Management: Warum Teamresilienz wichtig ist

6 Februar, 2024 - 07:55
Dr. med. Matthias Weniger
Teamresilienz Symbolbild

Krankenhausteams stehen unter chronischem Stress. Die Investition in eine offene, lernende und unterstützende Kultur zahlt sich in einer verbesserten Patientenversorgung und Mitarbeiterzufriedenheit aus und führt zu einer stärkeren, widerstandsfähigeren Organisation.

Investitionen in die Teamresilienz sparen langfristig Zeit, indem sie Konflikte reduzieren und die Zusammenarbeit sowie Effizienz verbessern. Effektive Kommunikation und unterstützende Strukturen helfen Teams, Herausforderungen schneller und mit weniger Stress zu bewältigen. Denn ohne eine offene Kommunikation können Missverständnisse und Fehler eskalieren. Dies führt zu Überforderung, Isolation, hoher Fluktuation sowie geringer Patientenzufriedenheit und Patientensicherheit. Entscheidend ist daher, dass Teams lernen, auf Herausforderungen proaktiv zu reagieren.

Resilienz ermöglicht es, Herausforderungen als Wachstumschancen zu sehen und ein stärkeres Kontrollgefühl über die Arbeitsumgebung zu entwickeln. Es gibt verschiedene Faktoren, die die Resilienz von Teams erhöhen:

  • Psychologische Sicherheit: Sie ist der Grundstein für eine offene Kommunikation. Regelmäßige offene Diskussionsrunden und die Vorbildrolle des Leitenden Arztes oder der Leitenden Ärztin schaffen ein Umfeld, in dem alle Fehler und Bedenken ohne Angst äußern können. Ein „Innovationskaffee“ könnte als Plattform dienen, auf der alle eingeladen sind, Verbesserungsvorschläge vorzustellen.
     
  • Innere Haltung: Das Akzeptieren von Aspekten, die nicht verändert werden können, wird gestärkt, wenn Teammitglieder lernen, ihre Energie auf lösbare Herausforderungen zu fokussieren und sich auf die optimale Nutzung vorhandener Ressourcen zu konzentrieren. Schulungen in Achtsamkeitspraktiken und Stressbewältigung unterstützen bei dieser zentralen inneren Haltung. Gleichzeitig spielen Leitende Ärzte eine Schlüsselrolle. Sie müssen Engpässe adressieren und für Verbesserungen eintreten.
     
  • Gemeinsame Vision und Werte: Sie sind in Krankenhäusern besonders wirkungsvoll. Die gute Versorgung und Behandlung von Menschen bieten einen starken, vereinenden Motivator. Regelmäßige Auszeiten außerhalb des Krankenhausrahmens, zum Beispiel in einer Klausurtagung, können helfen, diese Vision im Alltag zu verankern.
     
  • Wir-Gefühl und Zusammenhalt: Sie sind essenziell für ein resilientes Team. Regelmäßige Team-Erfolgsgeschichten-Meetings, in denen Erfolge geteilt und gefeiert werden, fördern das Vertrauen und den Zusammenhalt.
     
  • Gute Arbeitsorganisation: Sie wird durch effektive Arbeitsabläufe und klare Kommunikationskanäle etabliert. Digitale Tools für das Aufgabenmanagement können helfen, Aufgaben effizient zu verfolgen und Fortschritte zu teilen.
     
  • Kontinuierliches Lernen und Anpassung: Regelmäßige Schulungen und ein Lernstundenprogramm unterstützen die Entwicklung neuer Fähigkeiten und das Teilen von Forschungserkenntnissen.
     
  • Integration und kultureller Austausch: Schulungen zum kulturellen Bewusstsein, Sprachkurse und Mentoringprogramme helfen, Missverständnisse zu reduzieren und eine inklusive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Die Förderung von Diversität in Führungspositionen und inklusiven Entscheidungsprozessen sendet ein starkes Signal der Wertschätzung aus. Flexible Arbeitszeiten und soziale Unterstützungsangebote berücksichtigen zudem kulturelle und religiöse Bedürfnisse, während offene Feedbackkulturen und das Hervorheben von Erfolgsgeschichten Inspiration und Motivation fördern. Ein vielfältiges Team, das unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven einbringt, ist besser in der Lage, die Herausforderungen im Gesundheitswesen anzunehmen und eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu bieten.

Emotionen effektiv managen und interpretieren

Viele der genannten Aspekte funktionieren am besten, wenn die emotionale Intelligenz gefördert wird, gerade in der komplexen und anspruchsvollen Atmosphäre von Krankenhäusern. Teams, die in der Lage sind, Emotionen effektiv zu managen und zu interpretieren, sind besser ausgestattet, um mit Druck und unvorhersehbaren Herausforderungen umzugehen. Emotionale Intelligenz bezieht sich auf die Fähigkeit, eigene Emotionen und die Emotionen anderer zu erkennen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.

Ein Team, das emotional intelligent agiert, kann besser auf die emotionalen Bedürfnisse seiner Mitglieder eingehen. Das verstärkt das Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens, was wiederum eine Kultur fördert, in der Mitarbeitende bereit sind, füreinander einzustehen, innovativ zu sein und Herausforderungen als Chancen für Wachstum und Lernen zu sehen. Es geht darum, Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung zu üben und zu verstehen, und die eigenen Emotionen besser wahrzunehmen und zu benennen. Aber auch die Entwicklung der Empathiefähigkeit ist ein zentraler Aspekt der Emotionalen Intelligenz. Zuhören und Interpretieren von Körpersprache und emotionalen Ausdrücken in verschiedenen Situationen hilft im zwischenmenschlichen Umgang mit dem Team.

Weniger Stress, höhere Arbeitszufriedenheit

Das systematische Fördern von Teamresilienz wirkt sich weitreichend positiv auf die gesamte Krankenhausumgebung aus. Eine bessere Teamresilienz führt zu einer effizienteren Patientenversorgung, da Teams besser auf unvorhersehbare Situationen reagieren und schneller Lösungen finden. Dies kann die Patientenzufriedenheit erhöhen, da resilientere Teams in der Regel eine bessere Dienstleistungsqualität bieten. Zudem können eine geringere Fehlerquote und eine verbesserte Patientensicherheit direkte Folgen einer erhöhten Teamresilienz sein.

Auf der personalen Ebene führt eine gestärkte Teamresilienz zu weniger Stress und höherer Arbeitszufriedenheit, was die Mitarbeiterfluktuation reduziert und die Attraktivität des Krankenhauses als Arbeitsplatz steigert. Langfristig kann dies zu einer stärkeren Bindung qualifizierter Fachkräfte und zu einem besseren Ruf in der Gesundheitsbranche führen. Abschließend ist wichtig, dass die Führungskräfte in Krankenhäusern die Bedeutung von Teamresilienz erkennen, diese aktiv unterstützen und in eine offene, lernende und unterstützende Kultur investieren. Durch das Fördern dieser Faktoren können leitende Ärzte eine positive Veränderung herbeiführen, die weit über deren unmittelbaren Arbeitsbereich hinausreicht.

Dtsch Arztebl 2024; 121(3): [2]

Der Autor:

Dr. med. Matthias Weniger
Ärztlicher Leiter
Institut für Stressmedizin Rhein Ruhr
45525 Hattingen

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