
In der ambulanten Versorgung klafft eine Lücke – und sie wird größer. Bis 2035 könnten laut Robert-Bosch-Stiftung über 11.000 Hausarztpraxen unbesetzt sein. Schon heute finden mehr als 4.000 keine Nachfolge. Gleichzeitig wünschen sich viele Ärztinnen und Ärzte neue, planbare Arbeitsmodelle. Das Mannheimer Unternehmen LillianCare will genau hier ansetzen: mit einem Versorgungskonzept, das medizinische Qualität, moderne Infrastruktur und neue Arbeitsrealitäten zusammenbringt. Mitgründer Linus Drop erklärt, warum Physician Assistants dabei eine Schlüsselrolle spielen und warum Hausarztmedizin mehr sein kann als Zeitmangel und Zettelwirtschaft.
Warum klassische Praxismodelle an ihre Grenzen stoßen
Die hausärztliche Versorgung in Deutschland steht unter Druck. Längst betrifft der Mangel an ärztlichem Nachwuchs nicht mehr nur ländliche Regionen. Auch in Städten fällt es schwer, Nachfolgerinnen und Nachfolger für bestehende Praxen zu finden. Gleichzeitig steigen die Ansprüche junger Ärztinnen und Ärzte an ihre Arbeitsumgebung: weniger Bürokratie, mehr Teamarbeit, moderne IT und eine sinnvolle Delegation von Aufgaben.
„Wir haben gesehen, dass es nicht reicht, nur mehr Medizinerinnen und Mediziner auszubilden“, sagt Linus Drop, Co-CEO und Mitgründer von LillianCare. „Wir müssen die Art, wie ambulante Medizin organisiert ist, grundsätzlich neu denken.“ Genau hier setzt das Konzept des Unternehmens an, und zwar mit einer Mischung aus technischer Unterstützung, multiprofessionellen Teams und strukturierten Abläufen.
Was das Konzept von LillianCare ausmacht
Die LillianCare-Partnerpraxen funktionieren anders als viele klassische Hausarztpraxen. LillianCare agiert ausschließlich in unterversorgten Regionen, wo ein dramatischer Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten herrscht. Der Fokus liegt dabei auf der Allgemeinmedizin. In den betroffenen Ortschaften werden hybride Praxen für Allgemeinmedizin aufgebaut, die auf zwei Aspekten basieren. Das erste Element ist die Beteiligung von Physician Assistants (PA) an wesentlichen Behandlungsaspekten in der Allgemeinmedizin, wobei dies immer unter ärztlicher Supervision erfolgt.
Das zweite Element ist die Integration von Telemedizin, wodurch Ärztinnen und Ärzte tageweise von zuhause aus arbeiten können. Die Praxen an sich werden von angestellten Ärztinnen und Ärzten geführt. Dabei sind die Praxen immer eingebettet in ein starkes, digital unterstütztes Gesamtsystem. Eine eigens entwickelte App ermöglicht Patientinnen und Patienten, Anamnesebögen vor dem Termin digital auszufüllen, Rezepte zu beantragen oder Termine zu buchen.
Welche Lücke schließt LillianCare?
Der hausärztliche Versorgungsbedarf steigt, während gleichzeitig immer weniger Praxen Nachfolgerinnen und Nachfolger finden. Besonders für Ärztinnen und Ärzte, die nicht gründen wollen oder können, fehlen passende Modelle. LillianCare bietet hier eine Alternative: strukturierte Teams, moderne Infrastruktur und die Möglichkeit, ärztlich tätig zu sein, und das ohne unternehmerisches Risiko. Damit wird ein Umfeld geschaffen, das den Berufsverbleib fördert und Versorgungslücken vorbeugt.
Auf dieser Basis erfolgt eine strukturierte Zuweisung: Standardanliegen werden von PAs übernommen, komplexere Fälle direkt von Ärztinnen und Ärzten betreut. Am Ende eines durch einen PA betreuten Fall steht jedoch stets eine ärztliche Prüfung, sodass die Qualitätssicherung immer gegeben ist. Ergänzt wird das Modell durch telemedizinische Elemente, die es Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, bis zu zwei Homeoffice-Tage wahrzunehmen.
