Dr. Schlösser: „Die Anästhesie hat die meisten Schnittstellen zu anderen Fachgebieten“

8 September, 2022 - 07:16
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. Lukas Schlösser
Dr. med. Lukas Schlösser ist seit 1. Juli 2022 neuer Chefarzt der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Johanna Etienne Krankenhaus in Neuss.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Lukas Schlösser unseren Fragen. Er ist seit 1. Juli 2022 neuer Chefarzt der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Johanna Etienne Krankenhaus in Neuss.

Herr Dr. Schlösser, warum eigentlich sind Sie Anästhesist geworden?

Dr. Lukas Schlösser: Meine Leidenschaft galt schon früh drei Bereichen, die zufällig alle mit dem Anfangsbuchstaben „M“ beginnen: Mathematik, Musik und Medizin. Nach meinem Zivildienst im Johanna Etienne Krankenhaus stand für mich fest, dass ich meinen beruflichen Weg in der Medizin gehen würde. Denn diese Zeit hat mich sehr geprägt. Ich habe erkannt, dass mir das Miteinander wichtig ist. In der Medizin steht eindeutig der Mensch im Mittelpunkt, das gefällt mir sehr. Für die Anästhesie habe ich mich entschieden, weil sie die meisten Schnittstellen zu anderen Fachgebieten hat. Ich arbeite mit den verschiedensten Berufsgruppen zusammen, vom Arzt bis zur Reinigungskraft. Zudem ist die Anästhesie von schnellen Entscheidungen geprägt.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Lukas Schlösser: Ich benötige ein sympathisches und kompetentes Team. Eine wertschätzende Kommunikation ist das A und O. Zudem mag ich eine gut strukturierte Arbeitsumgebung, in der ich stets auch ausreichende Möglichkeiten habe, Dinge zu bewegen und zu verbessern.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Lukas Schlösser: Es gibt gleich zwei Ratschläge, die ich nie vergessen werde. Einer kam von einem Chefarzt, zu dem ich als junger Arzt aufschaute und der für mich definitiv eine Vorbildfunktion hatte. Er betonte nicht nur einmal, man solle jeden Patienten wie die eigene Mutter behandeln. Geprägt hat mich auch der stellvertretende Direktor der Klinik für Anästhesiologie der Uniklinik Düsseldorf. Er riet mir, das Fachgebiet der Anästhesie möglichst breit zu beherrschen und zu versuchen, in allen Bereichen ein hohes Know-how zu erlangen. Heute sehe ich mich als klinischen Allrounder, da ich genau diesen Rat beherzigt habe und dadurch über Expertise in diversen Gebieten verfüge: Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin, spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin. Und die Reise ist noch nicht zu Ende, denn mir ist es wichtig, mich stetig weiterzuentwickeln und nicht stehenzubleiben.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Lukas Schlösser: Ich mag es, wenn Menschen Begeisterung für eine bestimmte Tätigkeit zeigen. Das muss nicht nur die Medizin betreffen. Ich denke zum Beispiel an einige Musiker, die ihre Kunst mit Herz und großer Leidenschaft ausüben. Aber auch Offenheit gegenüber Menschen und anderen Meinungen ist mir sehr wichtig.

Was treibt Sie an?

Dr. Lukas Schlösser: Das Ziel, die Patientinnen und Patienten optimal zu versorgen. Das geht im OP-Saal los, wo alle Details stimmen und wir verschiedene Techniken präzise beherrschen müssen. Es geht aber auch um den Drang nach stetiger Entwicklung und den Anspruch, sich immer weiter zu verbessern. Diese Dinge sind nur im Zusammenspiel mit einem guten Team möglich. Deshalb ist es auch die Interaktion mit den Kolleginnen und Kollegen, die mich jeden Tag motiviert und antreibt.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Lukas Schlösser: Da muss ich gar nicht lange überlegen: Als großer Beatles-Fan würde ich Paul McCartney wählen. Schon von klein auf bin ich begeistert von seiner Musik.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Lukas Schlösser: Man sollte immer fachliche und menschliche Vorbilder in seiner Umgebung suchen, von denen man lernen kann. So habe ich es zu Beginn meiner Karriere auch gehandhabt und dadurch ganz viele wertvolle Erfahrungen machen können. Ich bin überzeugt: Wer ein gutes Vorbild an seiner Seite hat, der hat auch selbst beste Chancen erfolgreich zu werden.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Lukas Schlösser: Ich bin gern mit meiner Frau und unseren Kindern unterwegs. Meine kreativen Hobbys, das Gitarrenspielen und die Fotografie, machen mich außerdem glücklich und helfen mir, meine Batterien wieder aufzuladen. Ich bin dann schnell in einer anderen Welt und der Arbeitsstress ist vergessen.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Lukas Schlösser: In den vergangenen Jahren kamen auf die Kliniken immer mehr Aufgaben zu, die nicht unmittelbar zur Patientenversorgung gehören. Dazu zählen zum Beispiel das Qualitätsmanagement, Dokumentationen, Datenschutz und vieles mehr. All diese Dinge sind natürlich wichtig und sinnvoll, keine Frage. Jedoch fehlen oft die personellen Ressourcen, um alledem gerecht werden zu können.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Lukas Schlösser: Wenn es mir trotz des Alltagsstresses gelingt, das Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen und zu genießen!

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