Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser in Deutschland erwartet in diesem Jahr ein Defizit. Insbesondere große Häuser und solche, die keinem Verbund angehören, gehören dazu. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Roland Berger Krankenhausstudie 2020. Für seine Untersuchung befragte das Beratungsunternehmen zwischen Ende Mai und Anfang Juni Klinikmanager von 600 Krankenhäusern in Deutschland.
Demnach rechnen 57 Prozent der Krankenhäuser in diesem Jahr mit einem Defizit. Nur noch 29 Prozent der Häuser gehen von einem Umsatzzuwachs aus. Im vergangenen Jahr waren es dagegen noch 67 Prozent. Den Ergebnissen zufolge treffen die Umsatzrückgänge die große Kliniken besonders hart: 72 Prozent rechnen für das laufende Jahr mit einem Minus.
Ursache dafür ist aus Sicht der Autoren die rückläufige Auslastung der Häuser während der Pandemie-Hochphase im März und April dieses Jahres. In den großen Krankenhäusern sei die Auslastung in dieser Zeit stärker gesunken als in den kleineren. In Kliniken mit mehr als 1.000 Betten ging die Belegung auf Normalstationen demnach um 37 Prozent zurück, auf den Intensivstationen um 27 Prozent. Darüber hinaus hätten die Verbundkliniken von Synergieeffekten profitiert und stünden daher in der Summe signifikant besser da.
Die Autoren rechnen damit, dass sich die Krankenhauslandschaft tiefgreifend verändern wird. Ihrer Einschätzung nach wird die Digitalisierung stärkster Treiber dieses Wandels sein. Zugleich gehen die befragten Klinikmanager davon aus, dass sich künftig die Gewichtung von stationären hin zu ambulanten Therapien verschieben wird. „Um in dieser Situation zu bestehen“, sagte Dr. med. Peter Magunia, Partner bei Roland Berger, „sollten Häuser noch offener für intensivere Kooperationen mit anderen Kliniken sein, ihre ambulanten Angebote gezielt ausbauen und Schritt für Schritt Reformvorhaben im Bereich Digitalisierung vorantreiben.“
Dtsch Arztebl 2020; 117(40): [4]