Das Konzept ist so attraktiv, dass sich sogar zunächst skeptische Ärztinnen und Ärzte dafür entschieden haben, für eine LillianCare-Partnerpraxis zu arbeiten und letztlich mit dazu beitragen, in ländliche Regionen die dringend notwenige medizinische Versorgung zu bringen. „Wir schaffen nicht nur Effizienz“, so Linus Drop, „sondern wir schaffen nicht nur für Patientinnen und Patienten, sondern auch für die Ärztinnen und Ärzte im Team Verlässlichkeit.“
Neue Arbeitsrealitäten brauchen neue Praxisformen
Gerade Ärztinnen, die heute mehr als die Hälfte des hausärztlichen Nachwuchses ausmachen, suchen zunehmend nach Arbeitsmodellen, die sich mit Familie, Care-Arbeit und Selbstfürsorge vereinbaren lassen. Die klassische Einzelpraxis mit vollem Risiko und 60-Stunden-Wochen ist für viele keine Option mehr – übrigens auch nicht für immer mehr Ärzte.
„Wir erleben oft, dass Medizinerinnen und Mediziner sehr bewusst nach Strukturen suchen, die Vereinbarkeit ermöglichen“, berichtet Linus Drop. „Teilzeit, Homeoffice, keine Abhängigkeit von betriebswirtschaftlichem Risiko – das ist für viele keine Frage von Bequemlichkeit, sondern von Machbarkeit.“
Tatsächlich bieten die Partnerpraxen von LillianCare genau das: planbare Dienstpläne, geteilte Verantwortung, Homeoffice-Optionen durch Telemedizin, flexible Arbeitszeitmodelle. Das kommt nicht nur Müttern zugute, sondern auch Vätern oder Ärztinnen und Ärzten mit Pflegeverantwortung. Letztlich kommt es auch den Patientinnen und Patienten zugute, die von einer stabilen Versorgung profitieren.
Was zeichnet die Arbeitsbedingungen aus?
LillianCare ermöglicht planbare Arbeitszeiten, hybride Arbeitsformen und eine klare Aufgabenverteilung im Team. Ärztinnen und Ärzte können etwa über telemedizinische Sprechstunden, bis zu zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten. Unterstützt werden sie durch akademisch ausgebildete Physician Assistants, medizinische Fachangestellte und ein zentrales Backoffice. So entsteht mehr Zeit für die eigentliche ärztliche Tätigkeit – bei gleichzeitigem Fokus auf Vereinbarkeit.
„Wir stecken als Gesellschaft immense Ressourcen in die Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern“, so Drop. „Es ist absurd, wenn wir dann zusehen, wie hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Beruf aussteigen, weil es keine Strukturen gibt, die zu ihrem Leben passen.“
Bei LillianCare will man dazu beitragen, das zu ändern, und zwar nicht mit Ideologie, sondern mit funktionierenden, praxistauglichen Konzepten. Denn wenn Medizin weiblicher geworden ist, muss auch die Versorgungsstruktur dieser Realität gerecht werden und Medizinerinnen ausreichend Möglichkeiten bieten, um ihre Arbeitssituation an ihre Lebensrealität anzugleichen.
Ärztliche Verantwortung im Zentrum – mit Delegation auf Augenhöhe
Ein zentraler Baustein des Konzepts von LillianCare sind die Physician Assistants. Sie übernehmen auf Basis ärztlicher Anordnung Aufgaben wie Anamnese, Verlaufskontrollen oder Patientengespräche. Alle PAs bei einer LillianCare-Partnerpraxis haben ein zusätzliches, staatlich anerkanntes Bachelorstudium absolviert, das Theorie und Praxis miteinander verbindet.
„Das ist kein Ersatz für medizinische Expertise“, betont Drop. „Es ist eine gezielte Verstärkung. PAs schaffen Freiräume und genau die brauchen Ärztinnen und Ärzte, um ihren Beruf mit Sorgfalt und Zufriedenheit auszuüben.“
Diese klare Rollenverteilung soll nicht zuletzt auch die Arbeitszufriedenheit erhöhen. Laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie wünschen sich über 85 Prozent der befragten Hausärztinnen und Hausärzte weniger Bürokratie. Gleichzeitig sehen über 50 Prozent großes Potenzial in digitalen Tools und 64 Prozent fordern mehr Einbindung von medizinisch qualifiziertem Assistenzpersonal.
„Unser Ziel ist kein Idealbild auf PowerPoint“, sagt Drop. „Es ist ein funktionierender Rahmen für die Versorgung im Alltag und das gelingt nur mit Teamarbeit, Struktur und einem gemeinsamen Verständnis davon, was gute hausärztliche Versorgung heute leisten muss.“


