Stiftung Gesundheit: Stimmung von Ärztinnen und Ärzten verbessert sich

22 Juli, 2024 - 07:04
Stefanie Hanke
Ärztin mit Daumen hoch

Die wirtschaftliche Stimmung von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland ist besser geworden: Wie die Stiftung Gesundheit mitteilt, liegt das vor allem an der Erwartung für die kommenden sechs Monate, aber auch an der Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage.

Die Stiftung Gesundheit errechnet die Werte analog zum ifo-Geschäftsklimaindex. Danach liegt die Erwartung für die kommenden sechs Monate satte 10,0 Punkte über dem Wert aus dem ersten Quartal, auch die eigene wirtschaftliche Lage schätzen die Ärztinnen und Ärzte mit einem Plus von 4,5 Punkten deutlich besser ein. Allerdings bleiben die Werte nach wie vor deutlich hinter denen von 2022 oder von der Zeit vor der COVID19-Pandemie zurück.

Blickt man auf die verschiedenen befragten Gruppen, kann man bei den Zahnärztinnen und -ärzten die deutlichste Verbesserung beobachten: Hier stieg der Index für die Stimmung um 12,9 Punkte an. Aber auch bei den niedergelassenen Hausärztinnen und -ärzten steigt die Stimmung mit einem Plus von 9,9 Punkten. Bei den psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten (+6,2 Punkte) und den Hausärztinnen und -ärzten (+3,0 Punkte) verbessert sich die Stimmung ebenfalls, allerdings weniger stark.

Welche Faktoren schlagen auf die Stimmung?

Die größten Stimmungs-Killer bei Ärztinnen und Ärzten sind Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (71,6 Prozent) und die Digitalisierung (62,0 Prozent). Allerdings sind beide Werte im vergangenen halben Jahr deutlich gesunken. Auf Platz 3 mit jeweils 52,8 Prozent: Die eigene lange Arbeitszeit und der hohe Anteil an administrativen Aufgaben.

Einschätzung der wirtschaftlichen Lage

Wenn es ihre aktuelle wirtschaftliche Lage geht, bewertet die Mehrheit der Befragten diese als "befriedigend" (Hausärztinnen / -ärzte: 46,1 Prozent, Fachärztinnen / -ärzte: 46,0 %). 17,5 Prozent der Hausärztinnen und -ärzte und 19,9 Prozent der Fachärztinnen und -ärzte schätzt die eigene wirtschaftliche Lage als "gut" ein, "schlecht" sieht es für 36,4 Prozent der Hausärztinnen und -ärzte sowie für 34,1 Prozent der Fachärztinnen und -ärzte aus. Im Vergleich mit anderen medizinischen Berufsgruppen fällt auf: Während die Einschätzung bei den Zahnärztinnen und -ärzten ähnlich ist (20,2 Prozent gut, 43,7 Prozent befriedigend, 36,1 Prozent schlecht), sind die psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten deutlich positiver gestimmt (34,0 Prozent gut, 51,9 Prozent befriedigend, 14,0 Prozent schlecht).

Allerdings erwartet ein großer Teil der Befragten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den kommenden sechs Monaten ungünstig entwickeln wird: Bei den Hausärztinnen und -ärzten sind es 47,1 Prozent, bei den Fachärztinnen und -ärzten 44,4 Prozent. Etwa die Hälfte in beiden Gruppen erwartet, dass ihre wirtschaftliche Lage gleich bleibt (49,3 Prozent der Hausärztinnen und -ärzte, 50,2 Prozent der Fachärztinnen und -ärzte). Eine Verbesserung erwarten nur 3,5 Prozent (Hausärztinnen und -ärzte) bzw. 5,4 Prozent (Fachärztinnen und -ärzte) der Befragten.

Woher kommt die bessere Stimmung?

Für Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit, wäre eine Entwarnung verfrüht: Schließlich sei bisher noch keine Antwort auf die großen gesundheitspolitischen Entwicklungen wie beispielsweise den demographischen Wandel gefunden, wie auch Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt auf dem Ärztetag in Mainz kritisierte.

Für Obermann gibt es drei mögliche Erklärungen für die verbesserte Stimmung:

  • Mögliche Entkopplung der Stimmung in den Praxen von der allgemeinen gesundheitspolitischen Situation durch die ärztliche Selbstverwaltung
  • Adaption und an die Krisensituation angepasste, genügsamere Erwartungen
  • Statistisches Artefakt / zufälliges Ergebnis suggeriert eine Trendumkehr, die es so nicht gibt

Welche dieser Erklärungen zutreffe, könne man aus den aktuellen Daten allerdings nicht ableiten, so Obermann. Das Befinden der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte als Rückgrat der medizinischen Versorgung sollte weiterhin sorgfältig beobachtet und ernst genommen werden.

Quelle: Stiftung Gesundheit, Stimmungsbarometer 2. Quartal 2024

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