
Mit einem neuen Lehrangebot zur Persönlichkeitsentwicklung will das Universitätsklinikum Jena (UKJ) Medizinstudierende dabei unterstützen, ein wissenschaftliches und berufliches Ethos auszubilden. „Was für eine Ärztin oder ein Arzt möchte ich später einmal sein? Und wie kann ich das erreichen?“ Um diese Fragen soll es in den Seminaren des ‚‚Longitudinalen Curriculums zur Ärztlichen Professionalitätsentwicklung“ gehen.
„Im Medizinstudium steht zunächst das Fachliche im Vordergrund: Die Studierenden lernen Fakten, verstehen Zusammenhänge und trainieren praktische Tätigkeiten, und das oft in vielen Einzelkursen mit jeweils anderen Lehrenden. Aspekte, die über die fachliche Expertise hinausgehen, aber für die berufliche Persönlichkeit wesentlich sind, werden oftmals nur punktuell oder implizit vermittelt“, sagte Projektleiter Dr. med. Sven Schulz. Dazu gehörten zum Beispiel Verantwortungsübernahme und Autonomie als Arzt, Umgang mit Fehlern, Schaden-Nutzen-Abwägung oder das Spannungsfeld von Patientenwohl und Ökonomie.
„Wir wollen auch zur Selbstreflexion und Selbstfürsorge anregen, zum Nachdenken über persönliche und berufliche Befürchtungen und Erwartungen. Dabei gehen wir auch auf die Anregungen und Erfahrungen der Studierenden ein“, betonte der Psychologe Dr. Jens Rißmann. In einem wöchentlichen Mentoringangebot können die Studierenden engeren Kontakt zu einer Ärztin oder einem Arzt knüpfen, die oder den sie in erster Linie als Gesprächspartner und Begleiter ihrer beruflichen Entwicklung kennenlernen.
Zurzeit befindet sich das auf zwei Jahre angelegte Curriculum in der Pilotphase. Die Lehrangebote richten sich an Studierende im Klinischen Abschnitt ab dem fünften Fachsemester. Moderiert werden sie von sechs ärztlichen und zwei psychologischen Lehrenden. Die Koordination hat das Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Jena übernommen. Das Projektteam plant, den Kurs umfassend zu evaluieren mit dem Ziel, das Lehrangebot langfristig im Medizinstudium zu verankern.
Dtsch Arztebl 2022; 119(22-23): [4]