Prof. Dr. Christof Meyer: „Regisseur, der Richtlinien vorgibt und Freiräume lässt“

15 Februar, 2021 - 10:11
Dr. Sabine Glöser
Karriere konkret: Prof. Dr. Christof Meyer
Prof. Dr. med. Christof Meyer ist Chefarzt der Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie im Klinikum Saarbrücken

Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Prof. Dr. med. Christof Meyer vom Klinikum Saarbrücken berichtet über seine Erfahrungen auf dem Weg nach oben.

Herr Professor Meyer, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefarzt zu werden?

Prof. Dr. Christof Meyer: Wichtig ist, über das eigene Tun hinaus Verantwortung zu übernehmen. Als Chefarzt bin ich in der Rolle des Regisseurs, der Richtlinien vorgibt und dennoch Freiräume lässt. Voraussetzung ist, sich in die Lage von Patienten, Mitarbeitern, Klinikverwaltung, Kostenträgern und Gesundheitspolitik versetzen zu können.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?

Prof. Dr. Christof Meyer: Hilfreich ist zu verstehen, was die am Prozess Beteiligten bewegt und ein Gespür dafür zu haben, was in welchen Situationen weiterhilft. Offenheit und Transparenz sind elementar. Man muss aber auch Kritik aushalten können.

Was ist die größte, nicht fachliche Herausforderung?

Prof. Dr. Christof Meyer: Mein Team gut und gerecht zu führen.

Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?

Prof. Dr. Christof Meyer: Gründe dafür sind die Dienstbelastung und der damit verbundene Verlust an Flexibilität. Im Krankenhaus herrscht eine hohe Arbeitsverdichtung. Auch die immer engeren tarifbedingten Regelungen sehe ich als Problem.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten, die nach oben wollen?

Prof. Dr. Christof Meyer: Sie sollten sich die Begeisterung für die klinische Arbeit erhalten, eigeninitiativ sein, selbstkritisch, teamorientiert und verlässlich. Und sie müssen sich fragen, ob sie bereit sind, auf Dauer eine wöchentliche Arbeitszeit von 50 bis 60 Stunden und eine 24/7-Erreichbarkeit auszuhalten.

Wann ist eine Klinik ein guter Arbeitgeber?

Prof. Dr. Christof Meyer: Ein Arbeitgeber agiert dann gut, wenn Wertschätzung nicht bloß eine Worthülse ist.

Dtsch Arztebl 2021; 118(7): [4]

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