
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Denis Ehrl unseren Fragen. Er ist seit 1. April 2024 neuer Chefarzt der Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie am Klinikum Nürnberg.
Herr Professor Ehrl, warum eigentlich sind Sie Chirurg geworden?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Schon als junger Student sah ich meinen Fokus im operativen Bereich und dabei im Speziellen in der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie. Ich war schon damals von den Möglichkeiten freier mikrochirurgischer Gewebetransplantationen extrem beeindruckt. Aus diesem Grund bündelte ich von Anfang an alle meine Kräfte, um in diesem Bereich Fuß zu fassen. Ich erreichte dieses Ziel über verschiedenste Zwischenschritte. Umso mehr hat es mich schließlich gefreut, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit einem speziellen mikrochirurgischen Fokus werden zu dürfen.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Eine entsprechende technische aber auch personelle Ausstattung ist entscheidend, um in diesem hochspezialisierten Bereich Medizin auf Spitzenniveau abliefern zu können. Beispiele dafür sind ein Hochleistungsmikroskop sowie ein mikrochirurgisches OP-Instrumentarium. Auch andere technische Hilfsmittel wie eine hochauflösende ICG (Indocyaningrün) Kamera oder ein Operationsroboter sind hilfreich, um die Sicherheit und die Möglichkeiten freier Gewebetransplantationen erweitern zu können. Auf menschlicher Ebene ist es mir wichtig, offen, ehrlich und kollegial mit den Kolleginnen und Kollegen umzugehen sowie gemeinsam eine optimale Therapie in einer starken Interdisziplinarität anbieten zu können. Nötig ist dabei, eine individuelle Lösung anzustreben, um für alle Patientinnen und Patienten schnellst möglich eine optimale Therapie gewährleisten zu können.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Mein erster Chefarzt gab mir den Rat, wenn ich Chefarzt werden wolle, solle ich die Treppen zu Fuß gehen. Seither gehe ich jede Treppe zu Fuß. Nein, Spaß beiseite. In meinen Augen sind sinnvolle Ratschläge relativ überschaubar einzuschätzen. Man sollte zielstrebig sein, freundlich, hilfsbereit und vor allen Dingen sich seiner Verantwortung bewusst sein, damit man den Patientinnen und Patienten eine optimale Therapie ermöglichen kann. Denn darum geht es schlussendlich in unserem Beruf.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Kollegialität. Es ist entscheidend, in einem guten Team miteinander zu arbeiten, denn nur so kann man in meinen Augen Erfolg haben.
Was treibt Sie an?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Mich treibt das Streben nach Perfektion an und dass man jeden Tag über sich selbst hinauswachsen kann. Ich liebe es neue Herausforderungen einzugehen und finde es toll, wenn ich diese erreiche oder gar übertreffe.
Mit wem würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Schwierige Frage. Ich bin ehrlicherweise zufrieden mit meiner Abendgestaltung. Diese verbringe ich gern mit meiner Familie, aber auch mit Freunden und Verwandten und bin damit glücklich. In diesem Bereich habe ich eigentlich keine Wünsche oder Bedürfnisse.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst. Gehen Sie selbst zu den Patientinnen und Patienten. Seien Sie sich für keine therapeutisch sinnvolle Maßnahme „zu schade“. Chirurgie ist ein haptisches Fach, sprich das Abtasten und zu fühlen, was gerade passiert, gehört dazu. So können Sie etwa nach mikrochirurgischen Lappenplastiken fühlen, ob diese gut perfundiert sind oder eben nicht. Zusätzlich sollten Sie sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen. Hören Sie neben dem umfangreichen theoretischen Wissen auf Ihr Bauchgefühl, um im Sinne der Patientinnen und Patienten eine optimale Therapieentscheidung zu treffen.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
Prof. Dr. Denis Ehrl: In diesem Zusammenhang ist es mir am wichtigsten, mit meiner Familie sinnvoll Zeit zu verbringen. Zusätzlich versuche ich mindestens fünfmal die Woche Ausdauersport zu betreiben, um den Kopf freizubekommen. Ich möchte dabei jedoch bewusst an keinen kompetitiven Veranstaltungen teilnehmen. Auch habe ich dabei bisher die besten Ideen gehabt und kann jedem und jeder nur empfehlen, einen ausreichenden sportlichen Ausgleich zum anstrengenden Berufsleben zu finden.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Kurz und knapp beantwortet, an Geld. Die finanziellen Ressourcen sind leider beschränkt, wodurch es leider nur teilweise möglich ist, die Patientinnen und Patienten suffizient zu behandeln. Dies spiegelt sich einerseits in einer nicht ausreichenden Bezahlung der Pflegekräfte wider, was zu einem zunehmenden Mangel an Pflegekräften geführt hat, aber auch in einer Unterfinanzierung des OP-Instrumentariums, der OP-Ausstattungen, der Stationen und vielen anderen Bereichen. Ich könnte die Liste beliebig lang fortsetzen.
Wann sind Sie glücklich?
Prof. Dr. Denis Ehrl: Ehrlich gesagt, bin ich oft glücklich. Das kann im Berufsleben in vielen Situationen sein, das spielt sich aber auch im Privaten ab. Mein spezielles und größtes Glück sind jedoch meine Familie, meine Frau und meine Kinder. Ein besonderer „Happy-Place“ sind für mich die Berge. Dort gelingt es mir ganz besonders durch die Weite und Imposanz der Natur den Kopf freizubekommen.