Dr. Weymann: „Die Anästhesiologie ermöglicht einen gleichermaßen aktuellen wie weiten Blick“

20 November, 2025 - 06:32
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. Jörn Weymann
Dr. Jörn Weymann ist Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie und seit 1. Mai 2025 auch Ärztlicher Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses Pirmasens.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Jörn Weymann unseren Fragen. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie ist seit 1. Mai 2025 auch Ärztlicher Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses Pirmasens.

Herr Dr. Weymann, warum eigentlich sind Sie Facharzt für Anästhesiologie geworden?

Dr. Jörn Weymann: Ich wollte den Arztberuf mit einem hohen Anteil an Akut- und Notfallmedizin in Verbindung mit angewandter Physiologie, vor allem dem Organsystem Lunge, und Pharmakologie ausüben. Zudem reizt mich die Aktualität des Fachs, weil es auf Grund seines Querschnittscharakters einen gleichermaßen aktuellen wie weiten Blick auf etablierte und neue invasive und interventionelle Heilverfahren ermöglicht. Darüber hinaus schätze ich die berufliche Freiheit, weil weltweit Anästhesistinnen und Anästhesisten benötigt werden.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Jörn Weymann: Vertrauen und Verantwortung in einem positiv kompetitiven Umfeld.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Jörn Weymann: Das war der Ratschlag, seinen Weg mit Herz zu gehen und dabei der eigenen Wahrnehmung und Intuition zu trauen.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Jörn Weymann: Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit.

Was treibt Sie an?

Dr. Jörn Weymann: Mich treibt das Wissen an, dass es besser geht, vor allem auch im deutschen Gesundheitswesen. Aus meiner Sicht ist Rationierung von Gesundheitsleistungen unethisch, solange Effizienzpotenziale und Strukturdefizite nicht ausreichend adressiert wurden.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Jörn Weymann: Mit einem Schamanen der Navajo- oder Hopi-Nation.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Jörn Weymann: Seid und bleibt in den verschiedenen Abschnitten des Arztwerdens und -seins geistig offen. Lernt, Patienten und Kollegen zuzuhören und zu sehen. Denn, so steht es im ersten Aphorismus von Hippokrates, das Leben ist kurz, die Kunst lang, der rechte Augenblick geht schnell vorüber, die Erfahrung ist trügerisch, die Entscheidung ist schwierig. Insofern bewahrt bewusst auch die notwendige Demut.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Jörn Weymann: Das ist schwierig, weil für meine privaten Interessen in der aktuellen Lebensform zu wenig Zeit zur Verfügung steht. Wann immer möglich, helfen mir kleine Fluchten mit möglichst ursprünglichen Naturerlebnissen (Berggänger) und im Alltag Ausdauersport draußen.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Jörn Weymann: Es mangelt an Kohärenz und Entschlusskraft sowohl bei den unterschiedlichen Anbietern von Gesundheitsleistungen als auch den gesetzlichen und regulativen Vorgaben. Und es fehlt der Sachbezug, wenn Probleme im Gesundheitswesen gelöst werden sollen, die originär aus anderen gesellschaftlichen Themenkreisen stammen.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Jörn Weymann: Im professionellen Sinne bin ich glücklich, wenn rationale Entscheidungen auch spirituell tragfähig sind. Im Persönlichen, wenn ich auf einen Berg steige und sich neue Horizonte eröffnen. Denn es ist egal, welchen Berg Du besteigst, oben wirst Du immer weiter sehen, wusste schon Reinhard Karl.

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