Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. PD Dr. med. Ralf Dittrich, Direktor der Klinik für Neurologie und Leiter der Stroke Unit der Niels-Stensen-Kliniken in Osnabrück, berichtet über seine Erfahrungen auf dem Weg nach oben.
Herr Dr. Dittrich, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefarzt zu werden?
PD Dr. med. Ralf Dittrich: Ich halte es für essenziell, als Chefarzt ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Mitarbeitenden und man selbst als sinnhaft empfindet, in dem man sich weiterentwickeln kann und überwiegend Freude hat. Dazu braucht es ein kollegiales Team, ein gutes Netzwerk, eine offene Kommunikation und wertschätzende Atmosphäre. Der Chefarzt muss Vorbild sein, er muss Spaß und Neugier an medizinischen und menschlichen Belangen haben – und eine hohe Frustrationstoleranz gepaart mit Durchhaltevermögen.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?
PD Dr. med. Ralf Dittrich: Ärzte sollten sich auf ihre Kernkompetenz Medizin konzentrieren. Die Tendenz, sich das Management auch noch vollends zu eigen machen zu wollen, sehe ich eher kritisch. Doch Managementkompetenzen sind unverzichtbar, da die Prozesssteuerung enorm wichtig ist. Die Kunst ist, mit dem Management gemeinschaftlich zu agieren.
Was ist die größte, nicht fachliche Herausforderung?
PD Dr. med. Ralf Dittrich: Bei der Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Menschen, Professionen und Charakteren, sich wandelnden Motivationen in einer Zeit immer knapper werdender Ressourcen kann man schon mal den Überblick verlieren.
Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?
PD Dr. med. Ralf Dittrich: Unter der zunehmenden Arbeitsverdichtung und Bürokratisierung droht eine Entkoppelung von den medizinischen Tätigkeiten. Darunter leidet auch die Ausbildung, was viele Ärztinnen und Ärzte frustriert.
Was raten sie denen, die nach oben wollen?
PD Dr. med. Ralf Dittrich: Durchhalten, aber nicht verkrampfen. Und sich auf jeden Fall nicht so schnell entmutigen lassen!
Dtsch Arztebl 2022; 119(42): [4]