. Doch während es früher vor allem auf das Sammeln von Informationen ankam, sei es heute viel wichtiger, Informationen zu filtern. „Informationen sind leicht verfügbar, wir werden permanent mit immer neuen beliefert. Dabei steigt der Anteil der irrelevanten Informationen stark an“, sagt er. An dieser Stelle komme das Erfahrungswissen ins Spiel, also Fähigkeiten und Strategien, den passenden Filter anwenden und Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können. Vorteile haben dem Psychologen zufolge dabei Menschen, die schon länger im Beruf stehen sowie jene, die länger im Unternehmen arbeiten und die Prozesse kennen.

,Jung lernt von Alt‘ hat nach Einschätzung Aberles zwar nicht ausgedient, doch gebe es Einschränkungen. Aufgrund sich verändernder Prozesse passiere es, dass funktionale Strategien ihre Gültigkeit verlieren und man sich schnell an neue Bedingungen anpassen müsse. Als Beispiel nennt er den Umgang mit den sozialen Medien. „Dort finden wir neue Regeln der Kommunikation vor. Um diesen geänderten Verhältnissen gerecht zu werden, wird teilweise Reversed Mentoring angewandt.“ Entgegen dem klassischen Mentoring, in dem ein erfahrener Mitarbeiter einem jüngeren zur Seite stehe, werde ein Jüngerer zum Mentor eines Älteren.

Wichtig sei, Konflikte im Miteinander von Jung und Alt zu vermeiden und die Stärken beider Altersgruppen zu nutzen. „Dazu bedarf es einer Kultur des lebenslangen Lernens – das gilt für jüngere und ältere Mitarbeiter gleichermaßen“, betont Aberle.

Dtsch Arztebl 2019; 116(48): [4]

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