Sorge um Gesundheit von Ärzten und Pflegekräften

19 Mai, 2020 - 07:15
Dr. Sabine Glöser
Arzt in Schutzanzug und im Stress

In den meisten deutschen Krankenhäusern fehlen psychologische Versorgungsstrukturen für Ärzte und Pflegekräfte, die COVID-19-Patienten betreuen. Darauf hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) unlängst hingewiesen. Entsprechende Angebote müssten jetzt dringend aufgebaut werden, sagte Prof. Dr. Felix Walcher, Generalsekretär der DIVI und Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg.

In den Kliniken seien speziell die Intensivpflegekräfte gefährdet, die an der unmittelbaren Schnittstelle zwischen Schwerkranken, deren Angehörigen und dem medizinischen Versorgungssystem arbeiteten. „Und genau an dieser Schnittstelle sind es die psychischen, moral-ethischen und sozialen Aspekte, die sehr häufig zu Belastungsspitzen führen“, betonte Tilmann Müller-Wolff, Sprecher der Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität. Daher müssten langfristig dringend Standards für die innerklinischen Krisenhilfen für Beschäftigte entwickelt werden, ergänzte Dr. Teresa Deffner, Sprecherin der DIVI-Sektion Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin.

„Das Konzept eines Peer-Supports, wie wir ihn in einigen wenigen Kliniken etablieren konnten, wäre für Pflegepersonal und Ärzte eine große Hilfe“, erläuterte Dr. Dominik Hinzmann von der Technischen Universität München und dem Ärztlichen Rettungsdienst der Stadt München. Für die Teams der Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr gebe es bereits langjährig etablierte Unterstützungsstrukturen. „Aber auch wir sind mittendrin, wir brauchen diese auch“, sagte er weiter.

Die DIVI spricht sich dafür aus, Vertreter von Bundesbehörden, Kammern, Fachverbänden, der Krankenhausgesellschaft und Kostenträgern sowie Wissenschaftler und erfahrene Akteure im klinischen Feld zusammenzubringen und das weitere Vorgehen gemeinsam abzustimmen. Ziel müsse es sein, an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasste Krisenhilfen zu etablieren.

Dtsch Arztebl 2020; 117(21): [4]

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