Dr. Carstens: „Mich reizt die enge Arzt-Patient-Beziehung“

8 Juni, 2020 - 08:02
Dr. Sabine Glöser
Dr. med. Merwe Carstens
Dr. med. Merwe Carstens

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Merwe Carstens unseren Fragen. Seit 1. Januar 2020 ist sie Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin der Sana Kliniken Lübeck.

Frau Dr. Carstens, warum eigentlich sind Sie Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie geworden?

Dr. Merwe Carstens: Das Fachgebiet ist überaus vielfältig und spannend sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie. Mit seiner ständigen Weiterentwicklung spornt es stetig an, das eigene Wissen zu erweitern. Außerdem reizt mich die enge Arzt-Patient-Beziehung.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Merwe Carstens: Gute Arbeit ist für mich nur in einem Team vorstellbar. In meinem Fall besteht dieses aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Professionen auf der Station. Alle verfolgen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und persönlichen Hintergründen und Charakteren ein gemeinsames Ziel: die bestmögliche Patientenversorgung.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Merwe Carstens: Bewahre Dir Deinen Mut, auf Fehler und Missstände hinzuweisen und bewahre Dir Deine Demut, die eigenen Grenzen zu erkennen und das Bewusstsein, scheitern zu können. Akzeptiere die Ungewissheit der Zukunft und die Nicht-Kontrollierbarkeit vieler Situationen, ohne diese zu fürchten.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Merwe Carstens: Offenheit, Entschlossenheit, die Bereitschaft, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und danach auch die eigene Meinung gegebenenfalls zu ändern sowie einen freundlichen und wertschätzenden Blick auf Lebewesen.

Was treibt Sie an?

Dr. Merwe Carstens: Das Gefühl der Zufriedenheit, für Patienten und ihre Angehörigen hilfreich sein zu können.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Merwe Carstens: Aktuell fände ich es besonders spannend, Professor Joanna Bryson zu treffen. Sie ist im Februar 2020 von Bath an die Universität Berlin gewechselt. Gerne würde ich mit ihr über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin und deren Regulierung diskutieren.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Merwe Carstens: Sei neugierig, bleibe Dir treu und suche Dir den Platz in der großen Welt der Medizin, an dem Du Dich wohl fühlst und glücklich arbeiten kannst.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Merwe Carstens: Ich erlebe meine Arbeitszeit meist als bereichernd und zufriedenstellend. Meine Familie unterstützt mich sehr und nimmt mir im Alltag viele Dinge ab, so dass ich die Zeit, die ich mit meiner Familie und Freunden habe, intensiv für gemeinsame Erlebnisse nutzen kann.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Merwe Carstens: Meiner Meinung nach mangelt es aktuell an Transparenz. In diesem Jahr ist eine Flut von Reformgesetzen über das Gesundheitssystem gerollt. Besonders die Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus beschäftigen sich mit den Auswirkungen des MDK-Reformgesetzes und den Pflegeuntergrenzen. Das Ziel „Reduktion von Krankenhäusern in Deutschland“ scheint vielen klar. Doch die Folgen dieser Gesetze für die einzelnen Standorte sind kaum einschätzbar, Prognosen darüber, wie sie sich auswirken werden, sind sehr schwierig, so dass es in der stationären Versorgung zu großer Unsicherheit gekommen ist.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Merwe Carstens: Glücklich macht mich das Erleben von schönen Momenten sowohl mit meiner Familie und Freunden als auch in der Klinik. Diese Momente werden zu schönen Erinnerungen, deren Aufleben mich immer wieder glücklich sein lässt.
 


Vorgestellt:

Dr. med. Merwe Carstens ist seit 1. Januar 2020 Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin der Sana Kliniken Lübeck.

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