Arzt-Gehälter international: Was können Sie im Ausland verdienen?

26 Oktober, 2023 - 15:22
Stefanie Hanke
Weltkarte mit Gesichtern von Ärzten, blauer Hintergrund

In Deutschland gehören Ärztinnen und Ärzte zu den Top-Verdienern. Aber wie sieht es im Ausland aus? Der Medscape International Physician Compensation Report vergleicht die Gehälter von Medizinerinnen und Medizinern in verschiedenen Ländern.

Was verdienen Ärztinnen und Ärzte global betrachtet? Und wie zufrieden sind sie mit ihren Berufsleben? Um diese Fragen zu beantworten, wurden für den Medscape International Physician Compensation Report 2023 Daten aus den USA, Kanada, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Brasilien, Portugal, Argentinien und Mexiko miteinander verglichen.

Deutsche Arztgehälter an dritter Stelle der untersuchten Staaten

Mit Blick auf das durchschnittliche Facharzt-Gehalt stehen deutsche Medizinerinnen und Mediziner im Vergleich der untersuchten Staaten gut da: Mehr als in der Bundesrepublik steht nur in den USA und Kanada auf dem Gehaltszettel. In den USA liegt das durchschnittliche Jahresgehalt mit 352.000 US-Dollar (entspricht umgerechnet 333.000 Euro, Wechselkurs Oktober 2023) mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland (160.000 US-Dollar, entspricht 151.000 Euro). In anderen europäischen Ländern ist das Gehalt teils deutlich niedriger, in Lateinamerika verdienen die Kolleginnen und Kollegen sogar nur einen Bruchteil der Gehälter, die anderswo üblich sind. Das Schlusslicht der ausgewerteten Länder ist dabei Mexiko.

Grafik "Medscape International Physician Compensation Report 2023" zum Download (jpg, 172 kB)

Vergleicht man die Arztgehälter mit dem durchschnittlichen Einkommen in den jeweiligen Ländern, stehen Ärztinnen und Ärzte überall gut da. So verdient ein US-Amerikaner laut OECD-Angaben im Durchschnitt ca. 77.463 Dollar (73.363 Euro) brutto pro Jahr  – etwas mehr als ein Fünftel des durchschnittlichen Arztgehalts. In Deutschland liegt das Durchschnittseinkommen mit 58.940 Dollar (55.820 Euro) etwas niedriger, doch auch hier verdienen Ärztinnen und Ärzte im Schnitt etwa dreimal so viel. In diesem Zusammenhang relativieren sich auch die niedrigen Gehälter in Lateinamerika: In Mexiko liegt das Durchschnittseinkommen bei ca. 16.685 Dollar (15.800 Euro) brutto im Jahr – damit liegt das Arzteinkommen immer noch deutlich über dem Durchschnitt. Am größten ist der Unterschied zwischen Medizinern und der Durchschnittsbevölkerung in Brasilien: Hier liegt das Durchschnittsgehalt bei 9.860 Dollar (8.150 Euro). Brasilianische Ärztinnen und Ärzte verdienen etwa sechsmal so viel.

In allen untersuchten Ländern gab es deutliche Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Dabei liegt der Gender-Pay-Gap fast überall bei mehr als 20 Prozent: In den USA verdienen Ärztinnen 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, in Großbritannien sind es 21 Prozent, in Brasilien 35 Prozent und in Mexiko 15 Prozent. In bestimmten Facharzt-Gruppen sind die Unterschiede sogar noch größer.

Ausbildung: Was kostet das Medizinstudium?

Den Top-Gehältern in den USA stehen allerdings auch hohe Kosten für das Medizinstudium gegenüber: So zahlen US-amerikanische Studierende an einer staatlichen Universität etwa 35.000 US-Dollar (ca. 29.000 Euro) Studiengebühren – pro Jahr. In Europa und Lateinamerika ist das Studium an staatlichen Hochschulen dagegen deutlich günstiger. In Großbritannien liegen die jährlichen Studiengebühren bei etwa 11.000 US-Dollar (ca. 9.100 Euro), in Deutschland, Spanien und Frankreich fällt nur ein verhältnismäßig niedriger Semesterbeitrag an. In Brasilien ist das Studium sogar vollständig kostenlos – genau wie in Mexiko. Allerdings müssen Absolventinnen und Absolventen dort für eine festgelegte Zeit im staatlichen Gesundheitsdienst arbeiten, bevor sie sich frei für eine Klinik oder die eigene Praxis entscheiden können. Natürlich gibt es in allen Ländern zusätzlich die Möglichkeit, an einer Privat-Uni zu studieren und dafür teils hohe Gebühren zu zahlen.

Wie zufrieden sind Ärztinnen und Ärzte mit ihrem Einkommen?

Es verwundert nicht, dass die Ärzinnen und Ärzte mit dem höchsten Einkommen damit auch am zufriedensten sind: In den USA empfinden mehr als 50 Prozent der Befragten ihr Gehalt als angemessen, in Deutschland sind es 35 Prozent. Obwohl Ärztinnen und Ärzte in Italien und Portugal im globalen Vergleich nicht am niedrigsten bezahlt werden, sind sie am unzufriedensten: Nur etwa 11 Prozent empfinden ihr Gehalt als fair.

Zusätzliche Unzufriedenheit entsteht dabei in allen Ländern durch die zunehmende Bürokratisierung in Klinik und Praxis. Weltweit ist es für viele Ärztinnen und Ärzte eine große Herausforderung, dass sie es mit zu vielen Regulierungen zu tun haben. In Deutschland nannten 38 Prozent der Befragten die Bürokratie als größtes Problem, in Frankreich waren es sogar 40 Prozent. Das macht uns und unser Nachbarland zum traurigen Spitzenreiter. In den USA war die Bürokratie für 21 Prozent der Befragten ein Problem, in Brasilien nur für 7 Prozent.

Und wie viele Patientinnen und Patienten behandeln Ärztinnen und Ärzte in einer durchschnittlichen Woche? Hier gibt es im internationalen Vergleich große Unterschiede. Mit 113 Personen steht Deutschland hier an der Spitze, dahinter folgt Spanien mit 101 Patientinnen und Patienten. In den USA sind es 72. Die wenigsten Patientinnen und Patienten werden pro Woche in Mexiko behandelt: Hier sind es nur 53.

Würden Sie wieder Medizin studieren?

Doch trotz aller Unzufriedenheit: Weltweit würde eine Mehrheit der befragten Medizinerinnen und Mediziner wieder das gleiche Studium wählen. In den USA und in Deutschland würden 73 bzw. 72 Prozent sich wieder für Medizin entscheiden. Am niedrigsten ist dieser Wert in Portugal: Hier würden nur 52 Prozent wieder den Arztberuf wählen.

Quellen: Medscape International Physician Compensation Report 2023, wikipedia.org, OECD iLibrary

Das könnte Sie auch interessieren: