Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Prof. Dr. med. Nicole Rotter von der Universitätsmedizin Mannheim berichtet über ihre Erfahrungen auf dem Weg nach oben.
Frau Prof. Dr. Rotter, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefärztin zu werden?
Prof. Dr. med. Nicole Rotter: Da ich gleichzeitig Universitätsprofessorin des Landes und Klinikdirektorin der Uniklinik bin, spielen neben der medizinischen Leistung auch die wissenschaftliche Arbeit und die Fähigkeiten in der Ausbildung von Studierenden eine Rolle. Wer eine Klinik leiten will, braucht darüber hinaus die berühmten Soft Skills, wie eine hohe Belastbarkeit, viel Eigenmotivation, große Teamfähigkeit und eine exzellente Vernetzung. Vorteilhaft ist auch eine Zusatzqualifikation im Management, da Chefärztinnen auf Augenhöhe mit der Krankenhausverwaltung kommunizieren können sollten.
Sie sind Ärztin und Führungskraft zugleich. Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?
Prof. Dr. med. Nicole Rotter: Bei uns ist der Spagat noch breiter: Zu Medizin und Management kommen noch Forschung und Lehre hinzu. Darum sind ein gutes Zeitmanagement und eine effektive Organisation das Wichtigste.
Was ist die größte nicht fachliche Herausforderung?
Prof. Dr. med. Nicole Rotter: Herausfordernd sind für mich Reibungsverluste, die durch unzureichende Organisationsstrukturen und Abstimmungen sowie fehlende IT-Unterstützung im gesamten Klinikum entstehen.
Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?
Prof. Dr. med. Nicole Rotter: Besonders zu Beginn ihrer Karriere haben sie oft unattraktive Arbeitszeiten mit Diensten in der Nacht oder am Wochenende. Das macht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwierig. Auch tragen sie sehr viel Verantwortung und werden im Verhältnis dazu relativ schlecht bezahlt.
Was raten Sie denen, die nach oben wollen?
Prof. Dr. med. Nicole Rotter: Sie sollten konsequent ihr eigenes Ziel verfolgen und sich nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen lassen.
Dtsch Arztebl 2020; 117(45): [4]