Fraunhofer-Institut entwickelt „Arztbriefgenerator“

10 Oktober, 2023 - 07:08
Dr. Sabine Glöser
KI schreibt Arztbriefe

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS entwickeln einen „Arztbriefgenerator“, der Entlassbriefe in einem Bruchteil der Zeit erstellen soll, die Ärztinnen und Ärzte dafür benötigen. Die Anwendung basiert auf einer Kombination aus Algorithmen und künstlicher Intelligenz (KI), die beim sogenannten Natural Language Processing (NLP) eingesetzt wird.

Viele Daten in Krankenhäusern werden noch per Hand ausgewertet. „Die Daten auszuwerten, zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen, kostet an vielen unterschiedlichen Stellen wertvolle Zeit, die im stressigen Krankenhausalltag einfach fehlt“, sagte Dario Antweiler, Teamleiter Health care Analytics am Fraunhofer IAIS. Schlimmstenfalls gingen wichtige Informationen verloren, was Behandlungen erschweren und Doppeluntersuchungen oder unvollständige Abrechnungen nach sich ziehen könne.

Zusammen mit mehreren Universitätskliniken, darunter die Universitätsmedizin Essen, entwickelt das Team des Fraunhofer IAIS Möglichkeiten der Informationsextraktion aus Dokumenten. Um das Erstellen von Entlassbriefen zu vereinfachen, soll die KI vorliegende Dokumente auswerten und einen natürlich klingenden Text erstellen, der zudem leicht verständliche Erklärungen für Patienten umfasst. Nachdem Ärztinnen und Ärzte den Text kontrolliert und gegebenenfalls ergänzt haben, soll dieser in kürzester Zeit per Knopfdruck erstellt werden. Zudem könnten Patienten, die am Tag ihrer Entlassung oft auf den Entlassbrief warten müssten, die Klinik früher verlassen. Ziel ist, den Arztbriefgenerator bis Ende 2024 auf den Markt zu bringen.

„In den meisten Krankenhäusern werden jeden Tag Unmengen an Texten händisch ausgewertet, was sich in unterschiedlichen Abteilungen oder nach der Entlassung beim Haus- und Facharzt wiederholt“, fügte Antweiler hinzu. „Diese Prozesse könnten mit unseren Anwendungen flächendeckend automatisiert, schnell, präzise und in Hinblick auf den Datenschutz auch sicher umgesetzt werden.“

Dtsch Arztebl 2023; 120(41): [4]

 

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