Wer täglich 30 Minuten weniger Social Media nutzt, verfügt bereits nach einer Woche über eine bessere psychische Gesundheit, ist engagierter und weist eine höhere Arbeitszufriedenheit auf. Das zumindest ergab eine Studie von Forschenden der Ruhr-Universität Bochum und des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit.
Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia und ihr Team starteten ein Experiment, an dem 166 Menschen mit einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung teilnahmen, die mindestens 35 Minuten täglich nicht arbeitsbezogen Social-Media-Kanäle nutzten. Die Teilnehmenden wurden einer von zwei Gruppen zugeteilt. Eine Gruppe änderte an ihrer Social-Media-Nutzung nichts, die andere reduzierte diese für sieben Tage um 30 Minuten täglich.
Den Ergebnissen zufolge verbesserte sich in der Gruppe, die täglich 30 Minuten weniger Social Media nutzte, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit deutlich. Die Teilnehmenden dieser Gruppe fühlten sich weniger überarbeitet und waren engagierter bei der Arbeit als jene der Kontrollgruppe. Nach dem Ende des Experiments hielten diese Effekte mindestens eine Woche an und steigerten sich in dieser Zeit teils noch. Die Teilnehmenden, die ihre Social-Media-Nutzung verringert hatten, blieben auch nach einer Woche freiwillig dabei.
„Mit ständiger Ablenkung von einer Aufgabe kann unser Gehirn nicht gut umgehen“, sagte Brailovskaia. „Wer sich häufig unterbricht, um in Social Media auf dem neusten Stand zu bleiben, erschwert sich das konzentrierte Arbeiten und erreicht schlechtere Resultate.“ Außerdem halte die in Social Media verbrachte Zeit Menschen möglicherweise auch davon ab, in Kontakt mit Kolleginnen und Kollgen im echten Leben zu treten. Kurzfristig könne die Flucht vor der Realität die Stimmung tatsächlich heben. Doch langfristig könne sich ein Abhängigkeitsverhalten einstellen, das gegenteilige Effekte habe. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Behaviour & Information Technology erschienen (DOI: 10.1080/0144929X.2023.2286529).
Dtsch Arztebl 2024; 121(3): [4]