Kliniken müssen heute andere Wege gehen, um die Aufmerksamkeit von Fachkräften zu erreichen. Die Westküstenkliniken (WKK) sind kreativ geworden und gehen mit Comics auf Personalsuche. Im Interview berichten Timm Kaatz, Leiter für Personalentwicklung, Recruiting und BGM und Sebastian Kimstädt, Leiter der Unternehmenskommunikation, wie es zu der Idee kam und welche Resonanz sie erfahren haben.
Sie nutzen Comics, um die Aufmerksamkeit von Bewerbern zu erlagen? Wie kam es zu der Idee?
Timm Kaatz: Stellenanzeigen ähneln sich sehr. Alle haben das beste Team, bieten tolle Entwicklungsmöglichkeiten und sind die beste Klinik. Das stellt auch Bewerber vor die Herausforderung zu prüfen, welches Haus zu einem passt. Da muss man auffallen und mögliche Bewerber und Bewerberinnen auf sich aufmerksam machen. Wenn alle anderen gelb blinken, müssen wir blau leuchten. Das Prinzip haben wir auch bei anderen Kampagnen bereits erfolgreich angewendet und dadurch Pflegekräfte und Hebammen gewonnen.
Sebastian Kimstädt: Wir wollten Werbung mit unseren eigenen Mitarbeitenden in deren beruflichen Umfeld machen. Das ist wegen der Corona-Pandemie aber schwierig. Denn Fotografen und Filmteams lassen wir momentan nicht ins Haus und auch sonst müssten alle Beteiligten bei den Aufnahmen Masken tragen. Das gefällt uns nicht. Denn wir wollen unsere Mitarbeitenden zeigen, wie sie sind. Neue Mitglieder für ein Team findet man eben nur, wenn man sich auch ins Gesicht schauen kann. Und da kam uns im Brainstorming die Idee, unsere Mitarbeitenden zeichnen zu lassen.
Und warum nutzen Sie gerade Comics, um sich abzuheben?
Timm Kaatz: Comics beziehungsweise Graphic Novels sind sehr hochwertig. Indem wir unsere Mitarbeitenden zeichnen lassen, drücken wir auch unsere Wertschätzung ihnen gegenüber aus und gewinnen die Kolleginnen und Kollegen als Botschafter. Denn eine Zeichnung von einem selbst ist immer noch etwas Besonderes. Die leitet man dann auch innerhalb des Kollegenkreises oder außerhalb der Klinik weiter.
Welche Geschichten erzählen Sie mit den Comics?
Sebastian Kimstädt: Wir sind das größte kommunale Krankenhaus in Schleswig-Holstein und der Schwerpunktversorger für die Menschen entlang der gesamten schleswig-holsteinischen Westküste. Unser Traumazentrum und unsere Stroke Unit sind überregional zertifiziert. Wenn auf den Inseln ein Unglück passiert, kommt der Rettungshubschrauber zu uns. Das spiegelt sich auch in den Comics wider. Wir stellen nicht alltägliche, aber für unsere Klinik auch nicht außergewöhnliche Situationen dar. Wir erarbeiten die Geschichte vorher mit den Protagonisten des jeweiligen Comics und achten dabei auch auf Fachbegriffe. Zielgruppe sind ja schließlich Mediziner.
Die Comics sind seit April in verschiedenen Publikationen erschienen. Gab es schon erste Reaktionen?
Timm Kaatz: Ja. Sowohl wir als auch die Mitarbeitenden, die in den Comics abgebildet sind, erhalten viele Rückmeldungen – und alle sind positiv.
Sind weitere Aktionen geplant?
Timm Kaatz: Wir werden die Comics noch animieren und hybride Clips aus Zeichentrick und echten Filmaufnahmen herstellen, in denen die Protagonisten selbst zu Wort kommen und von ihrer Arbeit berichten. Dadurch wird erkennbar, dass unsere Comic-Helden keine Phantasiefiguren sind, sondern dass die Mitarbeitenden wirklich existieren und bald mein neuer Kollege oder meine neue Kollegin sein können.
Die Comics sind ungewöhnlich und werden es sicher schaffen, die Aufmerksamkeit von Bewerbern zu erregen, aber letztlich müssen Sie als guter Arbeitgeber überzeugen. Wie schaffen Sie das?
Timm Kaatz: Bewerber sind immer wieder erstaunt, wie viel wir als Westküstenkliniken bieten. Das ist meist mehr, als die allermeisten erwartet haben. Sowohl hinsichtlich unseres sehr breiten Leistungsspektrums als auch bei den Möglichkeiten, die wir als Carrying Company unseren Mitarbeitenden in vielen Bereichen bieten. Die alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Interview sprengen. Aber wer sich dafür interessiert, kann uns gerne kontaktieren.