
Wie oft Menschen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, ist im internationalen Vergleich sehr unterschiedlich. Das geht aus den Gesundheitsdaten der OECD hervor. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, aber auch innerhalb der EU.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht regelmäßig Statistiken dazu, wie es um die Gesundheitssysteme der Mitgliedsstaaten bestellt ist. Dazu gehören auch Daten rund um den Arzt-Patienten-Kontakt. Dabei zeigt sich: Besonders häufig suchen die Menschen in den ostasiatischen Ländern Südkorea und Japan einen Arzt oder eine Ärztin auf (Südkorea: 17,2 Arztkontakte im Jahr, Japan: 12,5). In Mexiko und Schweden gibt es dagegen gerade mal etwas mehr als zwei Arzt-Patienten-Kontakte im Jahr (Mexiko: 2,1, Schweden: 2,6).
Auch innerhalb der EU sind die Unterschiede groß. Während Schweden das Schlusslicht bildet, sehen die Menschen in der Slowakei mit 11,1 Kontakten mehr als viermal so oft einen Arzt oder eine Ärztin. Auch Deutschland liegt mit 9,8 Arzt-Patienten-Kontakten deutlich über dem OECD-Durchschnitt.
Grafik "Arztkontakte pro Einwohner im internationalen Vergleich" zum Download (jpg, 174 KB)
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, wie viel Zeit sich ein Arzt oder eine Ärztin für die einzelnen Patientinnen und Patienten nimmt. Das hat das Fachjournal BMJ Open im Jahr 2017 untersucht. Das Ergebnis: Zwar gehen die Menschen in Schweden verhältnismäßig selten zum Arzt, sie werden dort dafür aber besonders intensiv betreut: Im Schnitt dauert ein Arztbesuch dort 22,5 Minuten. Patientinnen und Patienten in Deutschland können davon nur träumen: Hier dauert das Arzt-Patienten-Gespräch im Schnitt 7,6 Minuten – damit liegt Deutschland im Mittelfeld der insgesamt 67 untersuchten Staaten. In den meisten EU-Staaten nehmen sich Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für eine Untersuchung, nur in Ungarn sind sie noch schneller fertig als in Deutschland. Die Schlusslichter bilden asiatische Länder: In Indien, China und Pakistan dauert eine ärztliche Konsultation im Schnitt gerade einmal etwa zwei Minuten.
Grafik "Dauer von ärztlichen Untersuchungen im internationalen Vergleich" zum Download (jpg, 172 KB)
Und auf wie viele Patientenkontakte kommen die Ärztinnen und Ärzte damit pro Jahr? Auch hier fallen große Unterschiede auf. In Ländern, in denen Patientinnen und Patienten besonders häufig zum Arzt gehen, kommen auch besonders viele Konsultationen zusammen. Spitzenreiter ist hier Südkorea – wie schon bei den Arztbesuchen pro Patient. Im Schnitt bekommen es koreanische Ärztinnen und Ärzte pro Jahr mit knapp 7.000 Patientenkontakten zu tun. Zwar gibt es in Südkorea verhältnismäßig wenige Ärztinnen und Ärzte – das Gesundheitssystem ist aber darauf ausgelegt, möglichst viele Patientinnen und Patienten zu behandeln. Deutschland liegt auch hier mit 2.230 Patientenkontakten im Jahr im Mittelfeld und nur knapp über dem OECD-Durchschnitt.
Grafik "Anzahl der Patientenkontakte im internationalen Vergleich" zum Download (jpg, 166 KB)
Die Gesundheitssysteme der einzelnen Länder sind natürlich schwer vergleichbar. Trotzdem fällt beispielsweise Schweden ins Auge: Hier suchen Patientinnen und Patienten verhältnismäßig selten einen Arzt auf – die Konsultation dauert dann aber überdurchschnittlich lange. Auch die Zahl der Konsultationen pro Arzt oder Ärztin gehört mit durchschnittlich 625 pro Jahr zu den niedrigsten der Welt. In Schweden wird bei einem Arztbesuch eine Selbstbeteiligung von umgerechnet 11 bis 30 Euro fällig. Diese Gebühr hilft dabei, unnötige Arztbesuche einzuschränken. Außerdem sind E-Health-Lösungen in Schweden schon weiter verbreitet als beispielsweise in Deutschland.