Stilberatung: Als Ärztin durchsetzungsstark und selbstsicher wirken

27 Juli, 2020 - 07:48
Stefanie Hanke
Claudia Reuschenbach
Claudia Reuschenbach ist ausgebildete Stylistin, Visagistin und Diplom-Kauffrau.

Wie muss ich als Ärztin auftreten, um auch von meinen karriereorientierten männlichen Kollegen respektiert zu werden? Stilberaterin Claudia Reuschenbach erklärt an einem Praxisbeispiel, wie das richtige Outfit Frauen hier helfen kann, im Team Fuß zu fassen.

Frau Reuschenbach, Sie haben in Ihrem Studio eine Ärztin beraten, die in einem reinen Männerteam angefangen hat. Mit welchem Anliegen ist sie konkret zu Ihnen gekommen?

Claudia Reuschenbach: Die Ärztin, die bei mir in der Beratung war, wollte den Job wechseln. Sie hatte die Stelle als Oberärztin auch schon sicher, der Vertrag war unterschrieben. Sie kam mit dem klaren Anliegen, dass in der neuen Klinik – speziell auch in Ihrem Fachgebiet – eine starke Ellenbogengesellschaft herrscht und die meisten Kollegen sehr karriereorientierte Männer sind. Als eher zierliche und feminin aussehende Frau wollte sie Tipps von mir haben, wie sie sich authentisch, praktisch und selbstbewusst kleiden kann. Und auch, welche Frisur und welches Make-up sie überzeugend, durchsetzungsstark und selbstsicher rüberkommen lassen.

Als Frau neu in einem reinen Männerteam anzufangen, kann ja eine große Herausforderung sein. Wie kann mir ein richtiges Outfit dabei helfen, hier Fuß zu fassen?

Claudia Reuschenbach: Jeder kennt ja den Spruch „Kleider machen Leute“. Dabei sind es nicht nur die Kleider, sondern das gesamte Erscheinungsbild. Das Äußere kann in ganz hohem Maße Ihre fachliche Kompetenz unterstreichen. Dazu gibt es einige offene Geheimnisse, die dabei helfen, Ihr Standing zu unterstützen – und die gelten übrigens auch für Männer:

  1. Als Arzt wollen Sie wertschätzend behandelt werden, aber auch Ihre Patienten wollen Ihre Wertschätzung. Einen starken Einfluss auf die Wertschätzung hat die eigene Pflege. Wer auf sich achtet und gepflegt aussieht, kommt korrekt rüber. So zollen Sie Ihren Patienten und Kollegen Respekt und werden auch selbst wertschätzend geachtet.
  2. Gerade im Arztberuf sind schnelle Entscheidung und eindeutige Aussagen oft lebensrettend. Daher gehört auch Klarheit in Ihr Outfit: also eine klare Schnittführung ohne irgendwelches schnörkeliges Chichi.
  3. Um überzeugend und souverän als Arzt und Behandler rüberzukommen, müssen Sie sich in Ihrer Kleidung wohlfühlen. Nur mit dieser inneren Haltung können Sie selbstsicher auftreten. Also fragen Sie sich: Was passt zu Ihnen, Ihren Kollegen, Chefs und Patienten? Es ist etwas Anderes, ob Sie im exklusiven Münchner Vorort wie Grünwald arbeiten oder im arbeitergeprägten Dortmunder Norden.

Wenn Sie diese einfachen, aber grundlegenden Tipps beherzigen, können Sie durch Ihr Outfit schon viel Kompetenz und Glaubwürdigkeit ausstrahlen.

Wie kann ich speziell als Ärztin kompetent wirken, ohne meine Weiblichkeit aus den Augen zu verlieren?

Claudia Reuschenbach: Ein guter Punkt. Sie repräsentieren ja nicht nur Ihren Beruf, sondern natürlich auch sich als Frau. Aber es darf nicht zu sehr in Richtung „harmloses Weibchen“ gehen – gerade, wenn eine „Ellenbogengesellschaft“ unter den Kollegen herrscht. Zum Beispiel kann man allein mit den richtigen Farben schon punkten. Stellen Sie sich vor, welchen Unterschied es macht, ob ich als Frau eine babyrosa oder eine mittelblaue Jacke trage. Die blaue sieht definitiv souveräner aus. Der Blick des Betrachters sollte aber grundsätzlich zum Gesicht gezogen werden, denn da sitzt der Grips und dort spiegeln sich alle Emotionen wider. Mein Tipp: Kombinieren Sie ein helles Teil in der Nähe des Gesichts. Gerade der Kontrast aus hell und dunkel zieht die Blicke auf sich. Auch unterschiedliche Schnitte bei der Kleidung können Selbstsicherheit ausstrahlen. Hierbei ist es ganz wichtig, dass alle Sachen gut sitzen und zu den eigenen Körperproportionen passen. Eine zu große Jacke mit zu langen Ärmeln sieht so aus, als wären Sie Ihren Aufgaben nicht gewachsen – das kann einfach nicht überzeugend wirken.

