
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Iris F. Chaberny unseren Fragen. Sie ist seit 1. Oktober 2023 neue Direktorin des campusübergreifenden Instituts für Krankenhaus- und Umwelthygiene am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Frau Professorin Chaberny, warum eigentlich haben Sie sich auf die Krankenhaushygiene spezialisiert?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Ich sehe die Krankenhaushygiene als einen bedeutsamen Teil des breiten Spektrums der Hygiene an. Die Hygiene mit ihrer Definition der Gesunderhaltung und Prävention ist genau das, was ich attraktiv finde. Und das ist nicht nur im Krankenhaus, sondern gerade auch im Alltag immer wieder zu sehen und zu finden.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Im Grunde genommen, was sich jeder gern wünscht: Ein angenehmes Arbeitsumfeld. Vor allen Dingen nette, freundliche Mitmenschen. Humor ist ganz wichtig, genauso wie ein interessanter Austausch und Diskussionen. Ich bin deshalb an einer Universität, weil ich gern alles noch mal hinterfragen möchte. Denn was gestern noch in die eine Richtung ging, kann morgen vielleicht ganz woanders langgehen.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Ich weiß nicht, ob es der beste Rat war: Ich bin eine gebürtige Kielerin und hier groß geworden. Mein damaliger Chef hat einmal zu mir gesagt, ich müsse mal andere Kirchtürme kennenlernen. Damals habe ich das noch nicht als wichtig empfunden. Jetzt bin ich nach über 25 Jahren wieder zurück in Kiel und habe inzwischen in sechs anderen Städten gewirkt und somit viel Erfahrung sammeln können. Fazit: Ich muss dem Herrn Recht geben.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Ich schätze an anderen Menschen, wenn sie mich in ihrer Art und Weise und Vielfalt inspirieren – und genauso ich sie. Gegenseitige Inspiration ist mir wichtig, gerade im Job jeden Tag neue Leute kennenzulernen ist fantastisch, weil es so immer wieder zu neuen Inspirationen kommt. Dafür sind eine Universität und eine Universitätsklinik genau der richtige Ort.
Was treibt Sie an?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Meine Wissbegier und das Interesse, immer wieder Neues und Interessantes zu erleben, treiben mich an. Und ich bin technikaffin: Neue Software, Virtual Reality oder Augmented Reality möchte ich gern in die Lehre mit einbringen. Junge Menschen zu begleiten und ihnen eine Welt offen zu legen, ist ein wesentlicher Antrieb, den die Wissenschaft an der Universität möglich macht.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Wenn er noch leben würde: Mahatma Gandhi.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Ich rate jungen Ärztinnen und Ärzten, Offenheit für alles Neue und Interessante zu bewahren. Ich wünsche mir, dass sie sich die Zeit nehmen zu schauen, welcher Bereich für sie der interessanteste ist. Ich habe meinen Weg auch nicht direkt in der Hygiene gefunden, sondern bin über die Chirurgie und Mikrobiologie dorthin gekommen. Weil ich mein Fach lebe und liebe, wünsche ich mir, dass auch junge Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit haben sich auszuprobieren. Nur so kann man seinen richtigen Platz im medizinischen Alltag finden.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work Life Balance?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Ganz einfach: Mein Hobby ist mein Job und mein Job ist mein Hobby. Beides geht ineinander über. Von beiden Seiten kann ich meine Energie anzapfen und auch wieder zurückbekommen.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Mein Empfinden ist, dass die Sektorengrenze zwischen ambulantem und stationärem Bereich nicht hilfreich ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es viel leichter und einfacher für Patienten und Ärzte wäre, wenn es, bildlich gesprochen, ein System der kommunizierenden Röhren gäbe.
Wann sind Sie glücklich?
Prof. Dr. Iris F. Chaberny: Jeden Abend, wenn ich noch mal Revue passieren lasse, was ich alles Tolles und Positives an dem Tag erlebt habe.