Alternative Tätigkeiten für Ärztinnen und Ärzte

9 August, 2023 - 07:10
Miriam Mirza
Mann arbeitet am Computer

Viele Ärztinnen und Ärzte sind in ihrem Beruf unzufrieden. Steigende Arbeitsbelastung, unzureichende Personalausstattung, kaum Zeit für Gespräche mit den Patientinnen und Patienten und fehlende Wertschätzung ärztlicher Arbeit – so beschreiben viele Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern ihre Arbeitsbedingungen. Diese fordern einen Preis, den viele Medizinerinnen und Mediziner nicht mehr zahlen wollen.

Eine Mitgliederbefragung des Marburger Bund aus dem Jahr 2022 ergab, dass rund 25 Prozent der angestellten Befragten über einen Berufswechsel nachdenken. An der Erhebung beteiligten sich 8.464 angestellte Ärztinnen und Ärzte aus allen Bereichen des Gesundheitswesens. Knapp 90 Prozent arbeiten in Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken, sechs Prozent in ambulanten Einrichtungen.

Alternativen zur Arbeit im Krankenhaus

Grundsätzlich sind Ärztinnen und Ärzte sehr gut ausgebildet und haben daher aussichtsreiche Chancen auf den Arbeitsmarkt, wenn sie in einen anderen Berufszweig einsteigen wollen. Dennoch es gibt auch immer Alternativen zum derzeitigen Arbeitsverhältnis, ohne dass dafür die medizinische Tätigkeit aufgegeben werden muss.

Niederlassung oder Anstellung in einer Praxis:

Wer in einem Krankenhaus arbeitet, kann sich in einer Praxis anstellen lassen, in ein MVZ einsteigen oder sich alleine niederlassen. Oft ergibt sich damit die Möglichkeit, flexibler und eigenverantwortlicher zu arbeiten.

Selbständige Tätigkeit:

Wer nicht mehr in einem Angestelltenverhältnis arbeiten will, sollte auch eine selbständige Tätigkeit, z.B. als Honorarkraft oder als medizinischer Gutachter oder Gutachterin in Betracht ziehen. Letztere erstellen für Prozesse beispielsweise Fachgutachten. Hier kommt das medizinische Fachwissen in einer ganz anderen Weise zum Einsatz.

Öffentlicher Dienst:

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist im Klinikbetrieb besonders für junge Ärztinnen und Ärzte nicht einfach. Daher kann es für diese Gruppe nahe liegen, im öffentlichen Dienst ihr berufliches Glück zu suchen. In Gesundheitsämtern oder offiziellen Institutionen wie dem Robert-Koch oder Paul-Ehrlich-Institut beschäftigen sich die Mitarbeitenden etwa mit Prävention und der Prüfung von Hygienebestimmungen.

Alternative Berufszweige

Ärztinnen und Ärzte, die ihre ärztliche Tätigkeit ganz aufgeben wollen, haben ein breites Spektrum an Arbeitsmöglichkeiten, aus dem sie je nach Interessen und Kompetenzen wählen können. Im Folgenden sind gängige Arbeitsbereiche aufgeführt, in die Medizinerinnen und Mediziner abwandern.

Medizinjournalismus:

Ärztinnen und Ärzte können als Journalistinnen und Journalisten arbeiten und über medizinische Themen für Zeitungen, Zeitschriften oder Online-Plattformen schreiben.

Medizinische Schriftstellerei:

In eine ähnliche Richtung wie die Arbeit im Journalismus geht die Arbeit eines medizinischen Schriftstellers oder einer medizinischen Schriftstellerin. Hier erstellen die Ärztinnen und Ärzte allerdings Bücher, Artikel oder Forschungsarbeiten.

Medizinische Beratung:

Pharmaunternehmen, Versicherungen oder medizinische Gerätehersteller sind immer wieder auf der Suche nach medizinischen Beratern und Beraterinnen.

Medizinische Übersetzung:

Noch hat Künstliche Intelligenz die Arbeit von Übersetzerinnen und Übersetzern nicht übernommen. Für medizinische Übersetzungen sind medizinische Kenntnisse gefragt, die Ärztinnen und Ärzte durch ihr Studium mitbringen.

Medizinische Forschung:

Wer sich in Richtung Wissenschaft orientieren will, kann das in der medizinischen Forschung tun und neue Behandlungsmethoden oder Medikamente entwickeln. Als Arbeitgeber kommen dann Pharmaunternehmen, Universitäten oder andere Forschungseinrichtungen in Frage.
 

Medizinische Lehre:

Der Gang in die Forschung ist in der Folge häufig mit einer Lehrtätigkeit verbunden. So können Ärztinnen und Ärzte als Lehrende an medizinischen Schulen oder Universitäten arbeiten und die zukünftige Generation von Medizinern und Medizinerinnen ausbilden.

Medizinische Administration:

In der Verwaltung von Krankenhäusern, Kliniken oder medizinischen Einrichtungen werden immer wieder Ärztinnen und Ärzte benötigt, die ihr Wissen in die Administration oder das Controlling einbringen.

Medizinische Beratung für die Regierung:

Medizinerinnen und Mediziner können als Beratende für die Regierung arbeiten und bei der Entwicklung von Gesundheitspolitik und -programmen helfen.

Medizinischer Beratung für NGOs oder internationale Organisationen:

Sie können auch Nichtregierungsorganisationen oder andere internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beraten und bei der Entwicklung von globalen Gesundheitsprogrammen oder bei der Entwicklung von Gesundheitsprogrammen in Entwicklungsländern helfen.

Medizinerinnen und Medizinern, die sich neue Herausforderungen wünschen, eröffnen sich eine Vielzahl an interessanten Berufsalternativen. Doch ein stressfreies Leben ist mit dem Berufswechsel nicht garantiert. Zwar haben die aufgeführten Alternativen Vorteile gegenüber dem Klinikalltag, doch das heißt nicht zwangsläufig, dass man auch gleich glücklicher wird. Denn nicht wenige Kolleginnen und Kollegen vermissen etwa die Patientenkontakte oder das befriedigende Gefühl, Menschen unmittelbar helfen zu können. Wer also einen Berufswechsel in Betracht zieht, sollte sich ausführlich über Alternativen informieren und seine Entscheidung gut überdenken.

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