Gibt es No-Gos, mit denen ich meinen guten Stand im Team verspielen kann?

Claudia Reuschenbach: Was auf jeden Fall ein No-Go ist, ist eine unangemessene Erscheinung. Um Ärztin zu werden, brauchen Sie hervorragende Zeugnisse, viel Disziplin und einen klaren Kopf. Das sollten Sie nicht durch ein unangemessenes Äußeres zunichtemachen. Mit einer unmodernen Jeans, einem zu stark ausgeschnittenen T-Shirt und ausgelatschten Schuhen haben Sie es schwer, Ihre fachliche Kompetenz und Intelligenz darzustellen. Das gilt übrigens für Männer genauso. Zeigen Sie mit Ihrem Äußeren, dass Sie „up to date“ sind – denn Sie sind ja auch in Ihrem Fachgebiet auf dem neuesten Stand. Mit „up to date“ meine ich übrigens nicht, dass Sie unbedingt stylisch-trendy auflaufen sollen, sondern eher stilsicher, modern, geradlinig und im besten Fall mit einer eigenen Note.

Wie kann ich als Ärztin überhaupt modische Akzente setzen, wenn ich doch die meiste Zeit einen Arztkittel trage?

Claudia Reuschenbach: Ganz nach dem Motto „Der Kopf guckt immer raus“ können Sie – egal in welcher Kleidung – mit Frisur, Make-up und Brille punkten. Es ist ein Unterschied, ob jemand mit ungepflegten Haaren in die Klinik kommt, oder mit einer schicken, modernen Frisur Kompetenz und soziale Stellung ausdrückt. Die richtige Brille kann auch ein echter Hingucker sein. Eine Brille ist auch ein Kompetenzverstärker. Kleine Kinder, die eine Brille tragen, sehen schon aus wie kleine Professoren. Angeblich werden 40 Prozent der Brillen beim Optiker mit Fensterglas verkauft. Das bedeutet: Auch viele Menschen, die gar keine Brille brauchen, machen sich diesen Effekt zunutze. Und speziell als Frau können Sie natürlich auch mit dem Make-up Akzente setzen. Dadurch bekommt das Gesicht mehr Präsenz, Professionalität und die natürliche Ausstrahlung. Das Gesicht wirkt prägnant, wenn man Augenbrauen, Wimpern und Lippen betont. Und auch Schuhe spielen eine Rolle. Bei Ärzten empfehle ich immer gern gepflegte, modische Sneakers. Die sind bequem und können einen den ganzen Tag tragen. Trotzdem können Sie damit auch im Arztkittel noch einen zeitgemäßen Akzent setzen.
 


6 Outfit-Tipps, um als Ärztin souverän und kompetent zu wirken

  • Gepflegt aussehen: Ein gepflegtes Äußeres drückt anderen gegenüber Wertschätzung aus. Diese Wertschätzung geben Ihnen Kollegen, Vorgesetzten und Patienten auch zurück.
  • Klare Linien: Wählen Sie klare Schnitte ohne Schnörkel. Das drückt Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen aus. Die Kleidung sollte immer perfekt sitzen!
  • Authentizität: Überlegen Sie: In welcher Kleidung fühlen Sie sich wohl? Was passt zu Ihnen, aber auch zu Ihrem Umfeld?
  • Farben: Wählen Sie Farben, die Sie souveräner wirken lassen. Verzichten Sie z.B. lieber auf rosa und wählen Sie stattdessen blau. Etwas Helles in der Nähe des Kopfes leitet den Blick auf Ihr Gesicht!
  • Make-up & Frisur: Betonen Sie Augenbrauen, Wimpern und Lippen. Das lässt Ihr Gesicht prägnanter wirken. Achten Sie auf einen korrekten Haarschnitt. Eine schicke, moderne Frisur steht für Kompetenz und soziale Stellung.
  • Accessoires: Eine Brille lässt jeden kompetenter wirken. Falls Sie keine Sehhilfe brauchen, verkaufen Optiker auch Modelle mit Fensterglas.
     

Die Expertin:

Claudia Reuschenbach ist ausgebildete Stylistin, Visagistin und Diplom-Kauffrau. Sie hat in den Führungsetagen von DAX-Unternehmen wie der Deutschen Telekom AG und der Post AG gearbeitet. In ihrem Studio in Bonn bietet sie individuelle Image- und Outfitberatungen für Männer, Frauen und Gruppen an.

Kontakt und mehr Infos: info@stilstrategie.de, www.stilstrategie.de

Das könnte Sie auch interessieren: