Am Universitätsklinikum Bonn (UKB) können Medizinstudierende Lehrinhalte der Chirurgie in einem Virtual-Reality-(VR-)Space erleben. Ausgestattet mit VR-Brillen nehmen sie dabei die Sicht des Chirurgen auf einen Patienten ein. Chirurgische Behandlungskonzepte sollen so auf einfache wie intuitive Art verständlich werden.
Dieses Angebot entwickelt haben die beiden Assistenzärzte Dr. med. Jan Arensmeyer und Philipp Feodorovici von der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie zusammen mit den Oberärzten PD Dr. med. Philipp Lingohr und Dr. med. Nils Sommer vom Team Lehre der chirurgischen Klinik. „Indem die Studierenden im VR-Space die Bildgebung in Echtzeit dreidimensional rekonstruiert betrachten, bearbeiten und damit die detailgetreue Sicht des Chirurgen auf den Körper eines Patienten simulieren, können sie ein gutes Verständnis für die reale Anatomie und die verschiedenen Krankheitsbilder entwickeln und erlernen somit deutlich schneller den chirurgischen Behandlungsansatz“, sagte Arensmeyer.
Die Studierenden, berichtet das Projektteam, benötigten wenig Einarbeitungszeit und lernten im VR-Space, in entspannter Atmosphäre intuitiv mit Bildern umzugehen. Nach ersten Auswertungen wünschten sich mehr als 90 Prozent der bisher teilnehmenden Studierenden, dass die Arbeit mit VR-Brillen dauerhaft in den klinischen Alltag und die Lehre integriert werde.
Künftig soll es dem Team zufolge auch möglich sein, die virtuellen Eingriffe zusammen mit Nutzern zu erleben, die sich an unterschiedlichen Orten befinden. „Im Moment sind die VR-Einheiten noch ortsgebunden, unsere Vision für die Zukunft ist aber, dass wir die Teilnahme am VR-Unterricht auch ortsungebunden, zum Beispiel von zu Hause aus, anbieten können“, sagte Feodorovici. Auch könnten sich Expertinnen und Experten oder Dozentinnen und Dozenten verschiedener Kliniken in der virtuellen Welt zu Fallbesprechungen und Operationsplanungen treffen und die Studierenden als Beobachter daran teilnehmen.
Dtsch Arztebl 2022; 119(12): [4]