RWI-Studie: So wirken sich Klinikschließungen aus

11 Oktober, 2022 - 07:40
Dr. Sabine Glöser

Durch das Schließen von 18 Kliniken zwischen 2015 und 2018 hat sich die Fahrzeit zum nächsten Krankenhaus für betroffene Patientinnen und Patienten um durchschnittlich sieben Minuten verlängert. Auch sank die Rate der Krankenhausaufenthalte in der Bevölkerung. Das jedenfalls ergab einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen.

Den Ergebnissen zufolge brauchten drei Viertel der Betroffenen nach der Schließung weniger als zehn Minuten länger zum nächsten Krankenhaus. Für rund zehn Prozent verlängerte sich die Fahrzeit jedoch um mehr als 20 Minuten. Zudem gingen die Krankenhausaufenthalte in der Bevölkerung zurück. Für Menschen mit längerer Fahrzeit zum nächsten Krankenhaus sank die Wahrscheinlichkeit, im Jahr nach der Schließung mindestens einmal im Krankenhaus behandelt zu werden, von knapp 15 Prozent um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zu Nichtbetroffenen. Im zweiten Jahr nach der Schließung sank die Wahrscheinlichkeit um knapp 0,5 Prozentpunkte.

Den Forschenden zufolge lassen die Daten keine Rückschlüsse darauf zu, ob die wegfallenden Krankenhausaufenthalte auch dringende Fälle betreffen. Wäre dies so, könnten die Schließungen das Gesundheitsrisiko erhöhen. Sollten eher Patienten mit leichten Erkrankungen betroffen sein, die ambulant behandelt werden können, würde dies für eine effizientere Gesundheitsversorgung sprechen.

„Angesichts des Personalmangels im Gesundheitswesen und der alternden Bevölkerung ist die Zusammenlegung von Kliniken in vielen Fällen eine wichtige Maßnahme, um die Effizienz zu erhöhen und eine personelle Mindestbesetzung zu gewährleisten“, sagte RWI-Gesundheitsökonomin Anne Mensen. Auch könne die Schließung kleiner Kliniken die Behandlungsqualität verbessern. „Damit auch für ältere und weniger mobile Menschen eine angemessene Versorgung gewährleistet ist, müssen Krankenhausschließungen sorgfältig geplant werden und mit Konzepten zur Ausweitung der ambulanten Versorgung einhergehen.“

Dtsch Arztebl 2022; 119(41): [4]

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