Die Bedeutung einer offenen Fehlerkultur im Krankenhaus: Herausforderungen und Wege zur Verbesserung

13 März, 2024 - 07:04
Miriam Mirza
Klinikteam in einer Besprechung

In der komplexen Welt der Medizin ist das Risiko von Fehlern immer präsent. Doch wie gehen Ärztinnen und Ärzte mit diesen Fehlern um? Die Fehlerkultur im Krankenhaus spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn sie beeinflusst nicht nur die Qualität der Patientenversorgung, sondern auch das Wohlbefinden der medizinischen Fachkräfte.

Jeder Mensch macht Fehler. In der Medizin können diese allerdings fatale Folgen haben, etwa wenn ein Mensch geschädigt wird oder gar stirbt. Hinzu kommt, dass große Kosten und Haftungsansprüche damit verbunden sein können. Dieser Druck hat dazu geführt, dass mit Fehlern im klinischen Umfeld oft nicht gut umgegangen wird. Doch das ist problematisch, denn so kann nicht aus Fehlern gelernt werden und es entsteht eine ungute Arbeitsatmosphäre, die wiederum Fehler begünstigt. Daher ist es wichtig, sich um eine gute Fehlerkultur zu bemühen.

Was ist Fehlerkultur?

Unter dem Begriff Fehlerkultur fasst man die Art und Weise zusammen, wie eine Organisation mit Fehlern und dem Umgang damit gestaltet wird. Eine offene Fehlerkultur bedeutet, dass Fehler als Chance zur Verbesserung betrachtet werden, anstatt sie zu vertuschen oder zu tabuisieren. Auf Krankenhäuser bezogen geht es darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Ärztinnen und Ärzte so sicher fühlen, dass sie Fehler melden und daraus lernen können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen.

11.02.2025, Marien Hospital Düsseldorf
Düsseldorf
10.02.2025, Klinikum Landshut Anstalt des öffentlichen Rechts der Stadt Landshut
Landshut

Eine offene Fehlerkultur ist entscheidend für das Wohlbefinden der medizinischen Fachkräfte. Wenn Ärztinnen und Ärzte sich nicht trauen, Fehler zu melden, kann dies zu einem Klima der Angst und des Misstrauens führen. Dies wiederum kann die Qualität der Patientenversorgung beeinträchtigen und das Risiko weiterer Fehler erhöhen. Eine positive Fehlerkultur hingegen fördert Offenheit, Kommunikation und Lernen aus Fehlern, was letztendlich zu einer verbesserten Patientensicherheit führt.

Herausforderungen und Hürden

Trotz der klaren Vorteile einer offenen Fehlerkultur stehen Ärztinnen und Ärzte oft vor Herausforderungen, diese zu implementieren. Viele Kolleginnen und Kollegen fürchten berufliche Konsequenzen oder Rufschäden, wenn sie Fehler melden. Festgefahrene Hierarchien und Strukturen im Gesundheitswesen können den offenen Austausch über Fehler behindern. Es ist entscheidend, eine Kultur der Gleichberechtigung und Offenheit zu fördern, in der alle Teammitgliederinnen und -mitglieder gehört werden. Schließlich kann es im einem stressigen Arbeitsumfeld schwierig sein, Zeit für Reflexion und Fehleranalyse zu finden. Daher sollten Krankenhäuser Ressourcen bereitstellen, um dies zu ermöglichen.

Insgesamt ist eine offene Fehlerkultur im Krankenhaus von entscheidender Bedeutung für die Verbesserung der Patientensicherheit und das Wohlbefinden der medizinischen Fachkräfte. Es ist jedoch möglich, durch Engagement auf allen Ebenen des Gesundheitssystems und die Überwindung von Herausforderungen eine Kultur zu schaffen, in der Fehler als Chance zur Verbesserung betrachtet werden.

Wie erreicht man eine offene Fehlerkultur?

Das Herstellen einer offenen Fehlerkultur erfordert ein grundlegendes Umdenken auf allen Ebenen des Gesundheitssystems. Es gibt einige Aspekte, die dabei helfen können. Zunächst ist das Engagement der Führungskräfte von entscheidender Bedeutung. Ihnen fällt die Aufgabe zu, als gutes Beispiel voranzugehen und eine Kultur der Offenheit und Transparenz zu fördern.

