
In Deutschland gehören Ärztinnen und Ärzte zu den Top-Verdienern. Aber wie sieht es im Ausland aus? Der Medscape International Compensation Report vergleicht die Gehälter von Medizinern in verschiedenen Ländern.
Was verdienen Ärztinnen und Ärzte global betrachtet? Und wie zufrieden sind sie mit ihren Berufsleben? Um diese Fragen zu beantworten, wurden für den Medscape International Compensation Report 2019 Daten aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Brasilien und Mexiko miteinander verglichen.
Deutsche Arztgehälter an zweiter Stelle der untersuchten Staaten
Mit Blick auf das durchschnittliche Facharzt-Gehalt stehen deutsche Mediziner im Vergleich der untersuchten Staaten gut da: Mehr als in der Bundesrepublik steht nur in den USA auf dem Gehaltszettel – dafür liegt das durchschnittliche Einkommen dort mit mehr als 300.000 Dollar brutto pro Jahr (entspricht ca. 250.000 Euro) allerdings fast doppelt so hoch wie bei uns. In anderen europäischen Ländern ist das Gehalt teils deutlich niedriger, in Lateinamerika verdienen die Kolleginnen und Kollegen sogar nur einen Bruchteil der Gehälter, die anderswo üblich sind. Das Schlusslicht der ausgewerteten Länder ist dabei Mexiko.
Vergleicht man die Arztgehälter mit dem durchschnittlichen Einkommen in den jeweiligen Ländern, stehen Ärztinnen und Ärzte überall gut da. So verdient ein US-Amerikaner im Durchschnitt ca. 66.000 Dollar (54.400 Euro) brutto pro Jahr – etwas mehr als ein Fünftel des durchschnittlichen Arztgehalts. In Deutschland liegt das Durchschnittseinkommen mit 53.600 Dollar (44.300 Euro) etwas niedriger, doch auch hier verdienen Ärzte im Schnitt mehr als dreimal so viel. In diesem Zusammenhang relativieren sich auch die niedrigen Gehälter in Lateinamerika: In Mexiko liegt das Durchschnittseinkommen bei ca. 17.500 Dollar (14.500 Euro) brutto im Jahr – damit liegt das Arzteinkommen immer noch deutlich über dem Durchschnitt. Am größten ist der Unterschied zwischen Medizinern und der Durchschnittsbevölkerung in Brasilien: Hier liegt das Durchschnittsgehalt bei 9.860 Dollar (8.150 Euro). Brasilianische Ärzte verdienen etwa sechsmal so viel.
Ausbildung: Was kostet das Medizinstudium?
Den Top-Gehältern in den USA stehen allerdings auch hohe Kosten für das Medizinstudium gegenüber: So zahlen US-amerikanische Studierende an einer staatlichen Universität etwa 35.000 US-Dollar (ca. 29.000 Euro) Studiengebühren – pro Jahr. In Europa und Lateinamerika ist das Studium an staatlichen Hochschulen dagegen deutlich günstiger. In Großbritannien liegen die jährlichen Studiengebühren bei etwa 11.000 US-Dollar (ca. 9.100 Euro), in Deutschland, Spanien und Frankreich fällt nur ein verhältnismäßig niedriger Semesterbeitrag an. In Brasilien ist das Studium sogar vollständig kostenlos – genau wie in Mexiko. Allerdings müssen Absolventen dort für eine festgelegte Zeit im staatlichen Gesundheitsdienst arbeiten, bevor sie sich frei für eine Klinik oder die eigene Praxis entscheiden können. Natürlich gibt es in allen Ländern zusätzlich die Möglichkeit, an einer Privat-Uni zu studieren und dafür teils hohe Gebühren zu zahlen.
Gender-Pay-Gap: Weltweit verbreitet
In allen untersuchten Ländern gab es deutliche Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Dabei liegt der Gender-Pay-Gap überall bei mehr als 20 Prozent: In den USA verdienen Ärztinnen 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, in Großbritannien sind es 26 Prozent, in Brasilien 29 und in Mexiko 23 Prozent. In bestimmten Facharzt-Gruppen sind die Unterschiede sogar noch größer. In Frankreich (21 Prozent) und Deutschland (20 Prozent) ist die Ungerechtigkeit bei den Gehältern im Verhältnis zu den anderen untersuchten Ländern am geringsten.
Wie zufrieden sind Ärztinnen und Ärzte mit ihrem Einkommen?
Es verwundert nicht, dass die Ärzinnen und Ärzte mit dem höchsten Einkommen damit auch am zufriedensten sind: In den USA empfinden mehr als 50 Prozent der Befragten ihr Gehalt als angemessen, in Deutschland sind es 45 Prozent. Obwohl Ärztinnen und Ärzte in Spanien im globalen Vergleich nicht am niedrigsten bezahlt werden, sind sie am unzufriedensten: Nur etwa 14 Prozent empfinden ihr Gehalt als fair.
Zusätzliche Unzufriedenheit entsteht dabei in allen Ländern durch die zunehmende Bürokratisierung in Klinik und Praxis. So verbringt mehr als die Hälfte aller Ärztinnen und Ärzte überall auf der Welt mindestens zehn Stunden pro Woche mit Schreibtischarbeit, häufig sogar deutlich mehr. Spitzenreiter sind hier deutsche und mexikanische Mediziner: In diesen Ländern gab jeder vierte Befragte an, pro Woche mindestens 25 Stunden mit administrativen Aufgaben und Schreibarbeit zu verbringen.
Würden Sie wieder Medizin studieren?
Doch trotz aller Unzufriedenheit: Weltweit würde eine Mehrheit der befragten Mediziner wieder das gleiche Studium wählen. In den USA und in Deutschland würden 77 Prozent sich wieder für Medizin entscheiden. Am niedrigsten ist dieser Wert in Großbritannien: Hier würden nur 61 Prozent wieder den Arztberuf wählen.
Quellen: Medscape International Compensation Report 2019, wikipedia.org