Personalmanagement: Wie Kliniken vom Generationenmix profitieren

29 August, 2023 - 07:59
Klaus Wawrzyniak
Ärztinnen und Ärzte aus verscheidenen Altersgruppen

Aktuell sind vier Generationen in den Kliniken tätig, die unterschiedliche Erfahrungen, Erwartungen und Arbeitsweisen haben. Krankenhäuser können von einer vielfältigen Belegschaft profitieren, indem sie die Stärken und Perspektiven jeder Generation nutzen.

Die vier Generationen in der Arbeitswelt werden in Boomer, Generation X, Millennials, auch bekannt als Generation Y, und Generation Z unterteilt. Jede Generation hat ihre eigenen Merkmale und Präferenzen, die sich jeweils auf ihre Einstellungen zur Arbeit, auf ihre Kommunikationsstile, auf ihre Arbeitsmoral und auf ihre Erwartungen an die Arbeitsumgebung auswirken.

11.04.2025, Deutsche Personal- und Praxisvermittlungsagentur DEPVA GmbH
Dülmen

  • Die Boomer, geboren zwischen 1946 und 1964, haben oft eine starke Arbeitsmoral und schätzen Sicherheit, Loyalität und Hierarchien. Sie tendieren dazu, länger in einem Unternehmen zu bleiben und trennen oft Arbeit und Privatleben.
     
  • Die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1980, ist mit technologischen Entwicklungen aufgewachsen, sie ist flexibler und unabhängiger als die Boomer. Häufig suchen die Betreffenden nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance und schätzen Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine gewisse Autonomie bei der Arbeit.
     
  • Die Millennials oder Generation Y, geboren zwischen 1981 und 1996, sind mit Technologie aufgewachsen und haben oft eine hohe Affinität zu digitalen Medien. Sie bevorzugen flexible Arbeitszeiten, eine sinnvolle Arbeit und ein gutes Arbeitsklima. Sie setzen sich für Vielfalt und Inklusion ein und erwarten von ihrem Arbeitgeber soziale Verantwortung.
     
  • Die Generation Z, geboren nach 1997, wächst mit noch schnelleren technologischen Entwicklungen auf und bringt eine hohe technische Kompetenz mit. Sie bevorzugt Flexibilität, Diversität und Innovation. Die Generation Z zeigt oft unternehmerisches Denken und ist offen für alternative Karrierewege wie Freiberuflichkeit oder Unternehmertum.

Kreative Lösungen für komplexe Probleme

Dieser Generationenmix hat sowohl Vor- als auch Nachteile im täglichen Miteinander der Mitarbeitenden. Ältere Menschen bringen oft langjährige Erfahrungen und Fachkenntnisse mit, während jüngere mit frischen Ideen und neuen Technologien vertraut sind. Durch den Austausch von Wissen und Fähigkeiten können beide Seiten voneinander profitieren und ihr eigenes Verständnis erweitern.

Jede Generation hat ihre eigene Art der Kommunikation und Ausdrucksweise. Durch die Zusammenarbeit werden verschiedene Kommunikationsstile und -methoden besser verstanden, was zu einer effektiveren und harmonischeren Zusammenarbeit führt. Indem unterschiedliche Generationen zusammenarbeiten, entstehen oft innovative Ideen und Lösungsansätze. Die verschiedenen Lebenserfahrungen und Perspektiven tragen dazu bei, kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, voneinander zu lernen und Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern. Jüngere können von der Lebensweisheit, dem Fachwissen und den Erfahrungen der Älteren profitieren, zum Beispiel in stressigen Situationen auf der Station, während diese die neuen Technologien und Denkweisen der jüngeren Generationen kennenlernen.

Um die Zusammenarbeit der Generationen zu fördern, ist es wichtig, eine Kultur des Respekts, der Offenheit und des gegenseitigen Verständnisses zu schaffen. Das Einbinden von verschiedenen Generationen in Entscheidungsprozesse, Mentoringprogramme und gemeinsame Projekte hilft, Beziehungen aufzubauen und das Verständnis füreinander zu stärken. Regelmäßiger Austausch, Dialog und gemeinsame Aktivitäten sind die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen.

Unterschiedliche Werte, Moral und Ethik

Die Risiken oder Nachteile dieses Generationenmix liegen damit auf der Hand. Da jede Generation ihre eigene Sprache, ihre eigenen Werte und Vorstellungen von sozialen Normen hat, führt dies zu Kommunikationsschwierigkeiten, Missverständnissen und Konflikten. Die jüngere Generation betrachtet die ältere Generation als veraltet oder unflexibel, während die ältere die jüngere als respektlos oder undiszipliniert empfindet. Durch oft unterschiedliche Werte und Vorstellungen von Moral, Ethik und Lebensstil entstehen Konflikte, die man durch ein größeres Verständnis für diese Haltungen vermeiden kann. Insbesondere die jüngeren Generationen wollen in ihrer täglichen Arbeit das Sinnhafte sehen. Für Krankenhäuser heißt das, nicht nur die Hilfe für Menschen in ihrer gesundheitlichen Situation herauszustellen, sondern auch in der täglichen Arbeit auf diesen Aspekt zu achten. Scheinbar sinnlose Routineaufgaben sollten möglichst digitalisiert werden, um somit die Mitarbeitenden zu entlasten.

Eine große Kluft zwischen den Generationen führt zu einem Mangel an Verständnis und Respekt. Wenn sich Ältere und Jüngere gegenseitig nicht verstehen oder respektieren, führt dies zu sozialer Isolation, Vorurteilen und Diskriminierung. Die zunehmende Digitalisierung beispielsweise ist für die jüngere Generation in der Regel kein Problem. Sie ist technikaffin, mit den neuesten Technologien und digitalen Medien vertraut, während ältere Mitarbeitende möglicherweise Schwierigkeiten haben, mit diesen Veränderungen Schritt zu halten. Dies kann zu einem Gefühl des Ausgeschlossenseins führen in Bezug auf den Zugang zu Informationen und Kommunikationsmitteln.

Kliniken profitieren von vielfältiger Belegschaft

Krankenhäuser können von einer vielfältigen Belegschaft profitieren, indem sie die Stärken und Perspektiven jeder Generation nutzen und eine Arbeitsumgebung schaffen, die allen gerecht wird. Maßnahmen dafür sind unter anderem altersgemischte Teams. Nicht nur in der Pflege, sondern auch in der Funktion, in der Ambulanz und im ärztlichen Dienst. Durch die tägliche gemeinsame Arbeit entstehen Verständnis und ein Lernklima für alle. Weitergehende Maßnahmen sind zum Beispiel flexiblere Arbeitszeitmodelle, die allen, Jüngeren wie auch Älteren, offenstehen, Weiterbildungsmöglichkeiten, die ein unterschiedliches Lerntempo und ein unterschiedliches Verständnis für neue Technologien berücksichtigen sowie eine offene Kommunikationskultur, die die unterschiedlichen Voraussetzungen berücksichtigt.

Dtsch Arztebl 2023; 120(35-36): [2]

Der Autor:

Klaus Wawrzyniak
Konzernbereichsleiter HR (Personal)
Immanuel Albertinen Diakonie
22457 Hamburg
Mitglied im Initiativkreis neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK)

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