Patienten aus der EU gehen gern in deutsche Kliniken

10 November, 2020 - 07:10
Dr. Sabine Glöser
Europaflagge mit menschlichen Schatten

Im Jahr 2018 haben sich 250.000 Patienten aus 182 Ländern stationär oder ambulant in Deutschland behandeln lassen. Sie brachten dem deutschen Gesundheitssystem damit Einnahmen von 1,2 Milliarden Euro. Während die Patientenzahlen aus Nicht-EU-Ländern weiter zurückgingen, ließen sich mehr Patienten aus der Europäischen Union (EU) in Deutschland behandeln. Das ergab eine Auswertung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS).

Den Ergebnissen zufolge ist die Nachfrage aus den Golfstaaten erneut um 13 Prozent gesunken. Den stärksten Rückgang verzeichneten die Vereinigten Arabischen Emirate mit einem Minus von 46 Prozent. Einen wichtigen Grund dafür sieht Jens Juszczak von der H-BRS in den Kontroversen um Rechnungshöhen oder Provisionszahlungen. Dienstleister, die bisher die Patientenströme aus den arabischen Ländern gemanagt hätten, spielten kaum noch eine Rolle. Immer mehr Kliniken verzichteten auf eine Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen.

Aus der Russischen Föderation kamen mehr Patienten als aus allen Golfstaaten zusammen, allerdings sank die Nachfrage insgesamt um 10 Prozent. Dagegen stieg sie in der Ukraine. Aus diesem Land kamen 11 Prozent mehr Patienten nach Deutschland.

Fast zwei Drittel aller Auslandspatienten in Deutschland kamen aus den EU-Mitgliedsstaaten, die meisten davon aus Polen. Vor allem Nordrhein-Westfalen (NRW) scheint davon zu profitieren. Dort ließen sich im Jahr 2018 mehr als 19.000 Patienten aus dem Ausland stationär behandeln. Dies entspricht einer Zunahme von knapp 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Patienten kamen aus den Niederlanden, Belgien und Polen nach NRW. Bezogen auf alle Patienten aus den Niederlanden hatten die Kliniken aus NRW einen Marktanteil von 64 Prozent, bezogen auf alle belgischen Patienten waren es 78 Prozent. „Die enge Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarstaaten dürfte zunehmend zum Erfolgsfaktor für Nordrhein-Westfalen werden“, vermutet Juszczak.

Dtsch Arztebl 2020; 117(46): [4]

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