Zusatz-Weiterbildung Krankenhaushygiene: Dauer, Inhalte, Voraussetzungen

10 Mai, 2024 - 07:45
Stefanie Hanke
Symbolbild Krankenhauskeime

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 400.000-600.000 Menschen an Infektionen, die sie sich in Krankenhäusern zugezogen haben, heißt es beim Bundesgesundheitsministerium. Etwa 10.000 bis 20.000 Menschen versterben Schätzungen zufolge daran. Fachärzte und Fachärztinnen mit der Zusatz-Bezeichnung Krankenhaushygiene" beschäftigen sich damit, wie diese Infektionen vermieden werden können. Wie die Zusatz-Weiterbildung abläuft und wie lange sie dauert, erfahren sie im Beitrag.

Auf einen Blick: Zusatz-Weiterbildung Krankenhaushygiene

  • Definition: Die Krankenhaushygiene befasst sich mit der Vermeidung, Erfassung und Bewertung von nosokomialen Infektionen. Darunter versteht man Infektionen, an denen Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme erkranken (z.B. in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Praxen), insbesondere auch mit multiresistenten Keimen.
  • Voraussetzungen: Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
  • Dauer: 200 Stunden Kurs-Weiterbildung in Krankenhaushygiene, davon 40 Stunden Grundkurs und anschließend 160 Stunden Aufbaukurs. Die Kurs-Weiterbildung kann durch 12 Monate Weiterbildung unter Befugnis an Weiterbildungsstätten ersetzt werden.
  • Anzahl: In Deutschland sind 261 Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Krankenhaushygiene“ bei den Kammern registriert. Davon sind 241 berufstätig. 40 arbeiten ambulant und 166 stationär in einer Klinik.

Hygiene ist im Krankenhaus von zentraler Bedeutung: Hier halten sich häufig auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem auf, die besonders anfällig für Infektionen sind. Aber neben den Patientinnen und Patienten geht es bei der Bekämpfung von Bakterien und Viren natürlich auch um die Gesundheit und Sicherheit des medizinischen Personals. 

Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatz-Weiterbildung Krankenhaushygiene sind verantwortlich für die Überwachung und Umsetzung von Maßnahmen zur Infektionskontrolle. Um diese Aufgabe zu übernehmen, müssen sie eine umfassende Ausbildung absolvieren, die sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse umfasst. Hierzu gehören unter anderem die Identifizierung von Risikofaktoren für Infektionen, die Entwicklung von Strategien zur Prävention und Kontrolle von Infektionen sowie die Schulung des medizinischen Personals in Bezug auf Hygienemaßnahmen.

Um gegen Krankenhauskeime vorzugehen, sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Dazu gehört unter anderem eine konsequente Händehygiene und eine besondere Schutzkleidung. Außerdem müssen die Räumlichkeiten und das medizinische Equipment regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Auch ein effektives Management bei Ausbrüchen von Infektionen ist wichtig, um im Ernstfall schnell und gezielt Maßnahmen ergreifen zu können.

Multiresistente Keime: Ein besonderes Risiko

Multiresistente Keime sind Bakterienstämme, die gegenüber vielen Antibiotika unempfindlich sind. Dazu zählt beispielsweise der methicillinresistente Staphylococcus aureus – kurz: MRSA. Die Ausbreitung von multiresistenten Keimen kann zu schwerwiegenden Infektionen führen und stellt ein Risiko dar. Multiresistente Bakterienstämme können beispielsweise dann entstehen, wenn Antibiotika unsachgemäß angewendet werden – beispielsweise bei viralen Infektionen. Da man eine Infektion mit diesen Erregern nur schwer mit Antibiotika behandeln kann, sind sie besonders gefährlich für Patientinnen und Patienten. Die Kenntnis über diese Bakterienstämme und deren Bekämpfung ist somit ein wichtiger Bestandteil der Zusatz-Weiterbildung Krankenhaushygiene.

Eine Richtlinie des Robert-Koch-Instituts sieht vor, dass in Akutkrankenhäusern mit mehr als 400 Betten ein Krankenhaushygieniker oder eine Krankenhaushygienikerin hauptamtlich beschäftigt ist. Ärztinnen und Ärzte mit dieser Zusatzbezeichnung arbeiten aber nicht nur in Krankenhäusern. Gute Hygienekonzepte sind auch in anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems wichtig, beipielsweise in Arztpraxen, MVZ oder Pflegeeinrichtungen.
 


Krankenhaushygieniker werden: Die Zusatz-Weiterbildung im Überblick

Dauer der Weiterbildung

  • 200 Stunden Kurs-Weiterbildung gem. § 4 Abs. 8 in Krankenhaushygiene, davon
    • 40 Stunden Grundkurs und anschließend
    • 160 Stunden Aufbaukurs

Die Kurs-Weiterbildung kann durch 12 Monate Weiterbildung unter Befugnis an Weiterbildungsstätten ersetzt werden.

Inhalte der Weiterbildung

Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Krankenhaushygiene

  • Hygiene und Infektionsprävention in Krankenhäusern und Praxen
  • Hygienisches Qualitätsmanagement
  • Erstellung von Hygieneplänen und Überwachung von deren Umsetzung
  • Vorbeugung und Epidemiologie von infektiösen Krankheiten einschließlich des individuellen und allgemeinen Seuchenschutzes
  • Beratung bezüglich Infektionsverhütung, Infektionserkennung und Infektionsbekämpfung
  • Überwachung der Desinfektion, Medizinprodukteaufbereitung, Versorgung und Entsorgung
  • Surveillance nosokomialer Infektionen
  • Ermittlung des Risikoprofils einer Einrichtung für die Entstehung nosokomialer Infektionen
  • Erkennung nosokomialer Infektionen, Erreger- und Resistenzüberwachung
  • Beteiligung bei der Bewertung der Antibiotikaverbrauchsdaten, auch im ABS-Team
  • Planung und Durchführung von Interventionen zur Reduktion nosokomialer Infektionen und Besiedlungen mit multiresistenten Erregern (Richtzahl: 5)
  • Beratung beim Umgang mit multiresistenten Erregern (Richtzahl: 50)
  • Grundlagen der Hygiene von Lebensmitteln, Gebrauchs- und Bedarfsgegenständen und der Lebensmittelversorgung im Krankenhaus
  • Grundlagen der technischen Hygiene, der Wasserversorgung und der Raumlufttechnik im Krankenhaus
  • Hygienische Beratung bei der Planung und patientengerechten Durchführung von Bau- und Umbaumaßnahmen in medizinischen Einrichtungen Hygienische Begehungen und Inspektionen in klinisch-medizinischen Einrichtungen mit Analyse spezifischer hygienischer Risiken vor Ort, davon
    • OP-Trakt und dezentrale Eingriffs- und Untersuchungsräume, insbesondere Endoskopie, Herzkatheterlabor, Dialyse (Richtzahl: 4)
    • Pflegestationen einschließlich Bereiche mit besonderen hygienischen Anforderungen, z. B. Intensivstationen, hämatologisch-onkologische Stationen (Richtzahl: 2)
    • patientennahe Versorgungs- und Entsorgungsbereiche, z. B. Krankenhausküche und Lebensmittelversorgung, Hauswirtschaft, Wäscheversorgung, Bettenaufbereitung, Hausreinigung, Entsorgung (Richtzahl: 2)
  • Schulungen für ärztliche Mitarbeiter und Pflegepersonal (Richtzahl: 20)
  • Mitwirkung bei der Durchführung eines Ausbruchsmanagements (Richtzahl: 3)

Quellen: Musterweiterbildungsordnung 2018 der Bundesärztekammer, Ärztestatistik der Bundesärztekammer 2023, Bundesgesundheitsministerium, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.

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