Klinikum Westfalen: Mehr Urlaubstage für das Ärzte-Recruiting

24 Januar, 2024 - 07:18
Miriam Mirza
Familie am Strand

Die Herausforderungen bei der Rekrutierung qualifizierter Ärztinnen und Ärzte für Krankenhäuser sind heute so präsent wie nie zuvor. In einem wettbewerbsintensiven Umfeld, das von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen geprägt ist, verfolgt das Klinikum Westfalen eine besondere Strategie, um die besten medizinischen Fachkräfte anzuziehen: die großzügige Gewährung von zusätzlichen Urlaubstagen.

Die Initiative zeigt, dass Krankenhäuser nicht nur auf Gehalt und Arbeitsbedingungen setzen, sondern verstärkt auf die Work-Life-Balance der Ärztinnen und Ärzte achten. Das Klinikum Westfalen verlässt sich dabei auf die Erkenntnis, dass eine ausgewogene Lebensqualität für Medizinerinnen und Mediziner nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit steigert, sondern auch langfristig zu einer verbesserten Patientenversorgung führen kann.

Standards werden neu definiert

Das Konzept ist auch ein Zeichen dafür, dass die Standards für die Personalgewinnung in der Gesundheitsbranche neu definiert werden. Künftig könnten Krankenhäuser im Wettbewerb um qualifizierte Ärztinnen und Ärzte erfolgreicher sein, wenn sie eine Strategie verfolgen, die nicht nur den professionellen Aspekt, sondern auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität ihrer Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt.

Im Interview berichtet Susanne Janecke, Pressesprecherin und Teamleitung interne und externe Kommunikation, Klinikum Westfalen GmbH, was hinter dem Konzept „FerienFreizeit“steckt.

Sie bieten für Ihre Mitarbeitenden "FerienFreizeit" an. Was verbirgt sich dahinter und an wen richtet sich das Angebot?

Susanne Janecke: Seit dem 1. Januar 2024 bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Arbeitszeitmodell „FerienFreiZeit“ an. Wer möchte, kann ein Jahr lang an allen Schulferientagen und Brückentagen, also 64 Tage im Jahr, frei nehmen – garantiert und ohne Wenn und Aber. Während dieses Jahres verzichtet die Person dafür auf 13 Prozent des Gehalts. Das Angebot gilt für Vollzeit- und Teilzeitkräfte und alle Berufsgruppen. Es muss jeweils vorab für ein ganzes Kalenderjahr beantragt werden.   

Warum bieten Sie das für Ihre Mitarbeitenden an?

Susanne Janecke: Im Verbund der Knappschaft Kliniken haben wir uns bereits vor Jahren auf den Weg gemacht, für unsere Beschäftigten attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen und diese angepasst an deren Bedürfnisse stets zu verbessern. Mit Blick auf den Fachkräftemangel und die zum Teil anspruchsvollen Anforderungen des Berufsalltages gilt es, insbesondere im Gesundheitswesen Arbeitsbedingungen zu gestalten, die zur Lebensrealität der Mitarbeitenden passen. Dazu wurden und werden in den Verbundkrankenhäusern sukzessive bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt.

Wie sind Sie auf die Idee für „FerienFreizeit“ gekommen?

Susanne Janecke: Als Klinikum Westfalen gehören wir mit unseren vier Krankenhäusern in Dortmund, Kamen und Lünen dem Verbund der Knappschaft Kliniken an und leben diese Werte und die Orientierung an den Wünschen der Beschäftigten. In der Vergangenheit haben wir von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Kindern immer wieder gehört, dass ihnen die Betreuung während der Ferienzeiten große Probleme bereitet. Dafür wollten wir eine Lösung schaffen und haben das Modell FerienFreizeit entwickelt, das wir jetzt im Verbund der Knappschaft Kliniken pilotieren.

Wie wollen Sie verhindern, dass es dadurch zu Personalengpässen kommt?

Susanne Janecke: Die Dienstpläne werden so erstellt, dass immer ausreichend Personal vor Ort ist. Bei mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es viele, die gerade nicht in den Ferienzeiten Urlaub machen möchten. Sollten sich tatsächlich einmal zu viele Mitarbeitende aus einer Abteilung parallel auf dieses Modell bewerben, werden wir Einzelgespräche führen und dann gegebenenfalls eine Auswahl treffen.

 Sie sind ja erst kürzlich gestartet, aber wie kommt das Konzept an?

Susanne Janecke: Die Begeisterung ist groß – auch bei denjenigen, die das Modell aktuell noch nicht nutzen möchten. Sie freuen sich, dass wir auf die Wünsche unserer Beschäftigten eingehen und Perspektiven aufzeigen, wie man Beruf und Familie verbinden kann.

Das Konzept greift Jahresbeginn. Gibt es bereits Interessenten?

Susanne Janecke: Die ersten 35 Bewerbungen für 2024 sind bereits eingegangen. Für 2025 haben wir bereits viele Interessenten.

Sie sagen, Sie wollen damit bestehenden Mitarbeitenden helfen, Familie und Beruf besser miteinander zu kombinieren. Dient die Idee nicht auch dazu, neue Fachkräfte zu gewinnen?

Susanne Janecke: Unser vorrangiges Ziel ist es, auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen und ihnen gute Bedingungen – nicht nur für die Verbindung von Beruf und Familie – zu bieten. Wir möchten zudem, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aber natürlich gerne auch Externe – nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren und bei uns dafür die passenden Bedingungen finden. Unsere maßgeschneiderten Angebote machen die Arbeit im Krankenhaus attraktiv, erleichtern die Verbindung von Beruf und Familie und können somit auch dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für eine entsprechende Ausbildung interessieren – beziehungsweise für uns als neuen Arbeitgeber.  

Welche anderen Konzepte, die dem Recruiting dienen, haben Sie?

Susanne Janecke: Wir bieten bereits seit zwei Jahren das Arbeitszeit-Modell „½ ganzes Jahr“ an, das heißt sechs Monate arbeiten und anschließend sechs Monate Freizeit bei 50 Prozent des Gehaltes. Seit diesem Jahr gibt es zudem das Modell „¼ ganzes Jahr“ – neun Monate arbeiten und anschließend drei Monate Freizeit bei 75 Prozent des Gehaltes. Darüber hinaus gibt es auf Wunsch flexible Arbeitszeiten für all unsere Fachbereiche im pflegerischen Dienst: Egal wie viele Stunden, wie lange, welche Schichten oder an welchen Tagen jemand arbeiten möchte, wir finden einen gemeinsamen Weg.

Bieten Sie weitere Maßnahmen an, die über verschiedene Freizeitmodelle hinausgehen?

Susanne Janecke: Wir unterstützen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zudem bei der Suche nach Kinder-Betreuungsplätzen, Ferienangeboten und Unterstützung bei der Versorgung älterer Verwandter. Es gibt eine kostenlose betriebliche Krankenzusatzversicherung mit Unterbringung im Einbettzimmer, Komfort-Service und Wahlleistungsverpflegung und natürlich auch ein E-Bike-Leasing, vergünstigte Speisenangebote sowie weitere Benefits.

Zur Person:

Susanne Janecke

Susanne Janecke ist Pressesprecherin und Teamleitung interne und externe Kommunikation, Klinikum Westfalen GmbH

Bild: © Klinikum Westfalen

Das könnte Sie auch interessieren: