Avatare in der Medizin: Virtuelle Innovationen auf dem Vormarsch

22 Januar, 2024 - 07:48
Miriam Mirza
Comic Arzt Avatar

In den letzten Jahren hat die fortschreitende Digitalisierung nicht nur die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, sondern auch die medizinische Landschaft umgewälzt. In diesem Zeitalter der technologischen Innovationen gewinnen Avatare zunehmend an Bedeutung und erobern einen festen Platz im Gesundheitssektor. Besonders für Ärztinnen und Ärzte eröffnen sich durch diese virtuellen Repräsentationen völlig neue Horizonte in der Diagnose, Therapie und Schulung. Von der personalisierten Patienteninteraktion bis hin zu virtuellen Operationssimulationen – Avatare spielen eine Schlüsselrolle in der Gestaltung der Zukunft der Medizin. Willkommen in der faszinierenden Welt der Avatare und ihrer vielversprechenden Anwendungen in der ärztlichen Praxis.

Virtuelle Patienteninteraktion als Zukunft der Sprechstunde

Die Digitalisierung hat die Art und Weise, wie Ärztinnen und Ärzte mit ihren Patientinnen und Patienten interagieren, nachhaltig verändert. Ein wichtiger Meilenstein dabei: Die virtuelle Patienteninteraktion durch Avatare. In vielen Praxen finden sich mittlerweile digitale Assistentinnen und Assistenten, die den Kontakt zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientin bzw. Patientin effizienter gestalten. Dies ermöglicht nicht nur eine zeitnahe und flexible Kommunikation, sondern öffnet auch Türen zu personalisierten Gesundheitslösungen. Die Patientinnen und Patienten können ihre Symptome interaktiv mit einem Avatar besprechen, der in der Lage ist, gezielte Fragen zu stellen und auf Antworten individuell einzugehen. Dieser Ansatz bietet nicht nur eine bequeme Alternative zu traditionellen Arztbesuchen, sondern ermöglicht auch eine umfassende und präzise Erfassung von Gesundheitsdaten.

Avatare sind nicht nur auf die Interaktion mit Patientinnen und Patienten beschränkt; sie haben auch einen tiefgreifenden Einfluss auf die Ausbildung und Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten. Virtuelle Simulationen bieten eine realistische Umgebung, um komplexe medizinische Szenarien zu trainieren. Von der Diagnose bis zur Durchführung von komplizierten chirurgischen Eingriffen ermöglichen diese Simulationen Medizinerinnen und Medizinern, ihre Fähigkeiten in einem risikofreien Umfeld zu perfektionieren. Dies ist besonders relevant in Zeiten, in denen der Zugang zu realen klinischen Erfahrungen eingeschränkt sein kann. Durch die Integration von Avataren in die medizinische Ausbildung können angehende Ärztinnen und Ärzte ihre Fähigkeiten verbessern und sich auf reale Situationen vorbereiten.

Das gilt besonders für virtuelle Operationssimulationen. Chirurginnen und Chirurgen können mithilfe von Avataren komplexe Eingriffe in einer realistischen virtuellen Umgebung üben, bevor sie diese in der Realität durchführen. Diese Simulationen ermöglichen nicht nur die Verbesserung der chirurgischen Fähigkeiten, sondern tragen auch dazu bei, Risiken zu minimieren und die Patientensicherheit zu erhöhen. Durch die präzise Nachbildung von anatomischen Strukturen können Ärztinnen und Ärzte verschiedene Szenarien durchspielen, potenzielle Komplikationen erkennen und entsprechende Strategien entwickeln. Die Integration von Avataren in die chirurgische Ausbildung und Planung hat das Potenzial, die Effizienz von Operationen zu steigern und die Erfolgsraten zu verbessern.

Forschungsprojekte zu Avataren in der Medizin

Inzwischen befassen sich verschiedene Forschungsprojekte mit dem Einsatz von Avataren in der Medizin. Ein Beispiel: Das "AVATAR"-Projekt, bestehend aus 18 Partnern, revolutioniert die Anonymisierung von Gesundheitsdaten. Digitale Avatare, basierend auf dezentralen Datenpools wie medizinischer Versorgung, klinischen Studien und Gesundheitsanwendungen, werden generiert. Diese schützen die Privatsphäre der Daten spendenden Personen und ermöglichen dennoch eine sinnvolle Nutzung der Informationen. Betroffene werden um eine Datenspende gebeten und entscheiden individuell über die Datenfreigabe. Ziel ist die umfassende Nutzung des Digitalisierungspotenzials für die Gesundheit in Deutschland.

Die Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) gestaltet den sozialwissenschaftlichen Teil des Projekts, erforscht Akzeptanz und Bereitschaft zur Datenspende unter sozialen und kulturellen Einflüssen. Der Fokus liegt auf Mechanismen zur Reduktion sozialer Selektivität, um den "digital divide" zu überwinden. Die Ergebnisse des Projekts werden in einem Open-Science-Lab präsentiert. Interessierte können den Prozess der Datenerhebung, -verarbeitung und -nutzung erleben, Informationen über die Avatar-Anonymisierung aus erster Hand erhalten und einen Einblick in die Zukunft der Gesundheitsdatennutzung gewinnen.

Ein anderes wegweisendes Forschungsprojekt namens HVIAM („Hybride Interaktionssysteme zur Aufrechterhaltung der Gesundheit auch in Ausnahmesituationen“) unter Federführung der Universität Hamburg zielt darauf ab, menschliche Intelligenz von Gesundheitsexpertinnen und -experten mit künstlicher Intelligenz (KI) und Mixed Reality (MR) zu kombinieren. Hierbei werden KI-gestützte virtuelle 3D-Avatare des medizinischen Fachpersonals generiert, die über mobile Endgeräte, 3D-Brillen oder andere MR-Anwendungen dargestellt werden können. Diese Avatare sollen nicht nur einfache Spracheingaben, sondern auch Mimik und Gestik verstehen können, um ein Gefühl sozialer Präsenz zu schaffen.

Die KI-gesteuerten Avatare sollen darüber hinaus in der Lage sein, einfache Routineaufgaben selbstständig zu erledigen, bevor sie von medizinischen Expertinnen und Experten überprüft werden. Patientinnen und Patienten können über die Avatare reale oder virtuelle Termine mit dem medizinischen Fachpersonal vereinbaren. Das interdisziplinäre Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Zwei Hamburger Gründer sind ebenfalls eingebunden.

Fazit

Es wird deutlich, dass Avatare nicht nur eine technologische Spielerei sind, sondern eine transformative Rolle in der Medizin spielen. Virtuelle Repräsentationen haben das Potenzial, die Gesundheitsversorgung auf ein neues Niveau zu heben. Während wir in einer Ära der digitalen Revolution leben, markieren Avatare einen Wendepunkt in der Medizingeschichte, der nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung nachhaltig verbessert. Die Ärzteschaft steht an der Schwelle zu einer aufregenden Zukunft, in der Avatare nicht nur als Werkzeug, sondern als unverzichtbare Partner in der medizinischen Praxis betrachtet werden.

Das könnte Sie auch interessieren: