Wie geht man am besten mit toxischer Führung um?

27 Oktober, 2021 - 07:35
Miriam Mirza
Ärztin schreit in Teammeeting Kollegen an

Führungskräfte, die schreien, ihre Mitarbeitenden demütigen oder unter Druck setzen – die Liste toxischen Verhaltens ist lang. Leider kennt fast jeder so einen Chef oder so eine Chefin. Unter deren Verhalten leidet langfristig die gesamte Unternehmenskultur. Wer nicht gleich kündigen will, sollte sich ein paar Handlungsoptionen überlegen, wie man dem toxischen Führungsverhalten am besten begegnet.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass fast jeder fünfte Arbeitnehmer unter toxischer Führung leidet. In einer aktuellen Untersuchung wurden 40.000 Kununu-Bewertungen und über 3.700 Kommentare nach Anzeichen für toxische Führung untersucht. Eine weite Erkenntnis: Das negative Verhalten setzt sich von der oberen Führungsebene bis zur untersten fort. So wird langsam, aber sicher die Arbeitskultur des gesamten Unternehmens vergiftet. Aber was kann man gegen toxische Vorgesetzte tun?

1. Das Gespräch suchen

Wenn der Chefarzt oder die Chefärztin Mitarbeitende kränkt, anschreit, öffentlich bloßstellt oder ignoriert, ist es durchaus möglich, dass der Führungskraft ihr negatives Verhalten gar nicht bewusst ist. Ein klärendes Gespräch wirkt manchmal Wunder. Dabei ist es sinnvoll, „Ich-Botschaften“ zu formulieren, z.B. „Ich wünsche mir mehr Respekt“ oder „Ich fühle mich nicht ernstgenommen“. Auf diese Weise fühlt sich der Chef oder die Chefin nicht sofort angegriffen und bekommt Gelegenheit, sein oder ihr Verhalten zu überdenken.

2. Verbündete suchen

In der Regel ist man nicht allein. Nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stärker“, sollte man sich Kolleginnen oder Kollegen suchen, die ebenfalls unter der Situation leiden. Der gegenseitige Austausch hilft. Wenn es sich anbietet, kann man auch gemeinsam in das Gespräch mit dem oder der Vorgesetzen gehen und sich gegenseitig den Rücken stärken. So wird auch deutlich, dass es sich nicht um ein singuläres Problem handelt.

3. Netzwerk stärken

Wenn Führungskräfte versuchen, ihre Mitarbeitenden zu isolieren, sollten diese das eigenen Netzwerk stärken. Gleichzeitig sollte man umsichtig sein bei der Auswahl der Vertrauenspersonen. Wer ganz direkt mit dem Chef oder der Chefin zusammenarbeitet, ist wohl eher nicht neutral, selbst wenn er oder sie sich kurzfristig auf die Seite der leidenden Kolleginnen und Kollegen stellt.

4. Offizielle Ansprechpartner suchen

Lässt das toxische Verhalten nicht nach, ist der Weg zu einer offiziellen Stelle der nächste Schritt. Ansprechpartner können z.B. der Betriebsrat, die HR-Abteilung oder der oder die Compliance-Beauftragte sein. In einem vertraulichen Gespräch können die Probleme besprochen und nach Lösungen gesucht werden.

5. Auf die Wertekultur des Krankenhauses hinweisen

Ein guter Einstieg in das Gespräch mit der offiziellen Stelle ist der Hinweis auf die Wertekultur des Krankenhauses. Danach sollte man darlegen, wie und warum der oder die Vorgesetzte dieser zuwiderhandelt. Außerdem ist eine Klarstellung wichtig, welche Erwartungen man an den Betriebsrat oder die HR-Abteilung hat und welche Form von Unterstützung gewünscht ist. Dabei sollte man sachlich und offen für Lösungsvorschläge sein, wie z.B. ein moderiertes Gespräch zwischen der Führungskraft und den Mitarbeitenden oder einen Hinweis durch die HR-Abteilung direkt an die betreffende Person.

6. Im Gespräch bleiben

Vermutlich wird ein einziges Gespräch nicht reichen, damit die Führungskraft ihr toxisches Verhalten ablegt. Darum sollte man dranbleiben und weiter den Austausch suchen. Hier gilt: Nicht zu schnell aufgeben! Wer dem Chef oder der Chefin auch kleinere Schritte anerkennt, sieht zumindest Fortschritte und kann darauf hoffen, dass das toxische Verhalten in absehbarer Zeit aufhört.

7. Beweise sammeln

Leider führen Gespräche nicht immer dazu, dass das toxische Führungsverhalten aufhört. Artet es in Mobbing aus oder hört es trotz aller Bemühungen nicht auf, ist eine gerichtliche Auseinandersetzung nicht ausgeschlossen. Sollte es so weit kommen, ist eine möglichst vollständige Dokumentation der Vorkommnisse wichtig. Die gemobbte Person sollte alles bis ins kleinste Detail protokollieren und Beweise wie SMS-Nachrichten, Mails und Screenshots aufheben, um sich später vor Gericht gegen Beschuldigungen, Unterstellungen und Lügen wehren zu können.

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