
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Karin Jordan unseren Fragen. Sie ist seit dem 1. September 2021 neue Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam.
Frau Prof. Jordan, warum eigentlich haben Sie sich auf die Onkologie spezialisiert?
Prof. Dr. Karin Jordan: Die Hämatologie und Onkologie als ein breites, sich rasant entwickelndes und vor allem interdisziplinär behaftetes Fach hat mich bereits im Studium gereizt. Ich treffe auf schwer erkrankte Patientinnen und Patienten, die berechtigte Heilungschancen haben können. Medizinische Entscheidungen bestmöglich zu bahnen und gleichzeitig die Betroffenen in dieser speziellen Situation zu begleiten, ist eine stete individuelle, dynamische und anspruchsvolle Aufgabe.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Prof. Dr. Karin Jordan: Unabdingbar für eine gute Arbeitsatmosphäre sind Transparenz, Wertschätzung und Mitbestimmung im Team, idealerweise in gut etablierten Strukturen.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Prof. Dr. Karin Jordan: Zum einen, mit Blick auf den Patienten: jedes Detail ist wichtig. Zum anderen aber auch: ohne Netzwerk geht es nicht. Wer Visionen hat, braucht eine gesunde Portion Pragmatismus.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Prof. Dr. Karin Jordan: Im Miteinander sind mir Loyalität, Ehrlichkeit und Offenheit wichtig. Bei den Mitarbeitenden sind mir insbesondere auch spürbare Arbeitsbereitschaft und ein klares Verantwortungsbewusstsein wichtig. Wer mich kennt, weiß, dass angemessener Humor hier immer seinen Platz hat.
Was treibt Sie an?
Prof. Dr. Karin Jordan: Mir ist es ein Anliegen, dass insbesondere in der Onkologie Interdisziplinarität funktioniert, es die Möglichkeit des Austauschs gibt und Prozesse dahingehend inhaltlich und logistisch strukturiert werden.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Prof. Dr. Karin Jordan: Elisabeth Raether.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Prof. Dr. Karin Jordan: Haben Sie eine sehr gute klinische Ausbildung im Fokus, sowohl im akademischen als auch nicht akademischen Setting. Stecken Sie sich persönliche Ziele, zum Beispiel, wo Sie in fünf Jahren stehen möchten.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
Prof. Dr. Karin Jordan: Ich achte darauf, mir regelmäßige Auszeiten gern auch mit angenehmen Highlights zu setzen. Dies ist ja in Potsdam und seiner herrlichen Umgebung nicht schwierig.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Karin Jordan: Grundsätzlich ist das deutsche Gesundheitssystem im Vergleich zu anderen Ländern ein gutes System. Meines Erachtens setzt es allerdings häufig Fehlanreize und bildet insbesondere die „Sprechende Medizin“ nicht hinreichend ab.
Wann sind Sie glücklich?
Prof. Dr. Karin Jordan: Es macht mich sehr zufrieden, eigene Projekte lenken zu können und im Team wachsen zu sehen sowie im Eustress auf die richtige Betriebstemperatur zu kommen. Das Glück gehört dann eher ins Private.