Überhaupt ist eine gute Kommunikation eine zentrale Voraussetzung für die Etablierung einer offenen Fehlerkultur. In den Teams sollte klar und verständlich gesprochen werden, Rückfragen sind stets erlaubt – ganz nach dem Motto „dumme Fragen gibt es nicht“. Um sicher zu gehen, dass Anweisungen verstanden wurden, sind Nachfragen wichtig, um Unklarheiten zu vermeiden. Auch sollten Zuständigkeiten geklärt werden.

Zu einem gelungenen Austausch gehört zudem, genau zuzuhören und die nonverbale Kommunikation des Gegenübers zu beachten. Außerdem sollte immer wieder die Perspektive von anderen eingenommen werden. Das erleichtert die sach- und lösungsorientierte Verständigung. Ganz grundsätzlich sollte auf eine respektvolle und wertschätzende Art miteinander gesprochen werden. All diese Maßnahmen fördern das Vertrauen der Mitarbeitenden und bestärken sie, Fehler zuzugeben.
Und schließlich sollten Ärztinnen und Ärzte in der Fehlerprävention und im Umgang mit Fehlern geschult werden. Zudem ist es sinnvoll, Unterstützungsmechanismen wie Peer-Review-Programme und kollegiale Beratung anzubieten. Darüber hinaus sollten Fehlermeldesysteme implementiert werden, die es Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, Fehler anonym zu melden und aus ihnen zu lernen. Spezielle Feedbackschleifen können genutzt werden, um Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten und ihre Wirksamkeit zu überprüfen.

Die Rolle der Führungskräfte

Im hektischen Krankenhausalltag ist es unvermeidlich, dass Fehler passieren können. Wenn sie auftreten, sollte der Fokus darauf liegen, eine Lösung zu finden, anstatt nach Schuldigen zu suchen. Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern ist von entscheidender Bedeutung, um folgenschwere Fehler zu vermeiden. Dabei tragen vor allem leitende Ärztinnen und Ärzte eine hohe Verantwortung, eine konstruktive Fehlerkultur im Krankenhaus zu fördern. Wie können Sie das erreichen? Sie sollten zum Beispiel eine Teamstruktur vorleben, die von Offenheit, Fairness und gegenseitigem Respekt geprägt ist und der Tatsache gerecht wird, dass Fehler zum Arbeitsalltag gehören.

Wenn Ärztinnen und Ärzte mit Leitungsfunktion eine Umgebung schaffen, in der Fehler ohne Angst vor negativen Konsequenzen offen und konstruktiv diskutiert werden können, trägt das dazu bei, Fehler künftig zu vermeiden. Das Eingestehen eigener Fehler dient in diesem Zug als gutes Vorbild. Wichtig ist auch, Fehler nicht zu bestrafen. Statt Vorwürfen sollten Führungskräfte konstruktiv nach den Faktoren suchen, die zum Fehler beigetragen haben. Alle Teammitglieder, einschließlich Ärzteschaft, Pflegekräfte und Assistenzpersonal, sollten aktiv an der Ursachenerforschung teilnehmen, ohne nach Schuldigen zu suchen. Die Etablierung einer Team-Routine zur Aufarbeitung von Fehlern kann helfen, eine kontinuierliche Verbesserung zu fördern.

Fazit: Fehlerkultur in Krankenhäusern

Indem Krankenhäuser eine offene und konstruktive Fehlerkultur etablieren, können sie nicht nur die Patientensicherheit verbessern, sondern auch das Arbeitsklima für alle Beteiligten positiv beeinflussen. Um eine offene Fehlerkultur zu etablieren, braucht es jedoch einen Kulturwandel, der Zeit, Geduld und kontinuierliche Anstrengungen erfordert. Es ist wichtig, dass alle Mitgliederinnen und Mitglieder des Teams sich an diesem Wandel beteiligen und Verantwortung übernehmen.

Krankenhaus-CIRS-Netz Deutschland 2.0

Die Internet-Plattform „Krankenhaus-CIRS-Netz Deutschland 2.0ist ein Berichtssystem für sicherheitsrelevante Ereignisse im Krankenhaus, welches dem überregionalen, interprofessionellen und interdisziplinären Lernen dient. Die Projektträger möchten mit dem KH-CIRS-Netz-D 2.0 eine Plattform schaffen, auf der überregional bedeutsame CIRS-Fälle analysiert, kommentiert und von allen Nutzern gelesen werden können. Die Darstellung von Risikobereichen und der Austausch von Problemlösungen sollen gemeinsames Lernen aller Berufsgruppen im Krankenhaus fördern und Hinweise für das klinische Risikomanagement geben. Das Schweizer CIRRNET – Critical Incident Reporting & Reacting NETwork dient als Vorbild.

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