Klinikum Dortmund: Kreativ in Social Media unterwegs

19 Dezember, 2019 - 14:02
Miriam Mirza
Zwei Screenshots von einem TikTok mit einem Arzt und zwei Ärztinnen
Das Beispiel Klinikum Dortmund zeigt, wie viel Wirkung eine gute Social Media-Arbeit entwickeln kann.

Das Klinikum Dortmund ist äußerst umtriebig in der Kommunikation. Es ist auf allen relevanten Social Media-Kanälen aktiv: YouTube, Twitter, Facebook, Instagram – und seit Kurzem auch auf TikTok. Wer dort einen Account hat, lädt kurze unterhaltsame Filme hoch, zum Beispiel Karaoke-Songs. Außerdem kann man auf TikTok, einer Plattform, die besonders bei jungen Leuten beliebt ist, Inhalte kommentieren, weiterverbreiten und liken.

Social Media als Recruitingwerkzeug

Das Klinikum Dortmund ist eines der ersten Krankenhäuser, das diese Kanäle ganz strategisch nutzt, um sich nach außen darzustellen. Die Zielgruppen sind natürlich Patienten, aber eben auch potenzielle neue Mitarbeiter. Auf Instagram und Facebook organisiert Marc Raschke regelmäßig Live-Chats mit Mitarbeitern aus dem Klinikum. Auf dem YouTube-Kanal werden immer wieder neue kreative Filme gepostet, mit zum Teil beachtenswerten Klickzahlen. 2018 suchte das Krankenhaus mit einem kreativen Video nach OP-Personal. Darin wurden OP-Geräusche zu Musik, nach dem Motto „So klingt Teamarbeit“. Mit Erfolg: Das Video wurde mehr als 18.000-mal aufgerufen, und die Klinik erhielt zahlreiche Bewerbungen. Eine andere Kampagne mit dem Namen „#GameChanger“ stellt in Kurzfilmen mehrere Ausbildungsberufe vor. Die Darstellung der Berufe orientiert sich an Online-Games, bei denen der Spieler z.B. die Aufgaben einer Medizinischen Fachangestellten übernimmt und Punkte für Erledigtes sammelt.

Das singende Krankenhaus

Letztes Jahr sangen Mitarbeiter des Klinikums in der Weihnachtszeit lippensynchron zu dem Song „Halleluja“ von Leonard Cohen. Damit war es dann nur noch ein kleiner Schritt bis zu einem Account auf  TikTok. Zuerst gehört von der Plattform hatte Marc  Raschke bei einem Vortrag, bei der der Vortragende sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass jetzt Krankenhausmitarbeiter anfangen zu tanzen. „Da dachte ich mir, Herausforderung angenommen – wir tanzen jetzt“, sagt der Pressesprecher. Er betont aber auch, dass TikTok zunächst noch ein Versuchsfeld ist. „Ich glaube, dass es bei TikTok am schwierigsten ist, auf den ersten Blick einen klassischen Nutzen für das Haus herauszuziehen.“ Doch der Versuch scheint erfolgreich zu sein, das Klinikum ist seit dem Sommer auf der Plattform vertreten und hat inzwischen schon mehr als 66.200 Follower. Eines der kurzen Videos hatte mehr als 1,5 Millionen Abrufe.

Das Feedback auf die Beiträge ist überwiegend positiv. In den Kommentaren finden sich viele lachende Emojis. Mancher Nutzer sieht sich sogar bestärkt, sich nach dem Schulabschluss beim Klinikum zu bewerben. Das sieht Marc Raschke zwar gerne, es ist jedoch nicht das Hauptziel des Accounts. In erster Linie zeige dieser nämlich die Unternehmenskultur des Krankenhauses, so der Pressesprecher.

Mit negativen Reaktionen umgehen

Soziale Kanäle nur zum Recruiting zu nutzen, findet Marc Raschke problematisch: „Das wirkt oft so gezwungen und dann wird es schnell komisch.“  Nach seiner Erfahrung reicht es nicht, etwa den Intensivmediziner einmal einen Tag den Account übernehmen zu lassen. „So was wird schnell langweilig“, findet er. Wer Reichweite erzielen will, muss kreativ werden und auch mal ein Risiko eingehen und vor allem auch auf negative Reaktionen gefasst sein. Der TikTok-Auftritt des Klinikums bekommt nämlich auch solche Kommentare, z.B. wenn Nutzer schimpfen, dass sie in der Notaufnahme warten mussten, weil die Ärzte lieber tiktoken. Mit solcher Kritik geht er gelassen um: „Ach, das gehört dazu. Wer da kommentiert, will ja auch Klicks haben.“ Wichtig sei, sich mit den sozialen Kanälen auseinanderzusetzen und deren jeweilige Funktionsweise und oft unausgesprochenen Regeln zu verstehen. So könne man es für die eigenen Interessen nutzen und dann klappe es auch mit der Personalsuche.

Das Beispiel Klinikum Dortmund zeigt, wie viel Wirkung eine gute Social Media-Arbeit entwickeln kann. Für den Medienexperten Marc Raschke ist diese Erkenntnis noch zu wenig bei Klinikleitern angekommen. „Die meisten Geschäftsführer sehen darin noch gar keinen Wert und kein Kerngeschäft der Krankenhäuser. Das ist ein großer Fehler!“

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Health Relations, dem Online-Magazin des Deutschen Ärzteverlags für die Healthcare-Branche (23.10.2019).

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