Die hohe Arbeitsbelastung der Klinikärztinnen und Klinikärzte wirkt sich negativ auf die Patientensicherheit aus. Jedenfalls ergab das eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes (MB) Baden-Württemberg, an der 2.340 Ärztinnen und Ärzte teilnahmen. Demnach sehen 65 Prozent der Befragten die Patientensicherheit an ihrem Arbeitsplatz mehrmals im Monat durch Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz gefährdet. 46 Prozent gaben an, dies sei mindestens einmal in der Woche der Fall, 11 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sprachen von einer täglichen Gefährdung der Patienten.
Der MB-Umfrage zufolge arbeiten knapp 65 Prozent der in Vollzeit Beschäftigten mindestens 51 Stunden in der Woche, 18 Prozent mehr als 60 Stunden pro Woche. Von den in Teilzeit tätigen Ärztinnen und Ärzten arbeiten 29 Prozent mehr als 40 Stunden pro Woche. Für den Vorsitzenden des MB-Landesverbandes Baden-Württemberg, Dr. Frank J. Reuther, ist es zwar keine neue Erkenntnis, dass die Arbeitsbelastung der Klinikärztinnen und -ärzte besonders hoch sei. Allerdings bestehe „gerade mit Blick auf die Coronapandemie dringender Handlungsbedarf, dass sich hier zum Wohle der Patienten etwas ändert“.
Weitere Ergebnisse: Verschärft wird die Belastung der Ärztinnen und Ärzte aus Sicht des Marburger Bundes durch „nichtärztliche Verwaltungstätigkeiten“. So ist mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) im Durchschnitt bis zu 30 Prozent der täglichen Arbeitszeit damit beschäftigt. 15 Prozent verbringen gar mehr als die Hälfte ihrer täglichen Arbeitszeit mit diesen Tätigkeiten. Auch sind 74 Prozent der Ärztinnen und Ärzten der Meinung, das ärztliche Personal am Arbeitsplatz reiche nicht aus, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen.
Eine zentrale Stellschraube, Überlastung von Ärztinnen und Ärzten in den Krankenhäusern zu vermeiden, sieht der MB in einer konsequenten Kontrolle der Arbeitszeiten. Die zuständigen Behörden, forderte er, müssten die Arbeitszeiten der Ärzte anlassunabhängig kontrollieren.
Dtsch Arztebl 2020; 117(50): [4]