
Wirtschaftliche Ziele sind in Bewerbungsgesprächen auf Chefarzt-Positionen in Krankenhäusern ein wichtiges Thema. Das jedenfalls ergab eine Umfrage des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen (BDC), an der insgesamt 455 chirurgische Chefärzte und Oberärzte teilnahmen.
Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab an, dass wirtschaftliche Ziele in Einstellungsgesprächen einen hohen Stellenwert haben. 75 Prozent berichteten von Anforderungen, wie der Mitarbeit bei der Unternehmensentwicklung, der Steigerung von Patientenzahlen oder der Stärkung der Wettbewerbsposition des Unternehmens. Mehr als 40 Prozent sahen sich im Gespräch mit dem Management knapper Personalressourcen konfrontiert. Allerdings fühlte sich auch jeder Dritte durch die wirtschaftlichen Anforderungen im Stellenprofil nicht unter Druck gesetzt. 70 Prozent der Chefarzt-Aspiranten sahen gar Chancen, das Gewichten von Ökonomie und medizinethischen Erwägungen in ihrer späteren Abteilung durch das eigene Verhalten beeinflussen zu können. Jeder Fünfte gab indes an, einen Druck durch die ökonomischen Ziele zu verspüren.
„Das Ergebnis unserer Studie ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Krankenhausmedizin strukturell unter die Herrschaft kaufmännischer und wettbewerblicher Prämissen geraten ist“, sagte Prof. Dr. Dr. med. Karl-Heinz Wehkamp, Socium Forschungszentrum der Universität Bremen und Mitautor der Studie. Ihm zufolge sucht ein Krankenhaus heute Chefärzte, die nicht nur Betriebswirtschaftlich denken und handeln, sondern die auch die Zumutung aushalten müssen, mit äußerst knapp kalkuliertem Personal und Material zu arbeiten.
„Wir sehen aber auch das Potenzial der Chefärzte, sich in Bewerbungsgesprächen als Gesprächspartner auf Augenhöhe präsentieren zu können und die wirtschaftlichen Ziele im Sinne eines nachhaltigen Krankenhausmanagements gemeinsam mit der Geschäftsführung zu definieren“, betonte Prof. Dr. med. Carsten Johannes Krones, Mitautor und Mitglied im erweiterten BDC-Vorstand.
Dtsch Arztebl 2021; 118(21): [4]