
Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Dr. med. Charlotte Rüther, Chefärztin der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie des RoMed Klinikums Rosenheim, berichtet über ihre Erfahrungen auf dem Weg nach oben.
Frau Dr. Rüther, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefärztin zu werden?
Dr. med. Charlotte Rüther: Es braucht vor allem Führungskompetenz. Denn Führungserfahrung sammeln wir erst im Berufsleben. Als Assistenzärztin erlebte ich leider auch negative Beispiele. Erst als Oberärztin lernte ich viel über Personalmanagement. Führung fängt bei mir selbst an: Ich lege Ziele und Erwartungen zuerst für mich fest, um meinem Team mit einer klaren Kommunikation einen klaren Weg zu zeigen.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?
Dr. med. Charlotte Rüther: Das gelingt nur mit einer guten Strukturierung, Teamarbeit und Delegation. Schlüssel dazu sind regelmäßige Teamsitzungen, um Mitarbeitende abzuholen, Aufgaben zu verteilen oder anbahnende Schwierigkeiten früh aufzudecken. Manche Managementaufgaben decken die Oberärzte ab.
Was ist für Sie als Chefärztin die größte, nicht fachliche Herausforderung im Klinikalltag?
Dr. med. Charlotte Rüther: Ein wertschätzendes, faires Arbeitsumfeld für meine Mitarbeitenden zu schaffen in Zeiten des Personalmangels, der Krankenhausreform und steigenden Anforderungen.
Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?
Dr. med. Charlotte Rüther: Zwingend erforderlich ist, effiziente New-Work-Lösungen in Krankenhäusern zu etablieren. Angepasste, individuelle Arbeitszeitmodelle und hybrides Arbeiten werden über die Zukunft fachlich guter Mitarbeitender entscheiden.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten, die nach oben wollen?
Dr. med. Charlotte Rüther: Führungskräfte müssen sich die Attribute Menschlichkeit, Empathie und Kommunikationskompetenz erhalten. Auch sind Engagement und Verantwortungsbewusstsein wichtig. Mentoringprogramme oder Coachings sollten selbstverständlich werden. Und am Ende: einfach starten!
Dtsch Arztebl 2024; 121(23): [4]