
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein notwendiges Tool, um die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu fördern, Abläufe zu optimieren – und am Ende sogar um Geld zu sparen.
Der Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement hat schon im Jahr 2012 definiert, was BGM ist: „Betriebliches Gesundheitsmanagement ist die planvolle Organisation, Steuerung und Ausgestaltung betrieblicher Prozesse mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit der Mitarbeiter.“ Gemeint ist damit ein Konzept für eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen, die dazu führen sollen, dass Mitarbeitende gesünder leben und arbeiten – und das mit Unterstützung des Arbeitgebers.
Weg zum gesunden Unternehmen
Ein gutes Betriebliches Gesundheitsmanagement erfordert ein Konzept, das alle Punkte berücksichtigt: Verhaltensprävention, Verhältnisprävention, Arbeitsschutz, Betriebliche Gesundheitsförderung mit vielen Einzelmaßnahmen, die Ineinandergreifen und nicht wahllos mal gemacht werden und mal nicht, sowie einem realistischen Zeitplan. Auch sollten die Beteiligten über kleine und große Erfolge auf dem Weg zu einem gesundheitsfördernden Unternehmen kommunizieren.
Die Geschäftsführung und der Vorstand einer Klinik sollten die Etablierung eines BGM unterstützen und es im Rahmen eines Projektmanagements einführen. Dazu gehören eine Steuerungsgruppe und Arbeitsgruppen, die hochrangig und vielfältig mit verschiedenen Berufsgruppen besetzt sind. Diese sollten alle Mitarbeitenden regelmäßig und ausführlich über die Ziele und geplanten Schritte informieren.
Gesundheit ist eine Führungsaufgabe. Jede Vorgesetzte, jeder Vorgesetzte hat die Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden nicht nur zu unterstützen, sondern auch aktiv zu gestalten. Das eigene Verhalten gehört natürlich auch dazu. Beispielhaftes Vorleben ist nicht zu unterschätzen.
Verschiedene Bausteine und Maßnahmen
In den meisten Krankenhäusern gibt es häufig bereits eine Vielzahl an Angeboten, angefangen beim Betriebssport, Zuschüssen für Fitnessstudios, Rückenkurse oder kleine Hilfsmittel. Dies sind Teile der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), ein Baustein des BGM.
Darüber hinaus geht es darum, die Verhaltens- und Verhältnisprävention zu fördern. Verhaltensprävention meint das eigene Verhalten in Richtung einer gesunden Lebens- und Arbeitsweise so zu verändern, dass gesundheitliche Belastungen sinken. Dazu gehört beispielsweise die Ernährung. Entsprechende Angebote der Kantinen können Salattage sein, kalorienreduzierte Gerichte, vitamin- und ballaststoffreiche Angebote. Auch regelmäßige Bewegung gehört dazu, beispielsweise in Form von Walking, Laufen, Rad fahren, Schwimmen oder auch Spazieren gehen. Gezielte Entspannungstechniken, zum Beispiel Yoga oder Autogenes Training, helfen Stress abzubauen.
Verhältnisprävention hingegen meint, die Bedingungen der Arbeitsplätze so zu verändern, dass sie möglichst eine gesunde Arbeitsweise ermöglichen. Zu hinterfragen oder zu überprüfen sind zum Beispiel Laufwege oder das Heben und Tragen. Physio- und Ergotherapeuten können einzelne Abläufe begleiten, um Tipps für optimierte Abläufe zu geben.
Das Thema Arbeitsschutz liefert wichtige Hinweise, um Gefährdungen und Belastungen zu reduzieren. Dazu gehören nicht nur die üblichen Stolperfallen oder die Warnung vor feuchten Böden, die ausreichend gekennzeichnet werden müssen. Es geht auch um Fragen, wo die Desinfektionsmittelspender angebracht werden, wie und wo das Material gelagert wird oder um das richtige Schuhwerk. Häufig wird aus Bequemlichkeit das Standard, OP-Schuhwerk getragen. Diese sind zwar luftig, bieten aber keinen Halt, wenn es zum Beispiel darum geht, Patienten aus dem Bett zu helfen.
Erkenntnisse, die man aus diesen verschiedenen Bausteinen des BGM gewinnt, müssen anschließend natürlich in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Nur so kann ein Bewusstsein bei allen Mitarbeitenden entstehen. Zudem zeigt das Unternehmen damit, dass alle etwas dazu beitragen, Belastungen zu reduzieren, auch wenn es etwas kostet.
BGM aus ökonomischer Sicht
Betrachtet man das Betriebliche Gesundheitsmanagement aus ökonomischer Sicht, lässt sich feststellen, dass es einen Return on Investment (ROI) von 1:2 bis hin zu 1:16 gibt, nachdem ein Unternehmen BGM eingeführt hat. Will heißen: Für jeden Euro, den das Unternehmen in sein Betriebliches Gesundheitsmanagement investiert, kann es das Doppelte bis hin zum Sechzehnfachen einsparen. Dies gelingt unter anderem dadurch, dass sich die Produktivität erhöht. Gesunde Menschen sind leistungsfähiger, sie haben weniger Fehlzeiten. Auch wird die Fluktuation geringer. Denn Pflegekräfte und Ärzte zum Beispiel wechseln häufig ihren Arbeitgeber, weil sie die Belastung als zu hoch empfinden. Natürlich kann auch Geld eine Rolle spielen. Allerdings wird das oft überschätzt. Die gefühlte oder empfundene Belastung ist subjektiv, da Mitarbeitende diese unterschiedlich wahrnehmen und bewerten. Doch Belastungen können auch objektiv zu hoch sein. Dann sind geeignete Maßnahmen in der Organisation vorzunehmen.
Wird ein Betriebliches Gesundheitsmanagement umgesetzt, das Mitarbeitende, Mitbestimmungsgremien und Leitungskräfte einbezieht, entsteht die Wahrnehmung, dass Belastungen, eben auch die gefühlten individuellen, ernst genommen werden und sich der Arbeitgeber darum kümmert, diese zu reduzieren. Die Kommunikation darüber spielt, wie bei den meisten Maßnahmen, eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Personalmarketing kann punkten
Als ein weiterer positiver Effekt, der heutzutage nicht zu unterschätzen ist, ist die Innen- und Außenwirkung auf die Mitarbeitenden und auf potenziell Mitarbeitende. Das Personalmarketing kann mit einem gut eingeführten BGM wesentlich punkten und Interesse für die Mitarbeit in einem gesunden Unternehmen wecken.
Dtsch Arztebl 2022; 119(26): [2]
Der Autor:
Klaus Wawrzyniak
Konzernbereichsleiter HR (Personal)
Immanuel Albertinen Diakonie
22457 Hamburg
Mitglied im Initiativkreis neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK)