
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für Ärztinnen nach wie vor eine größere Herausforderung als für ihre männlichen Kollegen. So nehmen Ärztinnen beispielsweise häufiger Karriereeinbußen wahr, wenn sie Elternzeit nehmen. Das jedenfalls ergab eine Studie einer Forschungsgruppe der Kliniken des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum.
Die wichtigsten Ergebnisse: 92 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte stimmen der Aussage zu, dass sich die Karrierechancen von Männern und Frauen unterscheiden. Viele kinderlose Frauen und Männer auf einer assistenz- oder fachärztlichen Position äußerten das Gefühl, sich zwischen Kind und Karriere entscheiden zu müssen. 56 Prozent der Assistenz-, Fach- und Oberärztinnen, die bereits Kinder hatten, gaben an, durch die genommene Elternzeit Einbußen in ihrer Karriere erlitten zu haben. Die Mehrheit der Männer teilte diese Erfahrung nicht (54 Prozent). Um die Vereinbarkeit von Kind und Karriere zu verbessern, halten 56 Prozent der ärztlichen Führungskräfte Jobsharing-Modelle für geeignet und umsetzbar – und zwar auf allen Hierarchieebenen.
„Innovative Arbeits- und Elternzeitmodelle sind ein wesentlicher Schlüssel, um die Rahmenbedingungen für die ärztliche Karriere von Frauen und Männern anzugleichen“, sagte Prof. Dr. Elena Enax-Krumova von der Neurologischen Klinik am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil. Wesentliche Gründe für die unterschiedlich wahrgenommenen Karrierechancen sieht sie in der multifaktoriellen Belastung berufstätiger Frauen. Hinzu komme die zumeist längere berufliche Abwesenheit von Frauen, die sich durch die genommene Elternzeit und eine sich daran anschließende Arbeit in Teilzeit ergebe.
Für die Studie befragten die Forschenden zwischen November 2021 und Februar 2022 deutschlandweit 2.060 Ärztinnen und Ärzte aller Karrierestufen. Die Studie ist in der Fachzeitschrift GMS Journal for Medical Education erschienen (DOI: 10.3205/zma001660).
Dtsch Arztebl 2024; 121(13): [4]