Studie: Jeder Fünfte sieht „Coming Out“ als Karrierefalle

16 Januar, 2020 - 11:19
Dr. Sabine Glöser
Eine zu Faust geballte Hand, die nach unter zeigt und eine Regenbogenarmband trägt

In Deutschland machen junge Berufstätige oder Studierende, die zur Gruppe der Lesben, Schwulen, Bisexuellen oder Transgender (LGBT) gehören, ihre sexuelle Orientierung gegenüber Kollegen seltener öffentlich als in anderen Ländern.

Zwar sind 85 Prozent theoretisch dazu bereit, doch gegangen sind diesen Schritt bislang nur 37 Prozent. Das ergab eine Studie der Managementberatung Boston Consulting Group (BCG), die dazu weltweit mehr als 4.000 Berufstätige und Studierende unter 35 Jahren befragt hat.

Gut jeder fünfte Befragte aus Deutschland mit einer LGBT-Orientierung (22 Prozent) sorgt sich demnach darüber, dass ein öffentliches Bekenntnis seiner Karriere schaden könnte. 42 Prozent gaben sogar an, im Gespräch mit Vorgesetzten zu lügen. „Das Thema sexuelle Orientierung ist nach wie vor ein Tabu in vielen deutschen Unternehmen“, sagte Studien-Autorin Annika Zawadzki.

Weitere Ergebnisse: Im Durchschnitt haben sich 52 Prozent gegenüber den Kollegen am Arbeitsplatz geoutet. Am offensten gehen die Befragten in Großbritannien (63 Prozent), Brasilien (60 Prozent), in den USA und Kanada (55 Prozent) mit ihrer sexuellen Orientierung um. Auf den hinteren Rängen finden sich Italien (46 Prozent), die Niederlande (43 Prozent) und Spanien (42 Prozent) wieder, Schlusslicht ist Deutschland (37 Prozent).

Bei der Wahl des Arbeitgebers ist Beschäftigten mit einer LGBT-Orientierung neben Gehalt und Standort vor allem die Unternehmenskultur wichtig. Dazu zählt der Studie zufolge beispielsweise, dass Unternehmen eine Antidiskriminierungsrichtlinie befolgen. Auch zieht es sie demnach stärker als andere Arbeitnehmer in den öffentlichen Sektor oder zu Non-Profit Organisationen. Weniger beliebt sind dagegen die Privatwirtschaft oder Start-Ups.

„Viele Unternehmen haben sich das Thema Diversity bereits auf die Fahnen geschrieben“, sagte Zawadzki weiter. „Sie müssen aber noch besser darin werden, ein sicheres und unterstützendes Umfeld für LGBT-Mitarbeitende zu schaffen, wenn sie diese Talente künftig gewinnen und halten wollen.“

Dtsch Arztebl 2019; 116(13): [4]

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