Als erstes Krankenhaus in Deutschland erhielt das Evangelische Krankenhaus Hubertus 2001 das BUND-Siegel „Energie sparendes Krankenhaus“. Jetzt hat die Klinik eine eigene Klimamanagerin. Welchen Benefit hat das fürs Recruiting?
Millennials legen Wert auf einen Arbeitgeber, der ihre Werte teilt. Dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit für diese Generation prägende Themen sind, ist keine Frage. Wirkt sich das auch aufs Personalmarketing in Krankenhäusern aus? Hat ein Green Hospital Vorteile im Recruiting? Jemand, der hier bereits Erfahrungen gesammelt hat, ist Dr. med. Matthias Albrecht, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Hubertus in Berlin. Das Unternehmen gehört zu den Vorreitern in Sachen Umweltschutz und ressourcenschonendes Arbeiten und erhielt bereits 2001 das Siegel „Energie sparendes Krankenhaus“ des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Jüngst wurde die Klinik zum 4. Mal mit dem Siegel zertifiziert. „Man muss da am Ball bleiben“, sagter. „Aber es war und ist uns wichtig, unseren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Gesunde Umwelt, gesündere Menschen.“
Der größte Teil der Energieeinsparungen wurde Anfang der 2000er Jahre durch eine neue Lüftung, Heizung und Kältetechnik erreicht. Zudem wurde in ein neues Blockheizkraftwerk investiert. Ca. 750.000 Euro kosteten die Maßnahmen. Finanziert wurden sie durch einen „Energie-Einspar-Contracting-Partner”. Die Investition für eine neue Anlage übernahm in diesem Fall also nicht das Krankenhaus, sondern das Unternehmen, das zum Beispiel die Heizung sanierte. Das Krankenhaus nutzte einen Teil der erreichten Einsparungen, um die Kosten zurückzuzahlen. Ein Einsatz, der sich gelohnt hat: Die Energiekosten haben sich halbiert. „Im Grunde hat sich die Entscheidung vom ersten Tag an gelohnt“, sagt Matthias Albrecht.
Klimaschutz interessiert auch Bewerber
Das Feedback der Medien und innerhalb der Branche sei Anfang der 2000er Jahre noch ein sehr leises gewesen. „Jetzt aber merken wir: Das Thema Energiesparen ist in aller Munde. Vor allem im freigemeinnützigen Bereich gibt es viele, die unserem Beispiel folgen. Das Thema Green Hospital interessiert die Leute. Auch Bewerber.“
Das Evangelische Krankenhaus Hubertus reagiert und setzt noch einen drauf: Es engagiert sich in dem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt „KLIK green – Krankenhaus trifft Klimaschutz„. Das bundesweite Netzwerk von 250 Krankenhäusern und Reha-Kliniken will bis 2022 mit vereinten Kräften 100.000 Tonnen CO2 einsparen.
Klimamanagerin trägt Thema Nachhaltigkeit ins Klinikum
Um dieses Ziel zu erreichen, hat Matthias Albrecht mit Laura-Marie Strützke in diesem Jahr erstmals eine Klimamanagerin im Haus installiert. Die 32-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet seit sechs Jahren im Evangelischen Krankenhaus Hubertus. In Zukunft wird sie ihre Arbeitszeit auf der Intensivstation verringern, um die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in das Haus zu tragen, den Mitarbeitern näherzubringen und auch deren Anliegen und Ideen zu berücksichtigen. „Müllvermeidung, gesundes Essen, nachhaltige Beleuchtung, es gibt einen ganzen Strauß an Möglichkeiten, ressourcenschonender zu arbeiten“, so Albrecht.
Engagement fürs Klima als Teil des Personalmanagements
Das Berliner Krankenhaus verspricht sich einiges davon, sowohl in Sachen Finanzen und Außendarstellung als auch in Sachen Teambuilding und Recruiting. “Wir planen in Zukunft, das Thema wesentlicher stärker zu spielen. Nicht nur in Stellenanzeigen, sondern auch auf unseren eigenen Kanälen wie zum Beispiel auf unserer Homepage.
Man merke, dass das Engagement bei potenziellen neuen Mitarbeitern ankomme. „Deshalb werden wir es stärker in unser Marketing und Personalmanagement einbinden.“ Die Klimamanagerin Laura-Marie Strützke soll zudem zukünftig auch auf Prozessen und Kliniktagungen über ihre Arbeit berichten. Umwelt- und Klimaschutz zählen bei der Entscheidung von Ärzten für einen Arbeitsplatz noch nicht zu den harten Faktoren, wohl aber zu den relevanten weichen. Das ist nicht zu unterschätzen. Wir erinnern uns: Mancher Kinofilm wird erst durch die gut besetzte Nebenrolle so richtig interessant.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Health Relations, dem Online-Magazin des Deutschen Ärzteverlags für die Healthcare-Branche (07.04.2020).