Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich PD Dr. med. Jörg Herold unseren Fragen. Er ist seit 1. Juni neuer Direktor der Klinik für Angiologie am Klinikum Darmstadt.
Herr Dr. Herold, warum eigentlich haben Sie sich auf die Angiologe spezialisiert?
PD Dr. Jörg Herold: Meine Begeisterung für die vaskuläre Medizin entwickelte sich bereits im Studium. Deshalb suchte und fand ich eine experimentelle Doktorarbeit auf diesem Gebiet. Die Promotion, das Kollateralenwachstum über neue zelltherapeutische Strategien anzuregen, absolvierte ich im Max-Planck-Institut. Das Thema bot mir die Möglichkeit, dabei erlerntes Wissen direkt in die Klinik, in die Angiologie, zu transferieren.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
PD Dr. Jörg Herold: Um langfristig gut arbeiten zu können, ist es extrem wichtig, in einer Klinik mit klaren Strukturen und geregelten Arbeitsabläufen zu arbeiten sowie der Möglichkeit, sich persönlich zu entwickeln. Zudem ist das Arbeitsklima in und zwischen den Abteilungen und ein gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten wichtig. Ein gutes Zusammenspiel zwischen Ärzten und Pflegepersonal fördert den reibungslosen Versorgungsablauf in der täglichen Routine. Man muss sich so organisieren, dass man am Morgen gern zur Arbeit geht und in der Arbeit Erfüllung findet. Am Abend sollte man die Klinik mit Restenergie verlassen.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
PD Dr. Jörg Herold: Never give up ….
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
PD Dr. Jörg Herold: Loyalität, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und endogene Motivation.
Was treibt Sie an?
PD Dr. Jörg Herold: Der Spaß an der Arbeit. Meine endogene Motivation und die Erkenntnis, dass ich die Arbeit nicht für andere mache, sondern für mich, und dafür, meine mir selbst gesetzten Ziele zu erreichen.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
PD Dr. Jörg Herold: Mit meinem verstorbenen Freund.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
PD Dr. Jörg Herold: Setzt Euch frühzeitig ein Ziel. Mein Tipp: Das Ziel sollte erreichbar sein und kann in Etappen unterteilt werden. Zum Beispiel solltet Ihr Euch für den Erwerb des Facharzttitels ein maximales Zeitlimit setzen. Ob man den Facharzt dann ein Jahr später macht, ist meines Erachtens von untergeordneter Bedeutung. Ist der Titel aber noch in weiter Ferne oder verliert Ihr das Interesse an der Fachrichtung, müsst Ihr Euch neu orientieren und solltet keine Energie in aussichtslose und nicht erfüllende Projekte investieren. Zudem solltet Ihr Euch ein mittelfristiges und ein langfristiges Ziel setzen. Mein Ratschlag ist, sich selbst jährlich zu reflektieren. Glaubt mir, die Zeit vergeht schneller als Ihr denkt. Schade wäre, nach fünf Jahren festzustellen, dass man sich auf dem falschen Kurs oder auf Umwegen befindet.
Wie gelingt Ihnen eine gute Work-Life-Balance?
PD Dr. Jörg Herold: Ich versuche meine Hobbies, unter anderem Sport und Fotografieren, fest in meinen Arbeitsalltag zu integrieren. So fahre ich jeden Tag mit dem Rad und Fotoapparat im Rucksack zur Arbeit. Bei spektakulärem Wetter fahre ich 15 Minuten früher los und einen Umweg, um diese Naturschauspiele einzufangen. Für den Heimweg wähle ich immer kleine abwechslungsreiche Umwege. Trotz aller Alltagsbelastungen ist es mir wichtig, ein Hobby zu pflegen, bei mir sind das Joggingrunden.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
PD Dr. Jörg Herold: Forschung braucht mehr Unterstützung. Zu viele gute und motivierte Ärzte wandern aus. In Bezug auf Bürokratie sind wir Weltmeister. Daher brauchen wir eine Reform, um dem Arztberuf wieder seine volle Bedeutung zukommen zu lassen.
Wann sind Sie glücklich?
PD Dr. Jörg Herold: Wertschätzung für meine Arbeit und ein Lob meiner Patienten machen mich glücklich. Glück und Erfüllung bedeuten für mich auch, wenn ich Ziele, die ich mir gesetzt habe, erreicht habe.