Personalentwicklung: Wie Kliniken digitale Lernwelten erfolgreich etablieren

28 April, 2020 - 08:00
Saskia Kaune
geöffnetes MacBook darüber sind Zahnräder, in der einen steht "e-learning"

Digitale Lernwelten bieten die Möglichkeit, die Qualifikationen der Mitarbeitenden im Blick zu haben. Künftig werden sie als Personalentwicklungsinstrument nicht mehr aus den Kliniken wegzudenken sein.

Viele Krankenhäuser haben noch keine digitalen Lernplattformen eingeführt. Dieses Thema ist in vielen Häusern noch unterrepräsentiert. Auch der Zugriff auf digitale Wissensdatenbanken ist in Krankenhäusern noch nicht weitverbreitet. Digitale Lernwelten, vor allem der Baustein digitale Lernplattformen, bieten zahlreiche Vorteile. Notwendige und für Krankenhäuser obligatorische Pflichtfortbildungen wie Brandschutz, Compliance, Datenschutz und Hygiene können zum Beispiel ressourcenschonend gesteuert sowie zeit- und ortsunabhängig durchgeführt werden. So reduziert der Einsatz digitaler Lernplattformen den administrativen Aufwand wie das Koordinieren von Anmeldungen, die zeitliche Organisation oder die Buchung von Schulungsräumlichkeiten.

Zu den Funktionen digitaler Lernplattformen gehören unter anderem:

  • das Anbieten von E-Learning und Blended-Learning,
  • die Organisation von Projektgruppen,
  • der Einsatz als Wissensaustauschtool,
  • das Abbilden administrativer Abläufe.

Digitale Lernplattformen lassen sich zudem mit zahlreichen weiteren Programmen kombinieren oder per Schnittstelle verbinden.

Qualifizierung von Mitarbeitenden

Systematische Personalentwicklung beginnt mit der Einarbeitung der Mitarbeitenden. Einarbeitungskonzepte sowie wichtige Pflichtfortbildungen oder auch Schulungen im Umgang mit dem eingesetzten Krankenhausinformationssystem lassen sich über digitale Lernplattformen als E-Learning oder Blended-Learning oder als einfache Wissensdatenbank etablieren. Somit kann jeder neue Mitarbeitende sich zu jeder Zeit über die wichtigsten Prozesse und Themen des Krankenhauses informieren. Gerade die frühzeitige und schnelle Integration eines neuen Mitarbeitenden garantiert in vielen Fällen eine längerfristige Bindung an das Unternehmen.

Fast alle Krankenhäuser verfügen über Fort- und Weiterbildungskonzepte, die ein wichtiger Baustein der Personalentwicklung sind. Aber auch in diesem Bereich sind die zeitlichen und monetären Ressourcen knapp. Das Anbieten von E-Learning über digitale Lernplattformen macht es möglich, Schulungen zeitunabhängig und je nach Interesse anzubieten.

Über digitale Lernplattformen haben Mitarbeitende die Möglichkeit, einen Überblick zu erhalten, wann sie welche Schulung durchgeführt und welche Qualifikation sie erworben haben. Auch die Anmeldung erfolgt online in den jeweiligen Kursen und spart dadurch Zeit und Aufwand, weil Anträge in Papierform mit langen Genehmigungswegen wegfallen. Interne und externe Fortbildungskataloge sind für Mitarbeitende transparent ersichtlich und können ebenfalls jederzeit abgerufen werden.

Unterstützung der Führungskräfte

Zudem unterstützen digitale Lernwelten die Führungskräfte bei der Qualifizierung von Mitarbeitenden. Über digitale Lernplattformen erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Qualifikation welcher Mitarbeitende wann erworben hat. Das System kann darüber zahlreiche Statistiken oder Berichte automatisch generieren. Diese Auswertungen können Führungskräfte beispielsweise gezielt in Mitarbeitergesprächen einsetzen.

Auch das Nachhalten der obligatorischen Pflichtfortbildungen wird durch digitale Lernplattformen leichter, zum Beispiel durch eine automatische E-Mail-Erinnerung. Als weiterer Baustein der digitalen Lernwelt bieten sich digitale Wissensdatenbanken für die Personalentwicklung gerade für Ärzte in Weiterbildung oder auch Fachärzte an. So können Führungskräfte individuell und je nach abteilungsinternen Prozessen die Schulungen entsprechend zeitlich anordnen. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Absolvieren von Fort- und Weiterbildungen über digitale Lernwelten Kosten spart. Es entfallen unter anderem Reisekosten, Übernachtungskosten und Verpflegungsmehraufwand. Dadurch kann das oft begrenzte abteilungsinterne Fortbildungsbudget zielgerichteter und zweckmäßiger eingesetzt werden.

Erfolgsfaktoren für digitale Lernwelten

Um eine digitale Lernwelt erfolgreich im Krankenhaus zu etablieren, ist es wichtig, folgende Voraussetzungen zu schaffen:

  • Technische Voraussetzungen prüfen: Bevor eine Klinik eine digitale Lernwelt einführen kann, muss sie zum einen die IT-technische Hard- und Software danach prüfen, ob solche Systeme implementiert werden können. Zudem muss sie sicherstellen, dass jeder Mitarbeitende einen eigenen Zugang erhält.
  • Zuständigkeiten benennen: Die digitale Lernwelt lebt von der ständigen Aktualisierung und Weiterentwicklung. So müssen mindestens einmal jährlich die internen Fortbildungskataloge aktualisiert oder auch neue E-Learning-Schulungen entwickelt, geprüft und etabliert werden. Um ein zielgruppenorientiertes Angebot zu schaffen, ist von großer Bedeutung, dass sich die einzelnen Berufsgruppen mit dem für die digitale Lernwelt Zuständigen austauschen.
  • Räume mit Lernatmosphäre schaffen: Auch wenn digitale Lernplattformen und digitale Wissensdatenbänke von überall genutzt werden können, ist es wichtig, den Mitarbeitenden im Krankenhaus einen Ort zu schaffen, an dem sie sich zurückziehen und qualifizieren können. Dieser Ort muss die technischen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen und eine gute Lernatmosphäre bieten.
  • Führungskräfte schulen: Ein Personalentwicklungsinstrument ist nur dann sinnvoll, wenn es aktiv genutzt und kommuniziert wird. Daher sollten von Anfang an die Führungskräfte ausreichend geschult und ihnen alle möglichen Funktionen sowie Vorteile vorgestellt werden. Auch sollte der für die digitale Lernwelt Zuständige den Führungskräften einen Support bereitstellen.
  • Angebote schaffen: Um Mitarbeitenden die Vorteile der digitalen Lernwelt näherzubringen, sollten diese von Anfang an mit dem Medium vertraut gemacht werden. Dazu sollte es Vorführungen und Schulungen beim Einführungstag geben.
  • Rahmenbedingungen aufstellen: Zu den Rahmenbedingungen, die von Anfang an transparent kommuniziert und geregelt werden sollten, zählen die Bewertung der Arbeitszeit, der Datenschutz und das An- und Abmelden von Zugängen. Auch sollten die Verantwortlichen die Möglichkeiten der statistischen Auswertungen und deren Nutzungsmöglichkeiten aufzeigen, beispielsweise für Controlling-Gespräche, Strategieklausuren oder auch zur Steuerung von Fortbildungsbudgets.

Dtsch Arztebl 2020; 117(18): [2]
 


Die Autorin:

Saskia Kaune
Verwaltungsdirektorin
Agaplesion Diakonie Kliniken Kassel
34119 Kassel
Mitglied des Initiativkreises neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK)

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