In Deutschland fehlt es aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) bislang an attraktiven Karrierewegen für forschende Ärztinnen und Ärzte. Vielen Interessierten fehle heute wegen der Arbeitsverdichtung im Krankenhaus schlichtweg die Zeit zum Forschen. Zudem gebe es für junge, im ärztlichen Dienst Tätige nur wenige berufliche Perspektiven in der medizinischen Wissenschaft. Wer forschen wolle, müsse das nicht selten am Feierabend in seiner Freizeit machen.
„Die enge Verknüpfung von Forschung und Versorgung ist in der Medizin jedoch wichtig, um Forschungserkenntnisse rasch in die Versorgung zu überführen oder um Erfahrungen aus der Versorgung unmittelbar in die Forschung einfließen zu lassen“, sagte der AWMF-Präsident Prof. Dr. med. Rolf Kreienberg. Richtig sei daher, Forschungsprogramme für medizinische Nachwuchskräfte zu unterstützen, beispielsweise die „Clinician Scientists“. Auch müssten Zeiten für Forschung während der Weiterbildung auf diese angerechnet werden. Zurzeit würden die Landesärztekammern Forschungszeiten zum Teil nur sehr begrenzt und unterschiedlich für die Facharztweiterbildung anerkennen. Das müsse sich dringend ändern, da sich die Weiterbildungszeit für Forschende sonst deutlich verlängere.
"Advanced Clinician Scientists"-Programme als Chance
Darüber hinaus sei es wichtig, den an Forschung interessierten jungen Ärztinnen und Ärzten attraktivere Karrierewege zu eröffnen. Ein Schritt in diese Richtung sind der AWMF zufolge die „Advanced Clinician Scientist"- Programme. Diese wenden sich an jene Mediziner, die ihre Facharztweiterbildung bereits abgeschlossen haben und teils schon eine Leitungsfunktion innehaben. Denn auch nach der Weiterbildung brauche es vertraglich geschützte Zeiten für Forschung.
Die AWMF bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt im Auftrag ihrer insgesamt 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften.
Dtsch Arztebl 2019; 116(35-36): [4]