Prüfkriterien für unabhängige Fortbildungen

14 Februar, 2020 - 14:27
Dr. Sabine Glöser
Personen sitzen an Tisch, aber nur Hände sind im Bild zu sehen, diese haben Blätter vor sich und Stifte in der Hand

Ärztinnen und Ärzte benötigen aus Sicht des Marburger Bundes (MB) klare und praktikable Kriterien, anhand derer sie erkennen, ob Fortbildungen unabhängig sind. Daher hat der Verband ein Positionspapier vorgelegt, in dem er Prüfkriterien für unabhängige Fortbildungen benennt. An der Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen, betont der MB, dürfe kein Zweifel bestehen, sie sei entscheidend für ärztliche Identität und Glaubwürdigkeit.

Zu den Prüfkriterien zählt der MB die Offenlegung finanzieller Interessen von Referenten und Autoren sowie eine objektive Sprache, die das Beschreiben der Evidenzstärke nicht mit einer Handlungsempfehlung gleichsetzt. Aus der Sicht des Verbandes setzt unabhängige Fortbildung zudem die vollumfängliche Verfügbarkeit der zu einem Thema vorliegenden Evidenz voraus. So werde nach wie vor nur etwa die Hälfte aller abgeschlossenen klinischen Studien veröffentlicht. Auch die Veröffentlichungsquote von Studien, die ausschließlich Ärzte oder akademische Institutionen durchgeführt haben, liege nicht höher. Notwendig sei „die völlige Transparenz aller zu einem klinischen Problem mit wissenschaftlicher Methodik erhobenen Daten“. Für den MB ist der Minimalstandard, klinische Daten zeitgerecht nach Abschluss einer Studie in den Datenbanken der Zulassungsbehörden zu präsentieren.

Zugleich verurteilt der Marburger Bund Bestrebungen und Maßnahmen, die aus primär wirtschaftlich motivierten Gründen zu Einschränkungen führen könnten. Dazu zählten beispielsweise, dass Sponsoren Studien mit neutralem oder negativem Ausgang zurückhielten, Krankenhausträger auf das ärztliche Fortbildungsverhalten Einfluss nähmen oder auch Sponsoren Einfluss hätten auf die Auswahl von Referenten und Autoren sowie die konkreten Inhalte einer Fortbildung.

Darüber hinaus unterstreicht der Verband, dass Fortbildung Teil der Arbeitsleistung sei. Ärztinnen und Ärzte sollten daher die Möglichkeit haben, sich am Arbeitsplatz, beispielsweise im Internet, fortbilden zu können.

Dtsch Arztebl 2019; 116(51-52): [4]

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