Lange: „Krebsspezialisten müssen auch gute Psychologen sein“

7 Oktober, 2021 - 07:39
Dr. Sabine Glöser
Steffen Lange
Steffen Lange ist Chefarzt der Abteilung Onkologische Rehabilitation der Paracelsus Harzklinik Bad Suderode.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Steffen Lange unseren Fragen. Er ist seit 1. April 2021 Chefarzt der Abteilung Onkologische Rehabilitation der Paracelsus Harzklinik Bad Suderode.

Herr Lange, warum eigentlich sind Sie Onkologe geworden?

Steffen Lange: Die Hämatologie und Onkologie haben sich in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten rasant entwickelt. In diesem Fachgebiet wurden zahlreiche neue Therapieverfahren etabliert. Neben den Antikörpertherapien haben wir jetzt viele zielgerichtete Therapieformen auch in Tablettenform. Viele bösartige Erkrankungen sind heute schon heilbar, welche während meines Studiums, Anfang der 90er Jahre, noch als unheilbar galten. Insbesondere gefällt mir an diesem Fachgebiet die intensive Zuwendung zum Patienten. Krebsspezialisten müssen auch gute Psychologen sein.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Steffen Lange: Wichtig ist ein harmonisches Arbeitsumfeld. Dazu gehört auch Ehrlichkeit im zwischenmenschlichen Umgang. Kliniken mit einer hohen Fluktuation an Mitarbeitern machen etwas falsch – und sollten den Gründen dafür nachgehen.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Steffen Lange: Ich habe viele gute Ratschläge bekommen. Aber man muss auch seine eigenen Erfahrungen sammeln. Und manche Ratschläge haben sich dann als doch nicht so gut herausgestellt.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Steffen Lange: Ehrlichkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit, Neugier und Humor.

Was treibt Sie an?

Steffen Lange: Am meisten treibt mich die Neugier an. Ein Russischlehrer sagte einmal zu mir, jeden Tag mindestens zehn neue russische Wörter lernen. Ich finde auch, ein Tag an dem man nichts gelernt oder geschaffen hat, ist ein verlorener Tag.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Steffen Lange: Ich hätte mich gern einmal mit Vicco von Bülow (Loriot) getroffen. Er war ein sehr geistreicher Mensch mit einem sehr scharfsinnigen Humor.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Steffen Lange: Nutzt jede Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung, die sich Euch bietet. Seid eigeninitiativ und engagiert Euch.

Wie gelingt Ihnen eine gute Work-Life-Balance?

Steffen Lange: Wichtig ist mir vor allem meine Familie. Ich gehe täglich mit unserem Hund spazieren und entspanne dabei. Ich liebe Gartenarbeit und gute Bücher.

02.10.2024, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Heidelberg
27.09.2024, Pius-Hospital Oldenburg
Oldenburg

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Steffen Lange: Die strikte Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung ist ein Problem. In den Niederlanden zum Beispiel sind Fachärztinnen und Fachärzte fast ausschließlich im oder am Krankenhaus beschäftigt. Dadurch dürfen die Krankenhäuser ambulante und stationäre Leistungen erbringen. Auch die Hausärztinnen und Hausärzte dürfen dort als erste Ansprechpartner viel mehr leisten als in Deutschland.

Wann sind Sie glücklich?

Steffen Lange: Wenn ich mindestens eine gute Tat am Tag vollbracht habe und mindestens einer Patientin oder einem Patienten ein Lächeln ins Gesicht gezaubert habe.

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