
Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden in der Arbeitswelt immer wichtiger. Gerade junge Ärztinnen und Ärzte legen bei ihrem eigenen Verhalten und ihrem Arbeitgeber Wert auf diesen Bereich. Aber der Klimaschutz in Krankenhäusern ist ausbaufähig. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Hartmannbundes.
Die Eindämmung des Klimawandels ist für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung unverzichtbar. Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, sich klimabewusst zu verhalten und zu entscheiden oder dies meistens zu tun. Aus diesem Grund ist ihnen Klimaschutz auch bei der Wahl des Arbeitgebers wichtig. Kliniken, die sich hier breit aufstellen und ökologische Nachhaltigkeit fördern, könnten bei der Personalsuche im Vorteil sein.
Die größten „Klimasünder“ im Krankenhaus
Doch viele Arbeitgeber müssten nach Meinung der Befragten in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz nachbessern. Etwa 60 Prozent sind der Ansicht, dass Arbeitgeber ihr Personal zum Thema Klimaschutz mehr fortbilden müssten. Außerdem denken 74 Prozent, dass es Aufgabe der Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sei, Klimafolgen und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
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Gerade hier bestehen große Probleme: Für 85 Prozent der Befragten ist der Materialverbrauch in Krankenhäusern eine der größten Klimasünden. Es gebe zu viele Einwegartikel, oder Produkte seien zu stark verpackt. Auch das Wärmemanagement falle durch schlechte Isolierung, alte Heizungen, keine zeitgesteuerte Beleuchtung, Computer im Dauerbetrieb oder permanentes Lüften negativ auf. 60 Prozent der Umfrageteilnehmenden kritisieren darüber hinaus das Abfallmanagement und die Mülltrennung. Insgesamt kommen 76 Prozent der jungen Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zu dem Schluss, dass sie ihren Arbeitgeber als nicht nachhaltig einschätzen. Dabei wollen sich 90 Prozent der Befragten auch im Arbeitsalltag klimafreundlicher verhalten.
Klimaschutz liegt bei der Wahl des Arbeitgebers vorn
Allerdings beschreiben 57 Prozent ihre Arbeitssituation so, dass sie nicht genügend Freiraum haben, um sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen. Es fehle an Zeit und besseren Gestaltungsoptionen und auch das Hintergrundwissen müsse ausgebaut werden. 80 Prozent der Befragten würden eher in einem Krankenhaus arbeiten wollen, das klimabewusst agiert. Beim Thema Transport sind viele Umfrageteilnehmenden bereits nachhaltig unterwegs. 52 Prozent kommen mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit, 27 Prozent mit dem Auto und 15 Prozent mit dem ÖPNV. Fast die Hälfte der Arbeitgeber bietet ihren Mitarbeitenden entweder ein Jobrad oder ein Jobticket an.
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„Durch einen ökologischen Umbau oder eine Sanierung könnten die Klimaschutzziele des Gesundheitssystems, die der Deutsche Ärztetag 2021 gefordert hat, auch realistisch erreicht werden“, erklärt Dr. Moritz Völker, Vorsitzender des Arbeitskreises junge Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund.
An der Umfrage „Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Krankenhaus“ des Hartmannbundes nahmen 283 Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung teil. Etwa 90 Prozent von ihnen arbeiten in einem Krankenhaus, etwa zehn Prozent ambulant in einer Praxis oder MVZ.
Zu viel Bürokratie
Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) und apoBank haben ebenfalls eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen durchgeführt. Im Frühjahr 2023 befragten sie insgesamt 240 Ärztinnen und Ärzte. Fast 80 Prozent von ihnen messen der Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen einen hohen Stellenwert bei. Für junge Fachärztinnen und Fachärzte unter 40 Jahre ist dieser Aspekt wichtiger als für ältere Medizinerinnen und Mediziner.
68 Prozent der Befragten geben an, in ihrem Arbeitsalltag mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert zu werden, meistens durch Vorschriften und Regelungen. Sie bemängeln fehlende oder mangelnde Informationen zum Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen und wünschen sich gleichzeitig mehr Infomaterial und Tipps für eine grünere Praxis oder öffentliche Fördermöglichkeiten. 90 Prozent der Fachärztinnen und Fachärzte sind der Auffassung, dass Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen keine oder zu wenig Beachtung erhält.
Ein großes Problem scheinen Bürokratie und Regulatorik zu sein. 54 Prozent der Befragten wünschen sich, diese zu verringern. Außerdem wollen 46 Prozent mehr ökologische Maßnahmen zu Umwelt- und Klimaschutz umsetzen und 44 Prozent mahnen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens an. Mehr als die Hälfte der Medizinerinnen und Mediziner hat bereits selbst Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit ergriffen (z.B. Mülltrennung, bessere Entsorgungsprozesse, Reduzierung von Plastik).
Quelle: Hartmannbund, SpiFa