Coronapandemie belastet Ärztinnen und Ärzte stark

5 April, 2022 - 07:56
Dr. Sabine Glöser
Junger Arzt mit Schutzkleidung, erschöpft

Die COVID-19-Pandemie setzt Ärztinnen und Ärzten extrem zu und stellt sie vor große physische und psychische Herausforderungen. Zumindest ergab das eine anonymisierte Online-Befragung unter Mitgliedern der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Initiiert wurde sie von Prof. Andreas Goette vom St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn und Prof. Karl-Heinz Ladwig von der Technischen Universität München, in Kooperation mit dem Kompetenznetz Vorhofflimmern und der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

Den Ergebnissen zufolge hatten 84 Prozent der Befragten COVID-19-Patienten behandelt. Rund drei Viertel fühlten sich dadurch in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Sie berichteten, die akute Behandlung von Nicht-COVID-19-Patienten sei eingeschränkt. 52 Prozent gaben „etwas eingeschränkt“ an, 29 Prozent „stark eingeschränkt“. In einem Drittel der Fälle habe die Patientenwürde nicht gewahrt werden können.

Zudem fühlten sich 43 Prozent der Befragten durch externe Vorgaben in ihrem ärztlichen Handeln behindert. Rund 60 Prozent fühlten sich hilflos. Mehr als die Hälfte litt an Schlafstörungen, mehr als drei Viertel berichteten über Erschöpfungssymptome und „Mitgefühlsmüdigkeit“ in der ärztlichen Arbeit. Klinische Anzeichen einer Depression zeigten sich bei 12 Prozent, Anzeichen einer Angststörung bei weiteren 12 Prozent. Generell waren Krankenhausärztinnen und -ärzte stärker beeinträchtigt als Niedergelassene. „Wie wir sehen, gehen die extremen Belastungen auch an erfahrenen Medizinern nicht spurlos vorüber, sondern führen zu schwer beherrschbarem psychosozialem Stress“, sagte Ladwig. „Verbreitete Hilflosigkeit bei Ärzten, einer Berufsgruppe, die es eigentlich gewohnt ist, Situationen zu beherrschen und zu meistern, ist alarmierend.“

An der Befragung nahmen 1.476 Mitglieder der Ärztekammer Westfalen-Lippe teil, die etwa zur Hälfte in einer Klinik tätig sind und zur Hälfte niedergelassen. Sie arbeiten in den Fachgebieten Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie sowie Kinder- und Jugendheilkunde. Die meisten haben mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

Dtsch Arztebl 2022; 119(14): [4]

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